Polster zum EM-Desaster

"Wir waren einfach schlecht vorbereitet"

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Toni Polster macht Teamchef Marcel Koller für das EM-Versagen verantwortlich.

Unser Team hat bei der EURO maßlos enttäuscht. Was zu unserem Desaster geführt hat. Wir haben uns von der guten Quali blenden lassen, haben auf eine starke Endrunde gehofft. Aber: Unser Team mit Marcel Koller ist in Frankreich kläglich gescheitert. Wir wissen jetzt auch, was die Quali wirklich wert war, da braucht man nur auf die Schweden und Russen zu schauen.

Die Misere begann schon im Trainingslager in der Schweiz. Da mussten die verletzt gewesenen Janko und Dragovic im Klettergarten rumturnen, anstatt den Trainingsrückstand aufzuholen. Schon da habe ich mich gewundert. Und auch bei der Auswahl der Testgegner hat Koller kein glückliches Händchen gehabt. Zuerst hätten wir gegen die Holländer und dann gegen Malta spielen müssen. Mit einem Sieg fährt es sich leichter zur EM als mit einer Niederlage.

Wahl des Teamquartiers war sicher nicht ideal

Aber auch in Frankreich ist alles schiefgelaufen. Die Wahl des Teamquartiers in der Provence war aufgrund der Reisestrapazen zu den Spielen nicht ideal. Aber der Sponsorentermin um Mitternacht nach dem Portugal-Spiel geht überhaupt nicht. Die Spieler sind erst um sechs Uhr Früh ins Bett gekommen - und das drei Tage vor dem Finale gegen Island.

Koller hat die EM in Sand gesetzt

Koller, der schon als Wunderwuzzi gefeiert wurde, hat mit seinen unverständlichen Aufstellungen die EM in den Sand gesetzt. Ich kann mir bis heute nicht erklären, was ihn zur Systemumstellung im so wichtigen Spiel gegen Island veranlasst hat. Jetzt die Schuld bei den Spielern zu suchen, finde ich auch nicht okay. Denn Koller hat sie selbst ausgesucht und auf die falschen gesetzt. Sie waren mental und körperlich nicht für die EURO bereit. Mit Ausnahme des jungen Schöpf. Aber der wurde viel zu wenig eingesetzt.

Toni Polster nennt die elf Gründe fürs EM-Desaster

1 Falsches Trainingslager: Das Programm des Camps in der Schweiz (Bergsteigen, Klettern) war amateurhaft.

2 Testspiel-Auswahl unprofessionell: Wir hätten zuerst gegen Holland und dann gegen Malta spielen müssen.

3 Teamquartier in der Pampa: In Mallemort sagten sich Fuchs und Hase gute Nacht. Paris wäre ideal gewesen.

4 Überheblichkeit des ÖFB: Teamchef und Sportdirektor haben die Situation bei der EM völlig falsch eingeschätzt.

5 David Alaba "enteiert": Zuerst der Rüffel wegen Snapchat, dann gleich zweimal falsch eingesetzt.

6 Taktik und Aufstellung zum Wundern: In einem Entscheidungsspiel sollte man nicht experimentieren.

7 Vorgetäuschte heile Welt: We are brothers, hieß es. Aber es war nicht immer alles eitel Wonne in der Truppe.

8 Kaderauswahl nicht optimal: Okotie wurde nur aus Dankbarkeit, weil er das 1:0 gegen die Russen machte, mitgenommen.

9 Unnötiges Mitternachtsessen: Wenn man erst um 6 Uhr in der Früh ins Bett kommt, ist man den nächsten Tag fertig.

10 Totale Abschottung: Die Spieler gingen nicht einmal zum Golfen, obwohl der Platz neben dem Hotel war.

11 Marcel Koller überschätzt: Der Teamchef konnte seine Spieler nicht auf dem Punkt in Form bringen.
 

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