Gruppe F

DFB-Drama: Darum schieden die Deutschen aus

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DFB-Auswahl scheitert in der WM-Vorrunde nach peinlichem 0:2 gegen Südkorea.

Wahnsinn: Weltmeister Deutschland muss nach Hause fahren! Deutschland verliert gegen Südkorea mit 0:2 und muss die Heimreise antreten. Titelverteidiger Deutschland unterlag Südkorea im letzten Spiel 0:2, für beide ist die WM zu Ende. Den Deutschen hätte in Kasan beim Spielausgang der Parallelpartie ein 1:0 für den Aufstieg gereicht, anstelle eines späten Siegestreffers mussten sie aber zwei Gegentore in der Nachspielzeit hinnehmen.

Deutschland setzte mit dem Out aber auch eine Serie fort. Mit Italien (2010) und Spanien (2014) scheiterten die jüngsten beiden Titelverteidiger jeweils vier Jahre später in der Gruppenphase. Im dritten WM-Aufeinandertreffen zwischen dem DFB-Team und Südkorea gelang es den Asiaten erstmals, dem Favoriten Punkte abzuringen. Deutschland blieb sogar nur Gruppenplatz vier.

Darum schieden die Deutschen aus

Die Deutschen haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Es gibt einige Gründe für die Blamage. Jérôme Boateng ist ein Paradebeispiel der übersättigten Generation der deutschen Nationalspieler. Dem Bayern-Star sind Handy, Uhren, Brillen, Schmuck und Autos wichtiger als Fußball. Und Boateng ist kein Einzelfall. ÖSTERREICH-Kolumnist Frenkie Schinkels weiß: "Auch Peter Stöger ist in Dortmund an den abgehobenen Spielern gescheitert. Reus, Götze oder Schürrle interessiert doch ein neuer Ferrari mehr als ein Pokal im Fußball."

Jogi Löw ist sicher einer der erfahrensten Teamchefs, aber er hat die Komfortzone bei seinen Spielern nicht im Griff. Und daran sind die Deutschen gescheitert. Schinkels sagt: "Johan Cruyff hat bei Barcelona nach dem Titelgewinn acht Spieler aussortiert, weil sie nicht mehr topmotiviert waren." Löw hat bis auf Götze auf seine satten Weltmeister gesetzt, das war sein großer Fehler. Dieses Team wirkte arrogant, abgehoben und satt. Es fehlte an Leidenschaft und unbedingtem Willen. Eine weitere bittere Wahrheit: Löw hat bei der Kadernominierung kein glückliches Händchen bewiesen und den dribbelstarken Sane zu Hause gelassen.

Die Deutschen erkannten nicht die Zeichen der Zeit. Alarmsignale wie die schlechten Ergebnisse in der Vorbereitung wurden mit dem Argument weggewischt, dass Deutschland eine Turniermannschaft sei. Wohl hat sich der DFB auch durch den Confed-Cup-Gewinn 2017 blenden lassen. Echte Weltklassespieler wie Kroos und Neuer sind in der Unterzahl. Auch fehlte es an klassischen Führungspersönlichkeiten. Typen wie Schweinsteiger, Lahm oder ein Podolski wurden schmerzlich vermisst.

Dazu kamen Nebenschauplätze wie die Diskussion um die Erdogan-Fotos von Özil und Gündogan oder auch die Unzufriedenheit mit dem WM-Quartier in Watutinki. In Summe waren die Stars der Deutschen mit Ausnahme von Reus allesamt von ihrer Top-Form weit entfernt. Und das WM-Aus passt eigentlich ins Bild. Die deutsche Bundesliga kann seit geraumer Zeit kaum international Erfolge aufweisen. Sowohl in Champions League, als auch in der Europa League, scheiden die deutschen Klubs (mit Ausnahme der Bayern) regelmäßig früh aus.

