Public Viewing

1.500 Verletzte bei Massenpanik in Turin

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Auf einer Fanmeile brach das Chaos aus. Wie konnte es soweit kommen?

Überall Scherben, Gläser, Schuhe und Taschen. Die Piazza San Carlo im Zentrum von Turin sollte am Samstagabend eigentlich Schauplatz einer Mega-Party werden. Doch beim Public Viewing des Champions-League-Finales zwischen Juventus Turin und Real Madrid (1:4) rannten - offenbar nach einem lauten Knall - tausende Menschen in Panik davon und verletzten einander.

Viele kamen zu Sturz, traten übereinander und fielen aufeinander. Am Ende dieser Nacht sind es nach Medienberichten mindestens 1.500 Verletzte. Ein sieben Jahre alter Bub schwebt demnach in Lebensgefahr. Die Staatsanwaltschaft Turin leitete Ermittlungen ein. Vermutlich war während des Spiels - das Juventus mit 1:4 verlor - auch eine Absperrung umgefallen, was zu dem Unglück beigetragen haben soll.

Andere erzählten, jemand habe "Bombe" gerufen. "Alle schrien, "lauft weg, lauft weg". Menschen lagen auf dem Boden, es war schrecklich", sagte ein Fan dem TV-Sender Sky. Ein anderer sagte der Zeitung La Stampa: "Wir sind über die Leute gerannt, die am Boden lagen. Wir haben einigen geholfen, aber die Masse hat gedrückt."

Erinnerung an Heysel-Tragödie

"Ich bin erschüttert, es erinnerte an die Katastrophe von Heysel", wird ein Fan von der Nachrichtenagentur Ansa zitiert. Beim Finale des Europapokals der Landesmeister im Mai 1985 zwischen dem Liverpool und Juventus im Heysel-Stadion waren in Brüssel 39 Menschen gestorben.

In Turin ging die Panik zwar vergleichsweise glimpflich aus. Aber wie konnte so etwas überhaupt passieren - vor allem in Zeiten, in denen die Angst vor Terroranschlägen allgegenwärtig ist? Die Behörden müssen sich kritischen Fragen stellen. Gab es wirklich keine Fluchtwege, wie Betroffene berichteten? Immerhin war es ein eine angemeldeter Massenveranstaltung mit rund 30.000 Besuchern.

Die Bilder zur Massenpanik in Turin

Müssten da die Kontrollen nicht besonders scharf gewesen sein? Und wieso lag der ganze Platz voller Glasscherben, wenn bei Veranstaltungen dieser Art eigentlich nur Plastikbecher zugelassen sein sollten?

Kritik an den Turiner Behörden

"Sehr viele Verletzte haben sich an Glas geschnitten, und das hätte leicht vermieden werden können", sagte der Gesundheitsbeauftragte der Stadt, Antonio Saitta. Fans erzählten, dass Schwarzhändler überall unbehelligt Bier in Flaschen verkaufen konnten. Hinzu kommt: Wenn wirklich ein Böller oder etwas ähnliches die Panik ausgelöst hat, wie konnte den jemand in die Menge bringen? Gab es keine Durchsuchungen von Taschen?

"Es gab nur Kontrollen, was gefälschte Merchandising-Produkte anging, aber keine Kontrollen, um den Flaschenverkauf und den ungeregelten Zugang zu verhindern", schrieb ein Nutzer auf Twitter an Turins Bürgermeisterin Chiara Appendino, die sich erschüttert über die Ereignisse gezeigt hatte.

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