Boykott

Paukenschlag: Olympia ohne NHL-Stars

Teilen

Pyeongchang muss ohne die besten Eishockey-Cracks auskommen.

Das Eishockeyturnier bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang wird erstmals seit 1994 wieder ohne Beteiligung von Spielern der National Hockey League (NHL) stattfinden. Die nordamerikanische Profiliga gab am Montag bekannt, dass die Meisterschaft 2017/18 nicht unterbrochen wird, und erklärte die Angelegenheit für "offiziell geschlossen".

Die NHL hatte bei den jüngsten fünf Olympischen Spiele stets eine Pause eingelegt, damit die besten Spieler der Welt am Olympia-Turnier teilnehmen können. Nun ist die Liga nach monatelangen Verhandlungen nicht mehr zu einer 17-tägigen Unterbrechung bereit. Ob die NHL für die Winterspiele 2022 in Peking pausiert, ist nach der Entscheidung von New York mehr als fraglich. Wenngleich die Liga auf dem dort deutlich attraktiver angesehenen Markt Fuß fassen will und vor kurzem auch zwei Vorbereitungsspiele im Herbst 2017 in China vereinbarte.

"Die überwältigende Mehrheit der Clubs ist vehement dagegen, den Spielbetrieb zu unterbrechen", schrieb die NHL auf ihrer Website. Für Österreich hat das keine Auswirkungen, weil das Nationalteam die Qualifikation für Pyeongchang verpasst hat.

"Kein bedeutender Dialog"

Man sei offen gewesen für Vorschläge des IOC, des Internationalen Eishockeyverbands (IIHF) und der Spielergewerkschaft, um die Clubbesitzer umzustimmen. "Es ist aber kein bedeutender Dialog zustande gekommen", schrieb die NHL weiter. "Offen gesagt sehen wir nicht, was die Teilnahme bei Olympia uns bringen könnte", hatte der stellvertretende NHL-Boss Bill Daly bereits im Jänner gesagt.

Für die großen Stars ist die Entscheidung eine herbe Enttäuschung. Vor allem etliche Spieler aus Russland könnten die Liga verlassen. Superstar Aleksander Owetschkin von den Washington Capitals etwa hatte immer wieder gesagt, notfalls auch ohne Genehmigung in Südkorea spielen zu wollen.

"Ich bin sicher, dass wirklich jeder bei Olympia spielen will", sagte Owetschkin immer wieder. "Das ist toll fürs Eishockey, toll für uns und toll für die Länder." Team-Besitzer Ted Leonsis hatte dem bereits nachgegeben und seinem besten Spieler zugesichert, die Freigabe für Olympia geben zu wollen. Mit seiner Haltung dürfte Leonsis indes nahezu alleine dastehen.

Das sind die Hintergründe

Am Ende ging es wohl auch nicht mehr um die Kosten, denn noch vergangene Woche hatte die IIHF unter dem Schweizer Präsidenten Rene Fasel erklärt, die zuletzt stets vom IOC übernommenen Reise- und Versicherungskosten von NHL-Spielern übernehmen zu wollen.

Die Clubchefs wollen aber offensichtlich nicht mitten im Winter - in der Hauptsaison für Eishockey - den Betrieb unterbrechen. Eine Rolle dürfte auch spielen, dass Südkorea im Gegensatz zu den Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi kein traditioneller Eishockeymarkt mit entsprechenden Werbemöglichkeiten ist

Damit werden die großen Nationen erstmals seit Lillehammer 1994 mit eigentlichen B-Teams antreten müssen. Sportliche Profiteure könnten Teams mit vielen Spielern in den starken europäischen Ligen sein.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.