ÖSV-Boss spricht Klartext

Schröcksnadel: 'Regulierungen schon langsam zurückfahren'

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ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel im großen ÖSTERREICH-Interview über Corona, einen Impfstoff und die Zukunft des Skisports.

Selbst die Ausgangssperre in Tirol hält den ÖSV-Boss nicht von der täglichen Arbeit ab. Peter Schröcksnadel (78) stellt im ÖSTERREICH-Interview klar, was er von der derzeitigen Situation hält, wie man mit dem Coronavirus umgehen soll und über welches Insider-Wissen er verfügt.
 
ÖSTERREICH: Herr Schröcksnadel, wie geht der ÖSV mit der Corona-Krise um?
 
SCHRÖCKSNADEL: Für uns ist das aktuell kein großes Thema. Unser Programm läuft normal weiter. Trainer, Vorstände, Serviceleute und Athleten sind ständig in Kontakt. Alle arbeiten voll, alle sind vorbereitet. Wir lassen uns nicht drausbringen.
 
ÖSTERREICH: Wie sind Sie dabei involviert?
 
SCHRÖCKSNADEL: Ich bin überall mit eingebunden. Nur die stundenlangen Video-Calls mache ich nicht mit. Da informiert mich dann der Toni Giger.
 
ÖSTERREICH: Machen Sie sich gar keine Sorgen um die kommende Ski-Saison?
 
SCHRÖCKSNADEL: Das Coronavirus hat diese Saison erst zum Ende hin beeinträchtigt, deshalb ist der Schaden überschaubar. Ich bin mir auch sicher, dass sich die Situation zum nächsten Winter hin normalisieren wird. In dem Moment, wo es Medikamente gibt, hat sich das Thema sowieso erledigt.
 
ÖSTERREICH: Was macht Sie da so sicher?
 
SCHRÖCKSNADEL: Ich bin jeden Tag mit Personen in Kontakt, die nach einem Impfstoff suchen. Schon seit 2013 unterstütze ich eine kanadisch-schwedische Gruppe finanziell. Diese arbeitet in der Krebsforschung und entwickelt jetzt eben auch ein Mittel gegen Corona.
 
ÖSTERREICH: Wann kann man mit dem Impfstoff rechnen?
 
SCHRÖCKSNADEL: Das wird wohl noch ein Jahr dauern. Aber bei dem Unternehmen "BioNTech" kann es schon in zwei bis drei Monaten so weit sein.
 
ÖSTERREICH: Aus Sicht der ÖSV-Athleten klingt das dennoch nach einer langen Zeit voller Einschränkungen in der Vorbereitung.
 
SCHRÖCKSNADEL: Das Training ist derzeit tatsächlich das größte Problem. Ich verstehe nicht, warum die Athleten nicht in der Natur sein dürfen. Die könnten ohne Weiteres auf Distanz bleiben und Sicherheitsabstände einhalten. Im Freien wäre genug Platz da. Von Athleten, die das verantwortungsvoll machen, geht keine Gefahr aus. Aber wir werden so oder so gut vorbereitet sein.
 
ÖSTERREICH: Sie würden also gewisse Einschränkungen aufheben?
 
SCHRÖCKSNADEL: Ja, wir müssen die Regulierungen schon langsam zu einem gewissen Grad zurückfahren. Sonst kann die Wirtschaft auch unser Gesundheitssystem nicht mehr aufrechterhalten. Das ist eine große Gefahr. Wir haben eine super medizinische Versorgung. Das kann man nicht mit Italien oder Spanien vergleichen. Wir können mit dem klar kommen, was auf uns zukommt. Das Coronavirus ist sicher nicht die größte Katastrophe seit dem 2. Weltkrieg, wie ja manche behaupten. Ich erinnere an die Hongkong-Grippe in den späten 1960ern. Die forderte zwei Millionen Tote.
 
ÖSTERREICH: Was kommt in beruflicher Hinsicht auf Sie selber zu? Wo doch der im Mai geplante FIS-Kongress auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Ob Sie weiter ÖSV-Präsident bleiben, wollten Sie ja erst nach der Entscheidung bekannt geben, ob Saalbach die WM 2025 erhält.
 
SCHRÖCKSNADEL: Das kann ich noch nicht beantworten. Zumal wir auch noch die ÖSV-Länderkonferenz verschieben werden. Die kann erst im nächsten Frühjahr stattfinden.
 
Michael Stadler
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