Vertrauen fehlt

Hamilton legt gegen Rosberg nach

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Der Streit zwischen den beiden Mercedes-Piloten geht in die nächste Runde.

Im hochbrisanten "Krieg der Sterne" hat sich Formel 1-WM-Spitzenreiter Nico Rosberg ein öffentliches Schweigegelübde verordnet. "Es macht einfach keinen Sinn, dass ich meinen Senf dazu gebe", betonte der 29-jährige Mercedes-Pilot am Montagabend bei den "Sport Bild"-Awards in Hamburg. Der Eklat von Spa mit seinem Teamkollegen Lewis Hamilton müsse hinter verschlossenen Türen weiter geklärt werden.

"Wir müssen das intern im Detail abarbeiten", sagte Rosberg. Natürlich gebe es intensive Gespräche, "aber es ist nicht das erste und auch nicht das letzte Mal. Das muss man so akzeptieren. Wir kämpfen jedes Mal um Rennsiege und möglicherweise auch um den Titel. Da ist es klar, dass es irgendwann auch Reibungspunkte geben wird", meinte der Deutsche.

Hamilton gibt WM-Titel nicht auf
Der Streit der beiden Silberpfeil-Piloten hatte am Sonntag im Grand Prix von Belgien erstmals eine Kollision zur Folge und ist damit eskaliert. Schon in Runde zwei schlitzte Rosberg mit seinem Frontflügel bei einem missglückten Überholversuch den linken Hinterreifen seines britischen Stallgefährten auf. Während der WM-Führende nach einem Tausch der Wagenfront noch auf Rang zwei raste, gab Hamilton wenige Runden vor Schluss ohne Chance auf WM-Punkte entnervt auf.

"Man denkt schon daran, dass es vielleicht einfach nicht mein Jahr ist", räumte der Champion von 2008 ein, der nach der Nullnummer in den Ardennen bereits 29 Zähler Rückstand auf Rosberg hat. "Aber es sind immer noch sieben Rennen. Ich werde alles geben."

Keine FIA-Strafe

Nach dem zwölften Saisonlauf hatte Hamilton seinem früheren Freund aus Kart-Zeiten bei dem Manöver unterstellt. Motorsportchef Toto Wolff und Teamaufsichtsrat Niki Lauda kritisierten Rosberg für dessen riskante Aktion, die das Team einen wohl sicheren Doppelsieg kostete. Wolff kündigte später Konsequenzen an. Selbst eine Stallregie gilt als Option, um die beiden Streithähne irgendwie zu bändigen. "Die vereinbarten Regeln wurden gebrochen", betonte der Wiener.

Der Automobil-Weltverband (FIA) wird den Zusammenstoß der beiden Silberpfeile nicht untersuchen. Schon am Renntag hatten die Stewards von einer genauen Analyse abgesehen, da sie den Crash als Rennvorfall einstuften. "In erster Linie fahre ich für das Team, aber ich muss auch an mich denken, das ist immer ein Kompromiss", beschrieb Rosberg seine Herangehensweise.

Kommt Stallorder?
Das Verhältnis zwischen den großen WM-Favoriten ist extrem belastet. "Wenn du da draußen bist, musst du darauf vertrauen können, dass die Leute mit ihrem Kopf denken und Dinge nicht vorsätzlich machen", kritisierte Hamilton. Nach der ersten Spa-Manöverkritik "weiß ich aber nicht, wie ich an das nächste Rennen herangehen soll".

Trotz des Vertrauensverlustes wird Hamilton, der sich in Ungarn den Befehlen vom Mercedes-Kommandostand widersetzt hatte, mit dieser Situation umzugehen wissen. Der Engländer hat Erfahrung in Psychoduellen. Schon als Neuling lieferte er seinem damaligen McLaren-Teamkollegen Fernando Alonso 2007 einen erbitterten Zweikampf. Die Führungsriege bei Mercedes ist nun gefordert, denkt offen über eine Stallorder nach, um den WM-Titel nicht zu gefährden. "Es ist ein schmaler Grat, alle glücklich machen zu wollen", urteilte Ferrari-Star Alonso.

Wie geht es in Italien weiter?
Rückendeckung bekam Hamilton von seinem früheren Stallgefährten Jenson Button. "Es tut mir leid für Lewis. Es ist schade, dass der Wettkampf nicht sauberer war", sagte der Weltmeister von 2009. "Was da passiert ist, verleiht der ohnehin schon brisanten Beziehung noch mehr Brisanz." Der McLaren-Mann bedauerte, dass nach dem Crash kein Zweikampf der beiden Silberpfeile auf dem Asphalt mehr möglich war. "Aber jeder ist jetzt auf das nächste Rennen in Italien gespannt."

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