"Nicht vedient"

Rapids Mut in Charkiw unbelohnt

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Schöttel: Vom Ergebnis enttäuscht, aber mit Entwicklung des Teams zufrieden.

Nach dem 0:2 in Charkiw und damit der zweiten Niederlage im zweiten Gruppenspiel der Fußball-Europa-League ist der Sechzehntelfinal-Aufstieg für Rapid in weite Ferne gerückt. Aber nicht nur, weil sich das Aus bereits abzeichnet, verließen die Kicker des Rekordmeisters am Donnerstag mit hängenden Köpfen das Stadion der EM 2012. 65 Minuten lang schien gegen die ukrainische "Südamerika-Auswahl" eine Überraschung in Griffweite, wie schon beim 1:2 gegen Rosenborg Trondheim stellte man sich selbst ein Bein. "Wir haben es nicht verdient, mit null Punkten dazustehen", war Trainer Peter Schöttel denn auch überzeugt.

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"Wir haben uns vorgenommen, das Spiel mit viel Freude und Mut zu bestreiten, und wir wollten zeigen, dass wir auf diesem Niveau mithalten können", erklärte der 45-Jährige nach dem sechsten und bis dato wohl bedeutendsten Europacupspiel seiner Trainerkarriere. Die bitteren Charkiw-Gastspiele der Wiener Austria und Salzburgs in der Vorsaison (jeweils 1:4) jedenfalls schienen vergessen, als Grün-Weiß schon in der Frühphase der Partie mehrere Chancen auf die Führung vorfand und ein Kopfball von Christopher Trimmel an die Stange ging (20.).

Während Trimmel in dieser Situation Fortune fehlte, mussten andere wie Kapitän Steffen Hofmann, der mit schön angetragenen Freistößen mehrmals die Verwundbarkeit der Charkiw-Defensive offenlegte, Deni Alar oder Guido Burgstaller in punkto Chancenauswertung mit sich selbst hadern. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir zu so vielen Möglichkeiten kommen. Aber wenn du fünf, sechs hochkarätige Chancen hast, dann musst du die eine oder andere verwerten", stellte Schöttel nüchtern fest. "Da hatten wir Pech, vielleicht hat auch die Entschlossenheit gefehlt."

Mühsame Diskussion

Mario Sonnleitner fand es "mühsam, darüber zu diskutieren. War es Glück, Pech, oder ist es Qualität?", fragte der Steirer, während wenige Meter daneben Metalist-Präsident und Oligarch Alexander Jaroslawski Autogramme schrieb. Dass man ausgerechnet gegen einen spielerisch so starken Gegner in dessen eigenen Stadion durch einen Kopfball nach Freistoß in Rückstand geriet, wurmte Sonnleitner ebenso wie Schöttel. "Das ist auf diesem Niveau nicht tragbar", meinte der Verteidiger, "schade und ärgerlich, dass wir durch eine Standardsituation auf die Verliererstraße gekommen sind", kommentierte der Trainer.

Schöttel jedenfalls durfte sich auf die Fahnen heften, das Team auf einen starken Gegner gut eingestellt zu haben. "Es ist uns gelungen, dass wir sie lange Zeit nicht so zur Entfaltung kommen haben lassen, wie wir sie schon gesehen haben", betonte er und sah den kontrolliert-offensiven Ansatz seiner Elf, den er schon im Vorfeld angekündigt hatte, bestätigt. "Die Überlegung war, dass es nicht reichen wird, hinten drinzustehen und zu verteidigen. Deswegen haben wir auch Ildiz drin gehabt, da hätten wir ja auch Kulovits bringen können. Wir haben versucht, es spielerisch zu lösen. Ich denke, dass war recht mutig von uns, und wir wären beinahe belohnt worden." Auch der ungewohnte Einsatz von Thomas Prager im rechten Mittelfeld, wo der Brasilianer Taison zu wirbeln pflegt (Schöttel: "Er war mit seiner Schnelligkeit sehr, sehr unangenehm") erwies sich als adäquates taktisches Manöver.

Zu wenig Punkte

Die magere Punkteausbeute ärgerte nicht zuletzt den Leitwolf der Hütteldorfer. "Wir hätten eigentlich deutlich mehr Punkte machen können und müssen. Leider belohnen wir uns nicht. Das ist sehr enttäuschend für uns", befand Hofmann, er setzt auf einen weiteren Reifeprozess: "Wir können aus diesem Spiel sehr viel Positives mitnehmen. Für die Zukunft ist das für eine so junge Mannschaft sehr wichtig."

Schöttel schlug in dieselbe Kerbe. "Ich habe den Spielern zu ihrer Leistung gratuliert. Sie merken selbst, dass eine Entwicklung da ist, dass etwas weitergeht. Das ist für die jungen Spieler eine tolle Erfahrung. Wir sind auf einem guten Weg. Ich war wirklich positiv überrascht." Weniger erfreut zeigte er sich vom Frustfoul Burgstallers in der Nachspielzeit, das dem Kärntner eine Rote Karte einbrachte: "Er kann halt nicht verlieren. Die Reaktion war überzogen, jetzt er fehlt uns, weil er ein sehr wichtiger Spieler ist."

Massiver Druck

Tatsache ist, dass Rapid im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen, das am 25. Oktober nach dem Geisterspiel gegen Rosenborg wieder vor gefüllten Rängen im Prater über die Bühne gehen wird, schon massiv unter Druck steht. "Wir sind mit dem Rücken zur Wand, aber ich freue mich endlich auf ein volles Happel-Stadion", sagte Sonnleitner, "jedes Spiel ist eine Entwicklungsphase und vielleicht ist noch etwas drinnen."
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