Iran-Coach tobte

Heftige Debatte um Ronaldo-Foul

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Queiroz über Ronaldo-Aktion: "Ellenbogen bedeutet Rot" - Keine einheitliche Linie bei Vergehen.

Mit einer Wutrede ist Irans Trainer Carlos Queiroz nach dem Aus bei der Fußball-Weltmeisterschaft über den Videobeweis hergezogen. "Ellenbogen bedeutet Rot. So lauten die Regeln", sagte der Portugiese nach dem 1:1 gegen sein Heimatland am Montagabend in Saransk. Cristiano Ronaldos starkes WM-Auftreten bekam diesmal erste Kratzer. Am Samstag trifft Portugal im Achtelfinale auf Uruguay.

Portugals Superstar hatte in dem Gruppe-B-Spiel nach Intervention des Video-Assistenten die Gelbe Karte gesehen. Er hatte seinen Gegenspieler zuvor mit vollem Körpereinsatz aus dem Weg geräumt. Die Regel mache keinen Unterschied, ob Ronaldo oder Argentiniens Topspieler Lionel Messi den Ellbogen einsetze oder ein anderer Akteur, schimpfte Queiroz nach der intensiven Partie.
 
In den Spielen der vergangenen Tage rückte der Videobeweis, der von der FIFA bisher durchgehend positiv beurteilt wurde, immer stärker in den Fokus. Kritiker, die vor dem Turnier vor dem Einsatz warnten, sehen sich bestätigt. Vor allem die mangelnde Transparenz, wann die Video-Assistenten einschreiten und wann nicht, ist ein Ärgernis.

"Fünf Leute sehen Ellbogenschlag nicht"

"Es wurden Zehntausende Dollar ausgegeben, da sitzen fünf Leute zusammen und sehen den Ellbogenschlag nicht", sagte Queiroz, der FIFA-Präsident Gianni Infantino zum Eingreifen aufforderte. "Wir müssen wissen, wer das Spiel leitet, wer die Entscheidungen trifft", sagte er. Die Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Video-Assistent (VAR) müsse offengelegt werden. "Der Videoschiedsrichter funktioniert nicht gut, das ist die Realität", lautete sein Urteil.
 
Unbestritten ist, dass der Videobeweis den Charakter des Spiels verändert. So wurden bisher in 36 WM-Spielen (Stand Montagabend) schon 20 Elfmeter gepfiffen - mehr als 1990, 1998 und 2002 im gesamten Turnierverlauf (18). Auch in der Partie in Saransk verhängte Schiedsrichter Enrique Caceres aus Paraguay zwei Elfmeter dank Videobeweis. Während Ronaldo den Strafstoß für Portugal vergab (53.), nutzte Karim Ansarifard auf der anderen Seite die Chance zum späten Ausgleich (93.).
 
Mehr Augen erkennen klarerweise mehr Vergehen. Wobei für Unverständnis sorgt, dass bei der Videokontrolle die Regeln nachträglich meist penibel streng ausgelegt werden, andererseits aber schon harte Zweikämpfe im Strafraum vorgekommen sind, die von den Hilfsreferees keinem Check unterzogen wurden. Das Einschreiten von Jerome Boateng gegen Marcus Berg ist so ein Beispiel, genauso der grenzwertige Kontakt am Argentinier Christian Pavon gegen Island.

Iran hat mit Auftreten viel Sympathien gewonnen

Der Iran hat mit seinem Auftreten vor allem im letzten Spiel viele Sympathien gewonnen. Trainer Queiroz erhielt überwiegend Lob für seine Arbeit, die er jetzt aber bald beenden könnte. "Ich kann bestätigen, dass ich ein Angebot zur Vertragsverlängerung erhalten habe", sagte der 65-Jährige. "Aber jetzt ist nicht die Zeit, um über die Zukunft zu sprechen." Er sei stolz auf seine Spieler und stolz auf das Land.
 
Portugal schaffte das Mindestziel Achtelfinale, unterlag aber im Fernduell um den Gruppensieg Spanien. Ronaldo, der erstmals bei dem Turnier ohne Treffer blieb, musste für seine durchwachsene Darbietung durchaus einiges einstecken. "Ronaldo erinnerte an Messi, nicht im Guten", schrieb Spaniens Sportblatt "As". "Eine Nacht zum Vergessen, CR7", titelte "Marca". Am Samstag braucht der Europameister in Sotschi eine Steigerung, um gegen Uruguay bestehen zu können.
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