ÖSTERREICH-Talk

Hirscher geht als Papa auf Weltcup los

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Optimistisch wie schon lange nicht blickt Marcel Hirscher Richtung WM-Saison.

Wien. „Das Dach“ in der Wiener Innenstadt, gestern Vormittag. Die perfekte ­Location für den traditionellen End-of-Summer-Talk mit unserem Ski-Überflieger. Weit über den Dächern der Innenstadt unterzeichnete Hirscher erst einen neuen Zweijahres-Vertrag mit Sponsor Raiffeisen, dann sprach er über Training und Saisonpläne.

Konkurrenten, die die Pressekonferenz im TV verfolgten, könnten ihre Hoffnungen, den Ski-König nach 7-jähriger Weltcup-Herrschaft vom Thron zu stürzen, zurückschrauben. Denn Hirscher droht, dort weiterzumachen, wo er nach 2 Olympia-Goldmedaillen, 13 Saisonsiegen und dem 7. Gesamtweltcup aufhörte: on top! Top-Training. Ganz anders als vor einem Jahr, als Marcel um diese Zeit gerade den Gips nach dem Knöchelbruch losgeworden war, strotzt er vor Kraft und Selbstvertrauen: „Da ist noch viel Potenzial, das ich nicht ausgeschöpft habe.“ Das Trockentraining schlug bisher hervorragend an, das

Gletschertraining könnte kaum besser laufen. Marcel: „Ich hatte schon zehn Schneetrainings-­Tage, qualitativ waren die auf höchstem Niveau.“

Baby bleibt „privat“. Dazu kommt der Motivationsschub durch das erste Baby, das Marcel und Laura (Hochzeit war im Juni) dieser Tage erwarten. Dieses Thema hält Marcel allerdings penibel privat.

Marcel Hirscher im Talk mit ÖSTERREICH – über Prioritäten nach der Rekordsaison

ÖSTERREICH: Marcel, wie war Ihr Sommer?

Marcel Hirscher: Sehr heiß. Ich hab das Glück, dass ich mich beim Training viel draußen aufhalte. Ich hab den Sommer echt ausgenützt. Aber bis jetzt hatte es ja auch noch 26, 27 Grad, und wir reden vorm Skifahren. Und ich bin eigentlich froh drüber. Weil jetzt reicht es langsam mit dem Sommer.

ÖSTERREICH: Ich erinnere mich an unser ­Gespräch vor 4 Jahren. Damals fiel Ihnen der Start ins Training extrem schwer ...

Hirscher: Das ist jetzt ganz anders. Es sind die hervorragenden Bedingungen, die mich motivieren. Weil ich so Ski fahren kann, wie ich will.

ÖSTERREICH: Haben Sie im  Aufbau-Training neue Reize gesetzt?

Hirscher: Ja, mehr Richtung Crossfit. Das ist sehr intensiv, jedes Work-out ist exakt gezeitet.

ÖSTERREICH: Wissen Sie eigentlich schon, ob das jetzt Ihre letzte Saison wird?

Hirscher: Nein.

ÖSTERREICH: Bei Stephan Eberharter wurden wir hellhörig, als er plötzlich an jedem Weltcup-Ort alles fotografierte, weil er wusste, dass er als Rennläufer nicht zurückkommen würde.

Hirscher: Das hab ich nicht vor. Ich bin aber auch nicht der Typ, der solche Dinge bewusst festhält.

ÖSTERREICH: Man hat das Gefühl, der Start in die Saison ist Routine für Sie – wie für normale Menschen das Ins-Büro-Gehen?

Hirscher: So ist das auch wieder nicht. Du musst schon dein Mindset ändern und einen oder zwei Gänge nach vorne schalten.

ÖSTERREICH: Welche Ziele haben Sie noch? Spekulieren Sie insgeheim mit dem Stenmark-Rekord von 86 Weltcup-Siegen?

Hirscher: Daran hab ich noch kein einziges Mal gedacht. Das war nie mein Anspruch. Ich hatte zumindest die Magische 7 vor mir, und es taugt mir recht, dass ich die jetzt habe.

ÖSTERREICH: Sie meinen ­Ihre 7 Gesamtweltcup-Siege. Was würde Ihnen jetzt mehr bedeuten: die Magische 8 oder ein weiteres WM-Gold?

Hirscher: Das ist einfach. Die Magische 8 wäre mir natürlich lieber. Ich habe das Gefühl, dass die Jungen vor allem in den technischen Disziplinen vorpreschen werden. 

Knut Okresek
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