Formel-1-Wahnsinn

Sensation: Red Bull gewinnt Chaos-GP in Baku

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Daniel Ricciardo gewinnt einen turbulenten GP von Aserbaidschan.

Daniel Ricciardo hat vor Valtteri Bottas unerwartet den chaotischen Formel-1-Grand Prix von Aserbaidschan gewonnen und Red Bull Racing zwei Wochen vor dem Heimrennen in Österreich den ersten Saisonsieg beschert. Sensationsdritter in Baku wurde der junge Kanadier Lance Stroll. Sebastian Vettel baute als Vierter vor Lewis Hamilton seine WM-Führung um zwei Punkte auf 14 Zähler aus.

Mit dem nur von Platz zehn gestarteten Ricciardo als Sieger vor Bottas und dem erst 18-jährigen Williams-Teenager Stroll hätte vor dem zweiten Formel-1-Rennen in Baku wohl niemand gerechnet. Grund war ein chaotischer und mit viel Zündstoff beladener Rennverlauf mit drei Safety-Car-Phasen sowie einer längeren Rennunterbrechung, der alle Prognosen über den Haufen warf.

Bottas hatte Stroll auf den letzten Zentimetern vor der Ziellinie noch überholt.

Knackiger Höhepunkt des achten Saisonrennens, das mit dem Besuch der US-Sängerin Mariah Carey noch beschaulich begonnen hatte, war eine höchst umstrittene Szene zwischen Vettel und Hamilton. Zunächst fuhr der Deutsche mit seinem Ferrari dem hinter dem Safety Car führenden Mercedes Hamiltons leicht ins Heck und rempelte dann erbost den Wagen des Engländers auch noch seitlich an.

Der deutsche WM-Führende fasste dafür eine Zehn-Sekunden-Strafe aus. Weil der führende Hamilton nach dem Zwischenfall aber seinerseits an die Box musste um seinen defekten Kopfschutz zu tauschen, konnten die beiden WM-Kontrahenten im Finish nicht mehr in den Kampf um den Sieg eingreifen.

WM-Kampf mit offenem Visier
"Er ist auf die Bremse gestiegen", war Vettel überzeugt. "Ich konnte nirgends mehr hin und bin ihm in die Kiste gefahren. Das war unnötig für uns beide", ärgerte sich der Ferrari-Star und forderte forsch: "Wenn, dann sollte auch er bestraft werden."

Speziell Vettels Rempelei im Stil eines Autorowdys wäre freilich entbehrlich gewesen. "Das war absolut respektlos und falsch von Sebastian", sah es auch Hamilton so. Niki Lauda war überzeugt: "Wie im Autoverkehr hat der Vordere immer recht. Der Hintere muss bremsen."

Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff war verärgert. "Lewis hat sicher nicht gebremst. Jetzt sind die Handschuhe herunten!" Hamilton reagierte jedenfalls erbost. "Jetzt ist der Kampf eröffnet", warf der britische Dreifach-Weltmeister dem vierfachen Champion aus Deutschland erzürnt den Fehdehandschuh hin.

Beste Voraussetzungen für Österreich-GP
Und das punktegenau vor dem Österreich-Rennen in zwei Wochen in Spielberg. 14 Punkte Vorsprung auf Hamilton hat Vettel vor dem neunten Saisonlauf in der Steiermark, wo seit der Rückkehr der Formel 1 aber nur Mercedes gewonnen hat. Hamilton reist als Vorjahressieger an.

Es hätte an diesem Tag viele Profiteure des Tohuwabohus an der kaspischen See geben können. Während im Vorjahr bei der Grand-Prix-Premiere in Baku das befürchtete Chaos noch ausgeblieben war, bekam man 2017 auf dem schnellen aber zum Teil auch extrem engen Stadtkurs das befürchtete "Crashgate" gleich mehrmals inszeniert.

Chaos-GP wegen engem Stadtkurs
Dass schon in Kurve eins die beiden Toro Rossos und gleich darauf Bottas und der Ferrari Kimi Räikkönens aneinandergerieten, war nur der Auftakt eines der turbulentesten Rennen seit langem. Denn nach jedem Restart musste zunächst das Safety Car postwendend wieder auf die Strecke. Knapp nach Rennmitte kam dann sogar die rote Flagge, um den Baku City Circuit von den vielen herumliegenden Trümmern zu reinigen.

Als das auf 16 Autos geschrumpfte Feld danach wieder los fuhr, gelang Ricciardo die entscheidende Attacke. Der nur von Platz zehn gestartete Australier war durch das Chaos auf Platz fünf gespült worden, beim Restart presste er sich sehenswert an zwei Konkurrenten vorbei und war Dritter. Als Hamilton und Vettel an die Box mussten, führte Ricciardo.

Verstappen im Pech
Während sein von Platz fünf gestarteter Teamkollege Max Verstappen zum schon vierten Mal heuer ausfiel, fuhr Ricciardo unerwartet den ersten Saisonsieg für Red Bull Racing nach Hause. Es war der fünfte Grand-Prix-Sieg für Ricciardo und der 53. insgesamt für das Team von Dietrich Mateschitz.

Bottas wiederum fing den Sensationsmann Stroll auf dem Zielstrich noch knapp ab. Der Kanadier ist dennoch der zweit-jüngste Podestfahrer in der Geschichte der Formel 1 nach Verstappen. Bezeichnend für das verrückte Rennen auch: Der neben Hamilton aus Reihe eins gestartete Bottas war nach Kollision und frühem Reifenwechsel anfangs mit einer Runde Rückstand Letzter, am Ende war er Zweiter.

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