Austria Wien

6 Gründe, warum Baumgartner scheiterte

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oe24 analysiert, warum die Kombination Austria-Baumgartner nicht funktionierte.

Die Zeit des Leidens ist vorbei - für Gerald Baumgartner und für die vielen Austria-Fans, die seit Wochen die Ablöse des glücklosen Salzburgers forderten. Jetzt darf sich Austria-Legende Andi Ogris - vorerst - bis Saisonende an der Rettung der Verteilerkreis-Veilchen versuchen. oe24 analysiert, wieso Baumgartner in Wien gescheitert ist.

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1. Fehlende Erfahrung
Nach dem Verpassen der Europa League in der Vorsaison sollte Gerald Baumgartner die Austria mit neuer Spielphilosophie zurück an die Spitze der heimischen Liga führen. Offenbar eine zu große Aufgabe für den Bundesliga-Neuling: Baumgartner war vor seinem Engagement in Favoriten lediglich bei den Red Bull Juniors, Pasching und St. Pölten als Trainer tätig, wusste dabei vor allem im Cup zu überzeugen. Mit Regionalligist Pasching holte er 2013 den Titel, mit Zweitligist St. Pölten kam er 2014 immerhin ins Endspiel und fixierte so die Europacup-Teilnahme der Niederösterreicher. In der Bundesliga hatte Baumgartner vor seiner Unterschrift bei den Veilchen allerdings noch keine Erfahrungen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um am "Trainer-Friedhof Favoriten" zu überleben...

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2. Baumgartner nur Not-Lösung?
So gut Austria-Manager Markus Kraetschmer die Finanzen des Klubs nach dem Stronach-Ausstieg im Griff hat, so ungeschickt agierte die Austria-Führung seit dem Meistertitel 2012/13 bei wichtigen Personal-Entscheidungen. Bereits vor Beginn der Saison kündigte Sport-Boss Thomas Parits seinen Rückzug nach dieser Saison an. Statt schon im Sommer nach einem Nachfolger zu suchen, präsentierte man erst in der Winterpause mit Franz Wohlfahrt einen neuen Sportdirektor.

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Für die Trainersuche im Sommer zeichnete also noch das Duo Kraetschmer/Parits verantwortlich und machte dabei nicht die beste Figur: Zunächst hatte die Austria intensiv an der Rückkehr von Manfred Schmid gearbeitet. Schmid wurde als Co-Trainer von Peter Stöger mit der Austria Meister, ging danach mit seinem Chef nach Deutschand zum 1. FC Köln, weil ihm Parits/Kraetschmer die Stöger-Nachfolge nicht zugetraut hatte. Im Sommer hätte es dann zum Comeback bei den Veilchen kommen sollen, die Kölner gaben Schmid aber nich frei - wohl auch eine Retourkutsche für die harten Verhandlungen der Austria im Stöger-Poker ein Jahr zuvor.

Neben Schmid fielen am Verteilerkreis auch immer wieder die Namen Adi Hütter und Damir Canadi. Hütter löste bei Red Bull Salzburg den nach Leverkusen abgewanderten Roger Schmidt ab. Canadi, der bei Altach gute Arbeit leistet, mit den Vorarlbergern den Aufstieg schaffte und aktuell klar vor der Austria liegt, entschied sich für einen Verbleib im "Ländle" und machte somit den Weg für Baumgartner bei den Veilchen frei. Zwar ist es im Fußball üblich, dass Vereine mit mehreren Kandidaten verhandeln, ob Baumgartner bei den Austria-Bossen wirklich die Wunsch-Lösung war, darf stark bezweifelt werden.

3. Baumgartner als Fremdkörper
Insider berichten, dass Baumgartner keinen guten Draht zu den Spielern hatte. Mit seiner direkten Art macht sich der ehemalige Spieler nur wenige Freunde, dieser Eindruck bestätigte sich auch bei den Trainingseinheiten in Favoriten: Während Kondi-Coach Martin Mayer zwischen den Übungen mit den Spielern scherzt, stand Baumgartner meist abseits der Szenerie und wirkte als Fremdkörper im violetten Team-Gefüge. Zudem machte sich der Coach das Leben selbst schwer: Er servierte Kapitän Manuel Ortlechner und Champions-League-Goldtorschütze Roman Kienast zu Beginn seiner Amtszeit ab. Das kam offenbar nicht nur bei den Fans nicht gut an, sondern ließ die Sympathiewerte des Trainers bei seinen Spielern in den Keller rutschen.

4. Spieler ließen Trainer im Stich
Bei allen Fehlern, die Baumgartner bei seinem ersten Job in der Bundesliga macht, die Schuld nur bei ihm zu suchen, wäre unfair. Leistungsträger wie Alex Grünwald, Alex Gorgon, Heinz Lindner und Markus Suttner spiel(t)en in dieser Saison weit unter ihrem Niveau oder fielen lange Zeit verletzt aus. Zudem wurde in der Winterpause Top-Scorer Omer Damari nach Leipzig transferiert, seinen Abgang konnte die Austria trotz der Zugänge von Philipp Zulechner und Ronivaldo bislang nicht auffangen.

5. Favoriten-Fluch
Baumgartner und der Verteilerkreis - das war noch nie eine innige Beziehung. Schon zwischen 1987 und 1989 versuchte Baumgartner als Stürmer sein Glück in Favoriten. Die magere Bilanz: Der heute 50-Jährige kam bei zwölf Einsätzen auf 557 Spielminuten im violetten Trikot und blieb ohne Torerfolg. Nach den den Leistungen im Frühjahr war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Baumgartners zweiter Anlauf in Favoriten ein wenig erfolgreiches Ende nehmen würde.

6. Machte sich Baumgartner zu viel Druck?
Bei seiner Antritts-Pressekonferenz legte Baumgartner die Latte selbst sehr hoch. Der 50-Jährige erklärte das System der Dortmunder und jenes von Red Bull Salzburg als Vorbild für seine Spielidee. Mit aggressivem Pressing und schnellen Torabschlüssen wollte er die Austria in die Erfolgsspur führen und die Fans begeistern. Ein Unterfangen, das gehörig schief ging: Die Austria erwischte einen denkbar schlechten Saisonstart, feierte erst in der achten Runde gegen die SV Ried den ersten Saisonsieg.

Nicht nur die Ergebnisse passten nicht, auch die Spielweise war einer Austria über weite Strecken der Saison nicht würdig. Statt schnellem Pressing und vielen Tor-Abschlüssen, mussten sich die Fans mit Fehlpass-Orgien und Grusel-Kick "anfreunden". Das Vertrauen der Anhänger in den Trainer war schnell angekratzt und war auch nicht mehr zu kitten sein. In Foren und den sozialen Medien gab es längst keine Unterstützung mehr für Baumgartner, im Gegenteil: Auf Facebook forderten die Fans in der Gruppe "G. Baumgartner Raus" seit Wochen den Rauswurf des Trainers.

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