Horst Skoff

Zwischen Genie und Wahnsinn

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Ex-Tennis-Profi Horst Skoff verstarb im Alter von 39 Jahren. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt.

Die "Hooorsti"-Rufe, die noch fast ein Jahrzehnt nach dem Karriere-Ende von Horst Skoff in der Wiener Stadthalle bei der BA-CA-Trophy jährlich zu hören waren, werden für immer verstummt sein. Der frühere Weltranglisten-18. ist am Samstagabend in der St. Georg-Klinik in Hamburg im Alter von nur 39 Jahren, knapp zweieinhalb Monate vor seinem 40. Geburtstag, offenbar an Herzversagen verstorben. Österreichs Tennis trauert rund zwei Monate nach dem tragischen Tod von Daniela Klemenschits erneut. Die genaue Todesursache wollte man im Krankenhaus am Sonntag auf Wunsch der Familie nicht bekanntgeben.

Großes Talent
Horst Skoff, der am 22. August 1968 in Klagenfurt geboren wurde, galt immer als das große Talent im österreichischen Tennis-Sport. Ein Talent, das er auch zu Turniersiegen in Athen, Wien (1988), Genf (1990) und Baastad (1993) sowie bei zahlreichen unvergessenen Auftritten im Davis Cup ummünzen konnte. Skoff, der immer noch der einzige österreichische Sieger der BA-CA-Trophy in der Stadthalle ist, besiegte u.a. auch Boris Becker im Halbfinale von Hamburg 1989. Erst im Finale hatte Skoff sich Ivan Lendl beugen müssen. Sein Lebensweg endete fast 19 Jahre später in der Hansestadt.

Vor allem für zwei Davis-Cup-Begegnungen bleibt Horst Skoff unvergessen: Der Kühnsdorfer führt immer noch eine internationale Statistik des internationalen Tennisverbandes an, wonach er die längste Einzelpartie seit Einführung des Tiebreaks (1989) gewonnen hat. Skoff hatte im gleichen Jahr im Wiener Dusika-Stadion im Weltgruppen-Viertelfinale den Schweden Mats Wilander mit 6:7,7:6,1:6,6:4,9:7 niedergerungen - Spielzeit dieses Klassikers: 6:04 Stunden!

Legendäre Niederlage gegen Chang
Eine Niederlage, die er wohl nie ganz verwunden hat und an die sich wohl fast jeder Tennis-Fan erinnert, erlitt Skoff bei einer noch wichtigeren Begegnung: Im Schluss-Einzel des Davis-Cup-Schlagers im Halbfinale gegen die USA im Wiener Prater-Stadion führte er beim Gesamtstand von 2:2 gegen Michael Chang mit 2:1-Sätzen, ehe er sich noch mit 6:3,7:6(4),4:6,4:6,3:6 geschlagen geben musste. Aus war der Traum vom Finale gegen Australien und für Skoff war es die bitterste Niederlage seiner Karriere.

"Diese Partie werde ich natürlich mein Lebtag nicht vergessen. Wir hatten am Sonntag beim Stand von 2:1 für mich abbrechen und am Montag fertig spielen müssen", erinnerte er sich einmal. Er habe damals "nicht mit 100 Prozent" agieren können, "weil ich in den Tagen davor krank war. Leider wird das in der Nacherzählung immer vergessen."

Nach dem Ende seiner Karriere auf Raten (letztes ATP-Tour-Match 1995, danach noch einige Jahre Challenger und Future-Turniere bis 1999) verließ Skoff die Tennis-Szene, widmete sich der Landwirtschaft seines Onkels. Gegen eine zu Unrecht 1997 ausgesprochene lebenslängliche Sperre der ATP wegen Dopings (weil er angeblich eine Urinprobe geschwänzt hatte) hatte er zuvor erfolgreich prozessiert, dafür einen Betrag in Höhe zwischen einer und zwei Millionen US-Dollar kassiert.

Bresnik trauert
Einer, der Horst Skoff wohl ziemlich am besten gekannt hat, ist Günter Bresnik. Ihn fragte Skoff seinerzeit, ob er ihn betreuen würde. "Ohne ihn wäre ich nie internationaler Trainer geworden", meint Bresnik. Der Wiener dementiert das allgemeine Bild des schlampigen Talents, des faulen Horst Skoff, das in der Öffentlichkeit manchmal kolportiert worden war. "Mich stört, dass der Skoffi einen viel schlechteren Ruf hatte, als es tatsächlich war. Er war der Inbegriff des Ehrgeizes, hat es aber auch schon einmal krachenlassen. Er war nicht disziplinlos. Es war in Zyklen - da hat er gearbeitet wie ein Ochse - ein Monat, ein halbes Jahr. Der Skoffi war eine Type und auch wenn es pathetisch klingt, für mich war er der Tennisspieler der Herzen."

Und wenn Skoff auch immer wieder "Blödsinn" gemacht habe. "Man konnte ihm einfach nicht böse sein." Einmal habe sich Skoff nach einer Niederlage in Nizza selbst bestrafen wollen. "Günter, lass mich aussteigen. Ich will zu Fuß nach Hause gehen", erinnerte sich Bresnik. Skoff wollte den Weg von Nizza in sein damaliges Domizil nach Monte Carlo zu Fuß bewältigen. "Nach 10 km habe ich ihn wieder eingefangen, das hätte ja nichts gebracht."

Wildes Leben
Dass Skoff immer wieder auch Raubbau an seinem Körper betrieben hat, weil er es "krachen" hat lassen, ist freilich auch Bresnik bewusst. Vor allem seine Gewichtszu- und abnahmen in späteren Jahren waren nicht förderlich. "Dass dies dem Körper nicht guttut, ist wohl jedem klar."

Was bleibt, ist der von Skoff ins Leben gerufene "Horst-Skoff-Cup" (HOSKA-Cup) für den Nachwuchs. Diesen Bewerb wollte Skoff zuletzt auf Österreich ausweiten. Möglicherweise findet sich ja jemand, der dieses Werk vollendet.

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