Um eiszulaufen

Phänomen: Holländer stürmen Kärnten

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6.000 Holländer sind heiß auf Kärntner Weißensee-Eis.

754 Einwohner zählt die Gemeinde Weißensee. Eine Zahl, die sich jedes Jahr im Jänner dank holländischer Unterstützung kurzzeitig vervielfacht: Denn bereits zum 30. Mal findet dieser Tage am namensgebenden See die alternative holländische Elf-Städte-Tour statt. Jahr für Jahr lockt das Eislaufspektakel 6.000 Gäste aus den Niederlanden an und lässt Touristiker jubeln.

"Das Wetter ist perfekt, das Eis bestens präpariert. Und in der kommenden Woche ist die Region rund um den Weißensee komplett ausgebucht", freut sich Christopher Puntigam von der Weißensee Information. Noch bis 3. Februar läuft das Spektakel, bei dem der 12,5 Kilometer lange Kurs auf dem See so schnell wie möglich bewältigt werden muss. Und zwar sehr oft: Zehn Bewerbe stehen auf dem Plan, Volks- und Profiläufe über 100 und 200 Kilometer ebenso wie die österreichischen Marathonmeisterschaften im Eisschnelllauf. Allein zu einem der Volksläufe haben sich 1.200 Starter angemeldet, in Anbetracht der zwei Wochen dauernden See-Festspiele sprechen die Veranstalter von der größten Eissportveranstaltung der Welt.

Doch wie kommt es, dass die doch eher flaches Terrain gewohnten Niederländer ausgerechnet die Kärntner Bergwelt für sich entdeckt haben? Die Antwort darauf hat mit dem Klima zu tun - und mit James Bond. 1909 fand die erste Elf-Städte-Tour auf zugefrorenen Kanälen in Friesland statt, die 200 Kilometer lange Königsdisziplin führte die Teilnehmer durch die namensgebenden elf Städte. Mangels kalter Winter konnte dieser Klassiker allerdings nur 15 Mal am Original-Schauplatz durchgeführt werden.

Unerwartete Hilfe bei der Suche nach einem alternativen Austragungsort kam in den 1980er-Jahren schließlich aus der Film-Branche. Begeistert von den Actionszenen in "Der Hauch des Todes" mit Bond-Darsteller Timothy Dalton am zugefrorenen Weißensee sondierten die Niederländer die Lage den Kärntner See mit Eisgarantie - und wetzten bald darauf die Kufen. Heute verzeichnen die Touristiker in den 14 Tagen der Bewerbe rund 30.000 holländische Nächtigungen, die Wertschöpfung wird mit vier Millionen Euro angegeben.

Neben dem materiellen Wert der Veranstaltung profitiert die Region aber auch vom Werbewert: Ist die Elf-Städte-Tour hierzulande außerhalb der Weißensee-Grenzen ein Randereignis, so ist sie in den Niederlanden ein Massenphänomen. Die Profis des holländischen Volkssports vollbringen ja auch Spitzenleistungen: Durchschnittsgeschwindigkeiten von 40 km/h und Spitzengeschwindigkeiten von 60 km/h sind keine Seltenheit. 5:11:01 lautet die Weltrekordzeit über 200 Kilometer, aufgestellt im Jahr 2000 - natürlich am Weißensee.

Neben den Sportbewerben steppt aber auch abseits der Eisfläche der beschlittschuhte Bär am Weißensee. So gibt es im Festzelt fast jeden Abend Programm - an gleich mehreren Tagen findet der "Blasenball" statt, also der "Ball der Blasen", die die Füße so mancher Sportler nach einem langen Tag zieren. Kein Wunder, bei den Distanzen.

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