Mahnung an Politik

UEFA-Boss: Wien braucht neues Stadion

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UEFA-Präsident Ceferin spricht sich klar für ein moderneres Stadion in Wien aus.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hat sich für infrastrukturelle Maßnahmen rund um das Ernst-Happel-Stadion in Wien ausgesprochen. "Wien als europäische Metropole sollte ein moderneres Stadion haben als das aktuell der Fall ist", meinte der Slowene am Freitagnachmittag bei einem Medientermin mit österreichischen Journalisten in Klagenfurt.

Eine Machbarkeitsstudie hatte im Sommer einen Neubau von Österreichs größtem Stadion im Wiener Prater nahegelegt. Der ÖFB will das Projekt mit dem Bund und der Stadt Wien vorantreiben. Ceferin sieht die Politik in der Pflicht. "Es genügt nicht, dass Politiker zu Besuch kommen, wenn gesiegt wird", betonte der Chef der Europäischen Fußball-Union (UEFA). "Man muss auch wirklich diese Basisarbeit leisten, dass man beim Aufbau und bei der Modernisierung von Fußballstadien aktiv ist."

Österreich verfüge laut Ceferin grundsätzlich über eine gute Infrastruktur. Beim größten Stadion des Landes sei eine Modernisierung aber dringend notwendig. 2008 war im Happel-Stadion noch das EM-Finale über die Bühne gegangen. Für das paneuropäische Turnier 2020 bestand mit der in die Jahre gekommenen Arena aber keine Chance.

UEFA-Boss setzt sich für kleinere Ligen ein

Der ÖFB hat sich stattdessen für dasselbe Jahr mit der kleineren, modernisierten Generali Arena in Wien-Favoriten für das Finale der Frauen-Champions-League beworben. Die Vergabe erfolgt am 24. Mai. Der Entscheidung wollte Ceferin, der am Abend das Länderspiel zwischen Österreich und Slowenien besuchte, nicht vorgreifen. "Ich weiß aber, dass Österreich eine fundierte Bewerbung abgegeben hat", sagte der UEFA-Chef, der grundsätzlich die Entwicklung des österreichischen Fußballs lobte - auch des Frauenfußballs.

Ceferin ist als Nachfolger von Michel Platini seit September 2016 im Amt. Verschrieben hat er sich neben den Bemühungen um Transparenz im eigenen Verband auch dem Kampf gegen die finanzielle Schere, die zwischen großen und kleineren Fußball-Ländern aufgeht. "Wir sind uns bewusst, dass das ein ernsthaftes Problem ist", betonte der 50-Jährige aus Ljubljana. "Wir arbeiten intensiv daran, dass der Prozess verlangsamt und vielleicht gestoppt wird."

Kommende Saison sind alleine aus Spanien, Deutschland, England und Italien je vier Teams fix für die Champions League qualifiziert - das ist die Hälfte aller Mannschaften. Eine geschlossene Gesellschaft befürchtet Ceferin nicht. "Solange ich im Amt bin, wird die Champions League eine offene Liga bleiben", erklärte der UEFA-Chef. Der Kampf zwischen kleinen und großen Teams mache auch einen Teil des Reizes aus. "Auf Dauer wird es auch langweilig, jede Woche Bayern München gegen Real Madrid zu sehen."

Salzburg-Lauf erfreut Ceferin

Insofern freute sich Ceferin auch über den Erfolgslauf von Salzburg in der Europa League. "In der Rolle als Präsident muss man ja neutral bleiben", sagte der Slowene, um dann auf einen möglichen Titelgewinn der Salzburger angesprochen mit einem Schmunzeln hinzuzufügen: "Aber ich freue mich, wenn auch Clubs aus kleinen oder mittelgroßen Ländern, die eine sehr gute Entwicklung genommen haben, etwas gewinnen können. Das ist ein Zeichen für die Entwicklung des Fußballs."

Gänzlich werde man das Auseinanderdriften von Arm und Reich nicht stoppen oder umkehren können, meinte Ceferin. Als Maßnahme werde aber darüber nachgedacht, die Anzahl der gemeldeten Spieler je Club in UEFA-Bewerben zu reduzieren und künftig auch Leihtransfers zu verbieten. Die fünf größten Länder (inkl. Frankreich) brächten aber auch 86 Prozent des UEFA-Budgets ein. Nur 60 Prozent gehen an sie zurück. Ceferin: "Das ist immer noch relativ fair."

Zurückhaltend ist die UEFA weiterhin beim Videobeweis. In der Champions League ist er in diesem Jahr noch kein Thema. "Es kommt nicht darauf an, etwas als Erster zu tun, sondern es fundiert zu tun", sagte Ceferin. Die Königsklasse sei zu wichtig, um sie als Versuchsumgebung zu nutzen. "Dafür hat es in Deutschland, Portugal oder auch in England zu viele Situationen gegeben, die tragikomisch waren."

Irgendwann werde sich das Hilfsmittel wahrscheinlich etablieren. Bei der vom Weltverband (FIFA) ausgerichteten WM im Sommer in Russland wird es bereits eingesetzt. "Wir machen das nächstes Jahr nur dann, wenn es ausreichend geprüft ist", erklärte Ceferin die UEFA-Haltung. Wenn der Videobeweis davor bereits in der Champions League verwendet wird, werde er auch bei der EM 2020 zum Einsatz kommen.

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