Ex-DFB-Star packt aus

Aufreger-Interview: Özil bricht Schweigen

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Der ehemalige deutsche Nationalteamspieler Mesut Özil hat sich erstmals zu bisanten Themen geäußert.

Mesut Özil hat sein Schweigen gebrochen und sich im Interview mit "The Athletic" erstmals zu brisanten Themen wie dem Erdogan-Foto, seinem Rücktritt aus dem DFB-Team und den Raubüberfall auf ihn in London geäußert.

... das Foto mit Türkei-Präsident Erdogan:

"Er ist aktuell der Präsident der Türkei und ich würde dieser Person immer Respekt zollen, wer auch immer es ist. Auch wenn ich in Deutschland geboren und aufgewachsen bin, die Türkei ist Teil meiner Identität. Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel in London sein würde und würde mich treffen und sprechen wollen, würde ich das natürlich genauso machen. Es geht darum, Respekt gegenüber dem höchsten Amt eines Landes zu zeigen."

"Nach dem Foto habe ich mich nicht respektiert und schutzlos gefühlt. Ich wurde rassistisch beschimpft, sogar von Politikern und Prominenten. Niemand von der Nationalmannschaft hat sich hingestellt und gesagt: 'Stop! Das ist unser Spieler, ihr könnt ihn nicht so beleidigen.' Alle haben geschwiegen und ließen es passieren."

"Ich fühlte, dass erwartet wurde, dass ich mich für das Treffen entschuldige. Dass ich zugebe, einen Fehler gemacht zu haben – und dann wäre alles wieder gut. Ansonsten wäre ich nicht mehr willkommen im Team und müsste aufhören. Aber ich würde das niemals tun."

... seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft:

"Rückblickend weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war. Es war eine sehr schwierige Phase für mich, weil ich neun Jahre für die Nationalelf gespielt habe und einer ihrer erfolgreichsten Spieler war. Ich wurde Weltmeister und habe sehr viele Spiele gemacht – viele davon waren gute Spiele – und ich habe alles gegeben. Ich sage nicht, dass die Leute mich lieben müssen, aber sie sollten respektieren, was ich für Deutschland getan habe. (...) Meine Generation hat den deutschen Fußball verändert. Es ist seitdem schöner anzuschauen."

... Rassismus in Deutschland

"Rassismus war immer da, aber die Leute haben die Situation um mich als Ausrede genutzt, um ihn auszuleben. Sie können ihre persönliche Meinung haben, wenn ihnen nicht gefällt, dass ich das Foto gemacht habe. Genauso wie ich persönlich entscheiden kann, das Foto zu machen. Aber was dann folgte, hat ihren Rassismus für jedermann sichtbar gemacht. Es gibt große Probleme in Deutschland. Schauen Sie, was vergangene Woche in Halle passiert ist. Wieder eine antisemitische Attacke. Leider ist Rassismus nicht mehr nur ein rechtes Problem. Es hat sich in die Mitte der Gesellschaft verlagert."

... den Raubüberfall auf ihn und Sead Kolasinac in London

"Ich bin zu Sead gefahren, er stand draußen und wir haben gesprochen. Meine Frau saß neben mir. Dann kamen diese Typen. Wir dachten erst, sie wollen vielleicht ein Foto machen oder so. Dann sahen wir, dass sie Waffen haben und hier etwas falsch läuft. Sie müssen das große Auto gesehen haben – und dass Sead eine teure Uhr trug.

Sie riefen: Gib uns deine Uhr! Seads Reaktion war sehr, sehr mutig. Er attackierte einen der Typen. Der andere stand mit seinem Moped vor meinem Auto, sodass ich nicht fahren konnte. Ich hatte Angst um meine Frau, hatte Angst um Sead. Ich dachte nicht an mich selbst. Wenn sie die Tür meiner Frau geöffnet hätten, wäre etwas Schlimmes mit ihr passiert. Ich bin ein Stück vor und wieder zurückgefahren und rief Sead zu: Spring rein, spring rein!' und zum Glück tat er das auch. Sead schloss die Tür und ich konnte wenden. Sie verfolgten uns, meine Frau fürchtete sich sehr. Das Wichtigste ist, dass uns nichts passiert ist. Meine Frau wollte sofort hier weg, sie fühlte sich nicht mehr sicher. (...) Es waren schwere Wochen danach, aber ich habe nie daran gedacht, London zu verlassen. Mittlerweile ist alles wieder okay, auch für meine Frau."

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