"Magisches Spiel"

Deshalb ist Spanien jetzt WM-Topfavorit

Teilen

Spanien empfahl sich beim 1:1 in Deutschland als WM-Favorit.

"Ole"-Rufe aus der Gästekurve, ehrfurchtsvolles Staunen auf den restlichen Rängen: Spaniens Nationalteam ist wieder da und hat sich mit teilweise fantastischem Fußball beim 1:1 (1:1) gegen Weltmeister Deutschland in Düsseldorf als WM-Favorit für Russland empfohlen. "Das ist unsere Botschaft: Dass wir überall gewinnen wollen", sagte Trainer Julen Lopetegui am Freitagabend.

Beim Weltmeister von 2010 begeisterte vor allem das Trio mit dem omnipräsenten Real-Star Isco, dem stets gefährlichen Dauerbrenner David Silva und dem nach wie vor genialen Ballverteiler Andres Iniesta. "Härtetest mit Auszeichnung bestanden", schrieb die Sportzeitung Mundo Deportivo am Samstag. "La Roja hat Deutschland in der ersten Hälfte mit magischem Spiel eine Lektion erteilt."

Unter Lopetegui, dem Nachfolger von Vicente del Bosque, blieben die Spanier damit auch im 17. Spiel ungeschlagen. Nichts erinnerte die 50.653 Zuschauer mehr an jene Mannschaft, die bei der WM 2014 in Brasilien kläglich in der Gruppenphase gescheitert und bei der EM 2016 in Frankreich im Achtelfinale von Italien demontiert worden war. "Spanien ist sehr eingespielt, da greifen die Automatismen sehr gut", sagte der deutsche Erfolgscoach Joachim Löw, der mit dem Test "sehr zufrieden" war.

Iniesta "weit weg von China"

"Wir haben Dinge gemacht, die nur wenige Mannschaften zeigen können. Das ist der Weg. Wir glauben an diese Generation von Fußballern und haben das auf dem Platz gezeigt", betonte Spaniens Kapitän Sergio Ramos nach seinem 150. Länderspiel. Der Innenverteidiger demonstrierte sein Selbstbewusstsein auch, als er nach der Rekordmarke von Iker Casillas (167 Partien) gefragt wurde: "Der zittert schon."

Dass die Konkurrenz vor Spanien zittert, liegt vor allem an Mittelfeldstratege Iniesta. Der 33-Jährige vom FC Barcelona leitete mit einem genialen Pass das frühe 1:0 durch Rodrigo Moreno ein und ließ seine Gegenspieler immer wieder ins Leere laufen. "Iniesta zeigt Spiel für Spiel, dass sein Fußball weit weg von China ist", schrieb Marca. Dem Siegtorschützen des WM-Finales 2010 soll ein extrem lukratives Angebot aus dem Reich der Mitte vorliegen.

Iniesta blieb zur Halbzeit in der Kabine, Isco ging nach einer knappen Stunde vom Feld. Deutschland kam deshalb nach der Pause auf. Lopetegui reiste trotzdem mit einem "sehr positiven Gefühl" weiter zum nächsten Spiel am Dienstag in Madrid gegen Lionel Messis Argentinien. "Wir haben gegen die momentan beste Mannschaft der Welt gespielt - und wir hatten die Option zu gewinnen", merkte der 51-Jährige zwölf Wochen vor der WM in Russland an.

Frankreich stolpert gegen Kolumbien

Kolumbien feierte indes einen 3:2-(1:2)-Sieg beim Vizeeuropameister Frankreich und untermauerte damit seinen Ruf als WM-Geheimfavorit. "Dieser unerwartete Rückschlag beweist, dass Frankreichs Team noch sehr bröckelig ist", kommentierte die Sportzeitung "L'Equipe" am Samstag. Trainer Didier Deschamps sprach von einem "Stromausfall" in der zweiten Hälfte und prangerte gar "Selbstgefälligkeit" an.

Die 2:0-Führung nach Toren von Oliver Giroud und Thomas Lemar reichte nicht, denn Luis Muriel, Radamel Falcao und Juan Quintero sorgten noch für den ersten Sieg Kolumbiens gegen Frankreich überhaupt. Die Zeitung "Le Parisien" schrieb von der "Rückkehr der blauen Schmerzen" für Les Bleus.

Europameister Portugal durfte sich dagegen einmal mehr bei seinem Weltfußballer bedanken. "Mit zwei Treffern gegen Ägypten schlägt Cristiano Ronaldo eine weitere goldene Seite seiner Karriere auf, die bereits voller unvergesslicher Momente ist", pries die Zeitung "Record" den 33-Jährigen nach dem dramatischen Finale beim 2:1-(0:0)-Sieg über den Rekord-Afrikameister, der durch Liverpool-Star Mohamed Salah im Züricher Letzigrund in Führung gegangen war.

Rundum zufrieden war Englands Teamchef Gareth Southgate nach dem 1:0-Sieg in Amsterdam über die bei der WM fehlenden Niederlande. "Ich war wirklich angetan von der Qualität unseres Fußballs", gab der 47-Jährige zu Protokoll. Es war für die "Three Lions" das bereits fünfte Match en suite ohne Gegentor, nachdem sie zuletzt torlose Remis' gegen Deutschland und Brasilien erreicht hatten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.