Doping-Labor

Deutsche Doping-Agentur seit Jahresbeginn informiert

Teilen

Deutsche Anti-Doping-Agentur NADA von ARD-Recherchen nicht überrascht: "Wir waren bereits seit Anfang Jänner informiert". Sportler dementieren mittlerweile.

Der Doping-Skandal rund um die Wiener Blutbank Humanplasma weitet sich offenbar immer mehr aus. Laut Angaben der Tageszeitung "Kurier" und des deutschen Rundfunks ARD sollen insgesamt rund 30 Spitzensportler in Wien Blutdoping betrieben haben. Der "Kurier" weitete die Vorwürfe in seiner Donnerstag-Ausgabe unter anderem auf Schwimmer, Leichtathleten und Fußballer aus. Neue Namen wurden vorerst aber nicht genannt.

Vorwürfe gegen Totschnig
Die ARD hatte bereits am Dienstag Vorwürfe gegen die vier Radprofis Michael Rasmussen, Michael Booogerd, Denis Mentschow und den bereits zurückgetretenen Österreicher Georg Totschnig erhoben. Alle vier haben diese bereits entschieden zurückgewiesen. Gegen Totschnig, der 2005 als erster Österreicher im modernen Radsport eine Tour-de-France-Etappe gewonnen hatte, will allerdings auch der "Kurier" über "konkrete Hinweise" verfügen.

DSV kündigt rechtliche Schritte an
Im Gegensatz zum 36-jährigen Tiroler hat der Deutsche Ski-Verband (DSV) über eine Anwaltskanzlei in Stuttgart bereits rechtliche Schritte gegen die zuständigen ARD-Redakteure eingeleitet. Laut den Berichten des TV-Senders sollen rund zwei Drittel der 30 betroffenen Athleten Deutsche gewesen sein - fast alles Wintersportler, die zum Teil der absoluten Weltspitze angehören.

Der DSV hat laut eigenen Angaben in seinen Recherchen alle Quellen ausgeschöpft. "Wir haben aber von niemandem die Bestätigung dafür bekommen, dass der DSV darin verstrickt ist", betonte DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach. In einer offiziellen Presseerklärung verlangte der Verband Belege für die Doping-Anschuldigungen: "Der DSV erwartet im Sinne einer raschen Aufklärung die Nennung von Namen, sofern diese vorliegen sollten."

Nächste Seite: Österreichische Anti-Doping-Agentur startet erst 2008

Dieselbe rasche Aufklärung forderte auch das Internationale Olympische Komitee (IOC), das sich in Form seines deutschen Vizepräsidenten Thomas Bach ausdrücklich an Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka und die österreichischen Behörden wandte. "Wir brauchen Fakten", betonte Bach. "Das IOC will die Namen der Athleten wissen, die im Zug der Ermittlungen aufgetaucht sind."

Ermittlungen auf Geheiß aus Italien
Das Bundeskriminalamt ermittelt in der Causa auf Geheiß eines Rechtshilfeersuchens aus Italiens. Im Gegensatz zu Österreich wird Doping dort strafrechtlich verfolgt. Ein Verfahren im Inland sei daher nach aktueller Rechtslage nur über das Arzneimittelgesetz möglich, erklärte die zuständige Staatsanwaltschaft Wien. Ermittlungsergebnisse wurden bis dato nicht bekannt. Weder Namen österreichischer Sportler noch beteiligter Firmen wollten die Behörden kommentieren.

Österreichische Anti-Doping-Agentur startet erst 2008
Die aus der Taufe gehobene Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) nimmt ihre Arbeit in Österreich am 1. Juli 2008 auf. Die Institution verfügt nach dem neuen Anti-Doping-Gesetz von Juli 2007 aber bei Dopingvergehen weiterhin über keine strafrechtliche Handhabe. Die deutsche NADA hatte laut eigenen Angaben bereits Anfang Jänner vom mutmaßlichen Wiener Doping-Labor erfahren.

Totschnigs Name kam von unterschiedlichen Quellen
ARD-Dopingexperte Hans-Joachim Seppelt begründete den Entschluss, lediglich die vier Radsportler namentlich zu nennen, damit, dass die gegen sie vorliegenden Informationen aus unterschiedlichen Quellen stammen würden. "Das hat uns in die Lage versetzt, die Namen der Radsportler zu nennen", erklärte der Sonderbeauftragte. Die Verdachtsmomente bei den betroffenen Wintersportlern bezeichnete Seppelt als "sehr manifest".

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.