Klartext von LASK-Coach

Ismaël: 'Lieber Geisterspiele statt Absage'

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Im großen ÖSTERREICH-Interview meldet sich LASK-Coach Ismaël (44) aus Deutschland.

LASK-Erfolgstrainer Valerin Ismael spricht im Interview mit ÖSTERREICH über die Corona-Krise, Zukunftsplanung und den Liga-Abschluss.

ÖSTERREICH: Valérien, du bist bei deiner Familie in Erding bei München. Das Wichtigste: Wie geht es Euch?

VALÉRIEN ISMAËL: Meiner Familie und mir geht es gut, wir sind alle gesund. Auch für Langeweile bleibt selbstverständlich keine Zeit. So halten wir regelmäßig klubintern Videokonferenzen ab, darüber hinaus führe ich per Fernverbindung mit Dustin Heun Videoanalysen durch. In der restlichen Zeit halten mich meine Mädels auf Trab.

ÖSTERREICH: Wie bleibst Du in Form?

ISMAËL: Ich habe mir meinen Morgensport als tägliche Routine beibehalten. Ich stehe um sechs Uhr in der Früh auf und beginne mit meinem Fitnessprogramm. Bis meine Familie aufwacht, dauert es zu diesem Zeitpunkt eineinhalb Stunden. Diese Zeit ist für mich eine sehr wichtige. Auf diese Weise kann ich mit Ruhe und gut vorbereitet in den Tag reinstarten. Da ich meine Geräte allesamt zu Hause habe, bin ich auch nicht vom Wetter abhängig.

ÖSTERREICH: Hast Du täglich Kontakt zu Deinen Spielern und dem Verein?

ISMAËL: Ja, ich stehe sowohl mit meinem Trainerteam als auch mit Jürgen Werner in regelmäßigen Abständen im Austausch. Hierbei geht es auch um Planungen für die nächste Saison, konkret durch Videoanalyse und Spielerbeobachtung. Darüber hinaus habe ich auch mit den Spielern regelmäßig Kontakt. Dieser erfolgt über Videokonferenzen und WhatsApp.

ÖSTERREICH: Kann man in dieser schweren Zeit überhaupt noch die Zukunft planen. Transfers etc.?

ISMAËL: Ja, das ist definitiv möglich, wenngleich es natürlich von vielen Faktoren abhängig ist. Wir haben damit im Übrigen nicht erst seit Ausbruch der Pandemie gestartet. Über der näheren Zukunft steht aus den bekannten Gründen natürlich ein Fragezeichen. Fakt ist aber, dass es weitergehen wird. Darauf muss man vorbereitet sein.

ÖSTERREICH: Glaubst Du, dass die Meisterschaft überhaupt zu Ende gespielt werden kann?

ISMAËL: Da bleibe ich Stand jetzt skeptisch.

ÖSTERREICH: In Deutschland will man es spätestens Ende Mai mit Geisterspielen versuchen. Sind Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit auch in Österreich eine Option?

ISMAËL: In dieser Frage spielen natürlich wirtschaftliche Aspekte eine große Rolle. Die Wahl zwischen Geisterspielen und Absagen ist letztlich eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Letztlich würde aber wohl jeder die Geisterspiele einer Absage vorziehen. Bis dahin ist der Weg aber freilich noch ein langer. Es ist aktuell einfach nicht absehbar, wann es wieder losgeht. Der Startschuss wird wohl mit der Möglichkeit, wieder gemeinsam zu trainieren, fallen. Solange das nicht möglich ist, wissen wir, dass sich alles andere noch hinauszögert.

ÖSTERREICH: Bayern-Boss Rummenigge will die deutsche Bundesliga im Notfall sogar bis September spielen. Was sagst Du dazu?

ISMAËL: Ich denke, dass die TV-Gelder in Deutschland noch einmal in einer völlig anderen Dimension angesiedelt sind. Es ist natürlich klar, dass die Bundesliga alles daransetzt, die Liga fertig zu spielen. Ob ein solcher Zugriff auf zwei Saisonen umsetzbar ist, oder man damit beide Spielzeiten aufs Spiel setzt, muss man sich ansehen.

ÖSTERREICH: Sollte der Worst Case eintreten und die Meisterschaft nicht zu Ende gespielt werden, wie soll dann die Saison gewertet werden? Was wäre die fairste Lösung?

ISMAËL: Ich möchte mich an solchen Gedankenspielen nicht beteiligen. Zunächst müssen wir alle zusammenhelfen, die Ausbreitung des Virus in den Griff zu bekommen, damit ein normaler Alltag Einzug halten kann. Das sollte oberste Priorität haben. Momentan ist alles andere für mich viel zu weit weg.

ÖSTERREICH: Viele Stars spenden trotz Gehaltskürzungen in dieser schweren Zeit. Wie engagierst Du dich?

ISMAËL: Gemeinsam mit meinem Trainerteam und der Mannschaft habe ich im Rahmen der vereinseigenen Aktion #GE-MEINSAMGEGENCORONA auf einen Teil meines Gehalts verzichtet. Darüber hinaus versuche ich, mein näheres Umfeld aktiv zu unterstützen. Ich habe beispielsweise Kontakt zu vielen Gastronomen. Hier kann man etwa mit dem Kauf von Gutscheinen einen Beitrag leisten. Auch versuche ich, mit Spenden zu helfen. Sobald auch körperliche Hilfe möglich ist, werde ich auch dementsprechend mit anpacken. Aktuell kann ich finanziell und moralisch unterstützen.

ÖSTERREICH: In Deiner Heimat Frankreich sind jetzt schon über 3000 Tote. Hast Du Angst um Deine Verwandten?

ISMAËL: Die Region, aus der ich stamme (Elsass, Anm. ), ist von der Ausbreitung des Virus stark betroffen. Ich stehe in regelmäßigem Kontakt mit Familie und Freunden. Aktuell geht es Gott sei Dank allen von ihnen gut.

Wolfgang Ruiner

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