F1-Spektakel ohne Fans

Camper sehen Spielberg-GP am Laptop

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Ein Formel 1-Grand Prix von Österreich wie es ihn noch nie gab.

Keine Fans säumten am Sonntag in Spielberg die Straßen, keine Fan-Scharen, die mit Fahnen zum Red Bull Ring pilgerten. Vier Niederländer waren die vielleicht einzigen internationalen Fans, die doch nach Österreich gekommen waren, obwohl sie das Geschehen nur am Laptop am Campingplatz sehen konnten.
 
"Wir sind wegen des schönes Wetters gekommen", sagten sie mit einer Portion Sarkasmus und schlürften an Kaffee und Bier. Mit den Fahrrädern hatten sie in den vergangenen Tagen versucht, zum Ring vorzustoßen, jedoch ohne Erfolg, wie sie zur APA sagten. Sie wollen 2021 wieder kommen. Offen ist allerdings noch, ob 2021 überhaupt in Spielberg gefahren wird. Der Vertrag wurde vorerst nicht verlängert.
 

Suche nach Rennstrecken-Blick

Eine ähnliche Idee hatte ein Vater-Sohn-Duo aus Niederösterreich. Sie waren am Sonntag mit den Fahrrädern rund um den Ring unterwegs und suchten nach einem Plätzchen, von dem aus man einen Blick auf die Strecke ergattern kann. In einem Wald etwas oberhalb der Strecke sehe es gut aus, meinten sie. Doch mit den kurzen Hosen durch das Dornengestrüpp war ihnen dann doch zu schmerzhaft.
 
Der Vater erklärte, dass sie Tickets gehabt hätten. Um nun das beste daraus zu machen, gingen sie auf Promi-Jagd und fuhren mit den Rädern in der Gegend herum - und hatten Glück: "Wir haben Sebastian Vettel vor dem Steirer Schlössl nach dem Abendessen gesehen - in Zivilkleidung. So erkennt man ihn fast nicht. Er stieg auf sein Motorrad und fuhr davon", schilderte der Niederösterreicher. Bei einem Hotel hätten sie auch Helmut Marko und Christian Horner getroffen. "Wir haben Fotos mit Abstand machen dürfen, und etwas Small Talk", zeigten sie sich glücklich.
 

"Schade für die Tourismusregion"

Aus einem ganz anderen Grund glücklich war eine Frau, die mit ihrem Lebensgefährten in Spielberg wohnt. Während sie die Ruhe ohne die vielen Fans und Anreiseverkehr-Lärm schätzte, wäre ihr Freund lieber am Ring. "Es ist aber auch schade für die Tourismusregion", fügte sie hinzu. Kommendes Jahr könnten gerne wieder Fans kommen - "zum Wohle der Region".
 
Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zeigte am Sonntag im APA-Gespräch ebenfalls ein "lachendes und ein weinendes Auge": "Ich bin überglücklich, dass das Rennen bei so einem Wetter stattfinden kann und die Bilder zumindest wohl eine halbe Milliarde Menschen auf der ganzen Welt sehen werden. Das ist ein unbezahlbarer Werbewert. Andererseits sind leider keine Fans dabei", bedauerte er.
 

Proteste von Umweltaktivist

Er sei ebenso wie Sportlandesrat Christopher Drexler (ÖVP) vom Ring "ausgesperrt", wollte sich aber noch mit Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz für ein Gespräch treffen: "Ohne ihn wäre das hier nicht möglich gewesen", so der LH. Er tippte übrigens auf Max Verstappen als Sieger des GP von Österreich.
 
Eine Mini-Protestkundgebung gab es bei der Einfahrt zum Ringgelände: Ein Grazer Umweltaktivist positionierte sich mit einem Schild mit der Aufschrift "Formel 1 lieber keins". Für ihn sei es ein Traum, dass heuer keine Fans gekommen waren, weil das viele Emissionen eingespart habe. Er anerkenne zwar die touristischen Effekte, "aber für die Wirtschaft können wir keine Umwelt opfern", sagte er und zeigte jedem vorfahrenden Autolenker sein Schild.
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