Baumgartner im Interview

"Ich dachte, ich verliere jetzt das Bewusstsein"

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Das Interview nach dem Sprung: Felix Baumgartner sprach mit Servus TV.

Felix Baumgartner hat am 14. Oktober Geschichte geschrieben: 65 Jahre nachdem der Pilot Chuck Yeager mit einem experimentellen Raketenflugzeug als erster Mensch überhaupt Überschallgeschwindigkeit erreicht hat, hat der 43-jährige Salzburger das im freien Fall geschafft. Baumgartner hat mit seinem Sprung aus einer Höhe von rund 39 Kilometern drei der vier angepeilten Rekorde gebrochen. Die Daten aus seinem Brustgurt werden nun so schnell wie möglich von der FAI, der Federation Aeronautique Internationale, ausgewertet.



Freier Fall
Wie Brian Utley von der FAI, die sich weltweit für die Datenaufzeichnung von Rekorden in der Luftfahrt kümmert, bekannt gab, fiel der 43-Jährige im freien Fall 373 Meter pro Sekunde und erreichte damit eine Rekordgeschwindigkeit von 1.342,8 km/h. Die Mach-Zahl soll dabei bei 1,24 gelegen haben.

Der zweite Rekord, den Baumgartner den vorläufigen Daten zufolge gebrochen hat, ist mit 39.045 Metern der höchste Absprung. Einen weiteren Weltrekord stellte der 43-Jährige mit dem längsten freien Fall ohne Stabilisierungsfallschirm auf: Baumgartner fiel dabei 36.500 Meter in insgesamt vier Minuten und 20 Sekunden. Joe Kittingers Rekord liegt zwar bei vier Minuten 36 Sekunden, doch war er damals mit einem Stabilisierungsfallschirm unterwegs, der den freien Fall automatisch verlängert.
 

Interview: Das sagte Baumgartner zu seinem Rekord-Sprung

 

Frage: Wie groß ist die Last, die von ihnen gefallen ist?
Felix Baumgartner: Mir sind 20 Tonnen Last von der Schulter gefallen. Wenn man so etwas 7 Jahre vorbereitet und dann kommt der Moment nicht.

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Frage: Sie hatten technische Probleme?
Baumgartner: Es war ein Drama mit dem Chestpack, ich hatte keine Visierbeheizung. Ich dachte schon, man muss abbrechen. Das ist jedesmal wieder kräfteraubend. Wir haben alles versucht, ist aber nicht besser geworden. Haben uns dann aber doch für den Sprung entschieden.

Frage: Haben Sie mitgezählt, wie oft Sie sich gedreht haben?
Baumgartner: Exit war ok, dann hat's mich gedreht. Aber dann habe ich begonnen Geschwindigkeit zu machen, dachte dann, ich verliere das Bewusstsein.

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Frage: Was war so schwierig?
Baumgartner: Im Anzug ist man jedermal Zweiter, man spürt nichts. Man ist immer eine halbe Sekunde zu spät dran. Dann ist Flatspinning gekommen, habe es aber zwischendurch immer wieder geschafft mich zu stabilisieren.

Frage: Beinahe hätte sich ja auch deswegen der Notfallschirm ausgelöst?
Baumgartner: Ja, aber dadurch, dass ich jedesmal wieder stabil geworden bin, hat es beim Notschirm ein Reset gegeben und der konnte dann nicht auslösen. Ich wollte ihn auf keinen Fall selbst auslösen, hätte das ja auch manuell machen können. Aber es war sehr, sehr schwierig.

Frage: Wie hoch war die Belastung?
Baumgartner: Ich war immer bei vollem Bewusstsein. Wusste aber nicht, ob es schlimmer oder besser wird. Es war sehr viel Probieren da oben dabei.

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Frage: Beschreiben Sie den Moment des Ausstiegs.
Baumgartner: Da oben ist eine ganz andere Welt. Man ist dehydriert, steht Top of the World. Ich hoffe, dass wir Überschall geschafft haben. Das muss jetzt erst ausgewertet werden. Diesen Sonic Boom habe ich selbst nicht gespürt, der findet ja auch hinter einem statt. Ich war zu beschäftigt, auf alles zu reagieren bei 1000 oder 1100 km/h.

Frage: Einen Rekord, den des längsten freien Falls, haben Sie Joe Kittinger gelassen.
Baumgartner: Den längsten freien Fall soll man Joe Kittinger lassen, den hat er sich verdient. Aber ich glaube, er hat einen Stabilisierungsschirm verwendet.

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