Bilanz

Krankls knallharte Analyse

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ÖSTERREICH-Kolumnist Hans Krankl rechnet nach der Sasion ab. Er nennt seine Tops und Flops und spricht Klartext über den Meister.

KRANKLS TOPS

Mein Spieler des Jahres - Marc Janko: Da gibt es überhaupt keine Diskussion: Marc war der überragende Mann der Saison. Er hat Salzburg im Alleingang zum Meistertitel geschossen und gezeigt, dass er ein Top-Stürmer ist. So viele Tore muss man auch in der österreichischen Liga erst einmal schießen. Früher oder später wird er auch ins Ausland wechseln. Ich bin mir sicher: Janko würde sich auch in Deutschland, Spanien, Italien oder England durchsetzen. Er ist ein Ausnahmestürmer. Typen wie er sind in ganz Europa gefragt.

Mein Trainer des Jahres - Paul Gludovatz: Der alte Schilfschneider hat es allen gezeigt. Respekt, was er mit Ried geschafft und erreicht hat. Das hat ihm niemand zugetraut. Es ist ein mutiger Schritt gewesen, den ÖFB zu verlassen, aber der Pauli hat alles richtig gemacht. In Ried werden sie ihm jetzt ein Denkmal setzen. Statt gegen den Abstieg zu kämpfen, hat er bis zuletzt um die Europacup-Qualifikation gekämpft.

Meine Fans des Jahres - Rapid-Fans: Das Hanappi-Stadion ist mein zweites Wohnzimmer – und das wird immer so bleiben. Wahnsinn, was in Hütteldorf abgeht, dort herrschen englische Verhältnisse. Die Rapid-Anhänger sind die besten in der Liga. Ich liebe sie – und ich weiß, dass auch sie mich lieben. Sie stehen hinter der Mannschaft, auch wenn es nicht nach Wunsch läuft.

Mein Überraschungsmann des Jahres - Werner Gregoritsch: Ich freue mich riesig für Werner Gregoritsch. Was er mit Kapfenberg für den Klassenerhalt geschafft hat. Der Werner ist seit Langem ein guter Freund von mir, ich habe ihm natürlich schon gratuliert. Das ist eine große Leistung von ihm gewesen. Jetzt weiß jeder in Österreich, was er als Trainer für Qualitäten hat. Der Gregerl hat diese Saison das Letzte aus seinen Spielern herausgeholt. Kompliment.

Mein Märchen des Jahres - Helge Payer: Ich habe Riesenrespekt vor Helge Payer. So einen Schicksalsschlag muss man erst einmal verkraften. Viele haben befürchtet, dass seine Karriere nach dem Venenverschluss im Bauch bereits zu Ende ist. Aber er hat sich zurückgekämpft und ein tolles Comeback im Rapid-Tor gefeiert. Auch die Einberufung ins Team hat sich Helge mehr als verdient.

KRANKLS FLOPS

Der Absturz des Jahres - Austria Kärnten: Ich hätte nie gedacht, dass Austria Kärnten in der Rückrunde so abstürzen würde. Im Herbst hat die Mannschaft noch so toll gespielt. Aber dann ist große Unruhe entstanden, darum hatte es Trainer Frenkie Schinkels extrem schwer. Er war nicht zu beneiden.

Die Enttäuschung des Jahres - SV Mattersburg: Mattersburg hat den Abgang von Didi Kühbauer nicht verkraftet, das hat sich während der gesamten Saison gezeigt. Die Burgenländer sind niemals richtig in Tritt gekommen. Carsten Jancker, der als erfahrener Spieler die Situation kritisiert hatte, wurde einfach kaltgestellt. Denn in Mattersburg darf nur der Präsident reden. Das führte fast dazu, dass die Burgenländer beinahe abgestiegen wären, dabei ist die Mannschaft grundsätzlich gar nicht so schlecht.

Der Fehleinkauf des Jahres - Ailton: Ailton war einmal ein ganz großer Torjäger. Dank seiner Treffer ist Werder Bremen 2003/04 Meister geworden. Doch heute ist er nur noch ein Schatten von einst. Wenn man den Brasilianer jetzt sieht, dann kann man sich nicht vorstellen, dass dieser Mann ein Fußballprofi ist. Viel zu dick. Das hätten die Altacher bei der Verpflichtung sehen müssen. Ailton ist mitschuldig am Abstieg.

Die Entgleisung des Jahres - Attacke auf Koch: Rapid-Keeper Georg Koch wurde beim Derby gegen die Austria im Hanappi-Stadion von einem Böller so schwer verletzt, dass der Deutsche seine Karriere beenden musste. Solche Fans gehören nicht ins Stadion, sie müssen für immer verbannt werden. Was noch schlimmer ist: Der Böllerwerfer, der aus dem Austria-Lager stammt, ist bis heute noch nicht verurteilt worden. Ich hoffe, dass so etwas bei uns nie mehr passiert.

Die Blamage des Jahres - RB Salzburg: So eine Peinlichkeit darf sich ein Meister nicht erlauben: 1:4 gegen Absteiger Altach zu Hause vor 22.500 Zuschauern. Normalerweise müssten die Bullen jetzt ihren Anhängern das Eintrittsgeld zurückzahlen. Ich habe das Gefühl, dass den Salzburg-Spielern das Herz fehlt. Das ist eben ein Retortenverein – ohne Tradition. Das spürt man, das ist auch der große Unterschied zu Rapid.

Krankls Allstar-Team
Tor: Gebauer (Ried)
Verteidigung: Bodnar (Salzburg), Baur (LASK), Glasner (Ried), Ulmer (Salzburg)
Mittelfeld: Hofmann (Rapid), Acimovic (Austria), Boskovic (Rapid)
Sturm: Hoffer (Rapid), Janko (Salzburg), Maierhofer (Rapid)

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