Aufregung

Red-Bull-Boss Marko rechnet mit der Formel 1 ab

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Die Debatte um den Cockpitschutz spaltet die Motorsport-Königsklasse.

Kurz vor dem Votum über die Einführung eines Cockpitschutzes spaltet die Debatte um mehr Sicherheit die Formel 1. Es bahnt sich ein Beschluss gegen den Willen der Fahrer-Mehrheit an, da einige Teamchefs um das lukrative Image der Rennserie als Hochrisiko-Sport fürchten. "Diese überzogene Sicherheit, die wir jetzt haben, ist Unsinn", polterte Red-Bull-Berater Helmut Marko via "Bild am Sonntag".

Cockpitschutz
Vier Tage vor dem Deutschland-Rennen in Hockenheim will die Strategiegruppe der Formel 1 am Donnerstag beraten, ob der Cockpitschutz zur Saison 2017 verpflichtend wird. Seit Monaten wurden zwei verschiedene Modelle getestet, die Fahrer vor umherfliegenden Trümmerteilen schützen sollen.

Das sogenannte "Halo"-System basiert auf einem ringförmigen Bügel. Dieser spannt sich über den Helm des Piloten und ist mittig an einer Strebe fixiert. Der "Heiligenschein" wird vom Weltverband (FIA) empfohlen, nachdem das von Red Bull favorisierte Modell mit einer Cockpitscheibe den finalen Crashtest nicht bestanden haben soll.

Vor dem Grand Prix von Ungarn am Wochenende präsentierte die FIA den Fahrern die Erkenntnisse der "Halo"-Tests und machte damit Eindruck. "Die Vorteile für die Sicherheit waren wirklich erheblich", sagte Vize-Weltmeister Nico Rosberg. Demnach haben die Piloten durch den sieben Kilogramm schweren Titanring eine um 17 Prozent verbesserte Überlebenschance bei Unfällen aller Art. "Ich denke, dass viele Fahrer dafür sind", sagte der Deutsche.

Nicht im Sinne des Sports
Doch nicht jeder seiner Kollegen ist von den Plänen so begeistert. "Es sieht nicht so aus, als würde es auf ein Formel-1-Auto gehören. Das ist nicht im Sinne des Rennsports", sagte Rosbergs Teamkollege Lewis Hamilton. Von seiner absoluten Ablehnung ist jedoch auch der Titelverteidiger zuletzt abgerückt. Wollte der Brite eigentlich am liebsten selbst entscheiden dürfen, ob er den Cockpitschutz nutzt, sagte er nun in Ungarn: "Wir müssen es akzeptieren."

"Das darf's doch nicht sein"
Die Fraktion der Puristen, die sich nach mehr Gefahr sehnt, wird angeführt von den Vertretern des Red-Bull-Konzerns, der sich bekanntlich gerne als Förderer von Extremsport und diversen Grenzerfahrungen inszeniert. "Sicherheit gut und schön, aber es darf nicht sein, dass ein Skifahrer gefährlicher lebt als ein Formel-1-Fahrer", sagte Marko, der die Motorsport-Aktivitäten von Firmenchef Dietrich Mateschitz koordiniert.

Der Red-Bull-Boss dann weiter: „Jetzt steigen ja fast alle aus und kaum einer ist verschwitzt. Das darf’s doch nicht sein. Die Formel 1 muss wieder etwas Geiles werden, von dem der Fan sagt: Das kann ich nicht, das traue ich mich nicht“


Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner will beim Treffen der Strategiegruppe gegen das "Halo"-Konzept stimmen. Das Fachmagazin "Auto, Motor und Sport" will erfahren haben, dass sich die Mehrheit der Rennstall-Chefs anschließen wird. Demnach seien die Ingenieure der Teams nicht überzeugt, dass der Cockpitschutz wirklich in allen Situationen die Sicherheit verbessert. So könnte das Projekt am Donnerstag vorerst für weitere Tests zurück auf den Prüfstand geschickt und um mindestens noch ein Jahr verschoben werden.
 

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