Löw gab Özil noch eine Chance

Löw hatte gegenüber dem Spiel gegen Schweden in seiner Startaufstellung gegen Südkorea fünf Umstellungen vorgenommen. WM-Debütant Leon Goretzka kam für Thomas Müller in die Startelf, Niklas Süle ersetzte in der Innenverteidigung den gesperrten Jerome Boateng. Mats Hummels kehrte nach seiner Verletzung wie erwartet in die Anfangsformation zurück. Zudem standen Mesut Özil und Sami Khedira beim Titelverteidiger von Beginn an auf dem Platz. Bei Südkorea bekam Jung Woo-young anstelle des angestammten Kapitäns Ki Sung-yueng, der an einer Muskelverletzung laboriert, seine Chance.

Das Positive für die Deutschen mit Halbzeitpfiff: Es stand 0:0 - genauso wie im Parallelspiel, damit wären die Deutschen weiter. Nach einer äußerst bescheidenen ersten Hälfte in Kazan ging es mit einem torlosen Remis in die Kabine. Der deutschen Mannschaft war die Verunsicherung fast noch mehr anzumerken als im Schweden-Spiel. Und das trotz des jüngsten Erfolgserlebnisses. Das Offensivspiel der DFB-Elf war statisch, behäbig und endete immer wieder am gegnerischen Sechzehner in allgemeiner Ratlosigkeit.

Video zum Thema: Südkorea – Deutschland: Angriff von Deutschland

Südkorea machte allerdings auch nicht gerade viel nach vorne und lauerte eigentlich nur auf Konter. Bei ihren wenigen Chancen waren die Asiaten dennoch zumindest gefährlicher als Jogi Löws Mannen.

Video zum Thema: Südkorea – Deutschland: Riesen-Chance für Südkorea

Nach der Pause folgte der erste Schock für die Deutschen! Im Spiel Schweden gegen Mexiko jubelten die Schweden über das 1:0! Jogi Löw reagierte sofort, brachte bereits in der 57. Minute Mario Gomez als zusätzlichen Stürmer ins Spiel. Raus ging der erneut farblose Khedira.

DFB-Team bei Kontern extrem anfällig

Und das große Zittern begann! Die Deutschen zeigten aber auch in der zweiten Halbzeit erneut keine gute Leistung und spielten zu verkrampft.

Video zum Thema: Südkorea – Deutschland: Tor-Chance für Goretzka

Die beste Chance der Südkoreaner, bei denen Salzburg-Legionär Hwang ab der 56. Minute zum Einsatz gekommen ist, fand in der zweiten Hälfte Son in der 78. Minute vor. Ein Konter endete aber schließlich mit einem knappen Fehlschuss. Weitere Konterchancen spielten die Asiaten nicht konsequent zu Ende. Für die endgültige Entscheidung sorgte schließlich aber Kim mit seinem Treffer in der dritten Minute der Nachspielzeit, nach einem langen Pass auf Son stellte dieser in Minute 96 sogar noch auf 2:0.

Video zum Thema: Südkorea schießt 1:0 gegen Deutschland

Video zum Thema: Südkorea: Das Siegestor zum 2:0

Wahnsinn: Deutschland ist draußen!

Statistik zum Spiel

Fußball-WM in Russland, Gruppe F, 3. Runde: Südkorea - Deutschland Halbzeitstand 2:0. Kasan, Kasan-Arena, SR Geiger/USA

Tore:
1:0 Kim Y. (93.)
2:0 Son (96.)

Südkorea: Jo - Lee Y., Yun, Kim Y., Hong - Lee J., Jung, Jang, Moon (69. Ju) - Koo (56. Hwang, 79. Ko), Son

Deutschland: Neuer - Kimmich, Hummels, Süle, Hector (78. Brandt) - Khedira (58. Gomez), Kroos - Goretzka (63. Gomez), Özil, Reus - Werner

Gelbe Karten: Jung, Lee, Moon, Son bzw. Keine

Die Besten: Son bzw. Goretzka, Werner

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