Doping

Ermittlungsverfahren gegen Hoffmann

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Der Langlauf-Olympiasieger soll Mitbesitzer einer Blutzentrifuge sein

Bei der Staatsanwaltschaft Wien läuft gegen Christian Hoffmann, Langlauf-Olympiasieger im Massenstartbewerb über 30 km Skating von Salt Lake City 2002, ein Ermittlungsverfahren nach Paragraf 22a Anti-Doping-Gesetz. Der 34-jährige Oberösterreicher steht demnach unter dem "begründeten Verdacht" des Blutdopings, bestätigte Gerald Tatzgern, der Sprecher des Bundeskriminalamts (BK). Hoffmann, der vorerst nicht erreichbar war, hat laut Tatzgern im Zuge einer schon vor Wochen durchgeführten Beschuldigteneinvernahme die Vorwürfe kategorisch bestritten.

Die "Soko Doping", die seit Monaten in der heimischen Doping-Affäre ermittelt, war im Zuge ihrer Erhebungen beim Sportmanager Stefan Matschiner, der unter anderem den des Blutdopings überführten Radprofi Bernhard Kohl betreut hatte, auf eine Blutzentrifuge gestoßen. Nach Aussage Kohls sollen sich neben ihm Hoffmann und der dänische Radprofi Michael Rasmussen an der Anschaffung des Geräts finanziell beteiligt haben.

Zentrifuge weitergegeben?
Hoffmann soll die Zentrifuge nicht nur für den Eigenbedarf verwendet zu haben, was im Sinne des Anti-Doping-Gesetzes noch nicht gerichtlich strafbar wäre. Er wird von mehreren Personen belastet, diese - möglicherweise auch gegen Entgelt - weitergegeben und ihre Funktionsweise erklärt zu haben. Offen ist vorerst die Frage, ob auch Kohl und Rasmussen das Gerät "weitervermittelt" und damit versucht haben könnten, die Anschaffungskosten wettzumachen. Das würde sie wohl ebenfalls zu Beschuldigten im Sinne des Paragrafen 22a Anti-Doping-Gesetz machen.

Kohls Anwalt Manfred Ainedter versicherte: "Meines Wissens läuft gegen Kohl kein Ermittlungsverfahren." Dieser habe die Zentrifuge nur selbst genutzt und nicht weitergegeben. "Er hat auch sicher kein Geld genommen", erklärte Ainedter. Sein Mandant habe weiters nicht mitbekommen, dass das Gerät von Hoffmann oder Rasmussen anderen Sportlern zu Verfügung gestellt wurde.

Hoffmann bestritt Vorwürfe
Hoffmann bestreitet alle Vorwürfe und will Matschiner überhaupt nur einmal - wegen eines Sponsorvertrages - gesprochen haben. "Ich habe Kontakt mit Matschiner gehabt. Ich habe vor Jahren einen Sponsor gesucht und Matschiner kontaktiert, das war's. Ich habe nie Dopingmittel bekommen, davon distanziere ich mich", hatte Hoffmann am 1. April in einem Ö3-Interview erklärt.

Am selben Tag hatte sich auch der Däne Mads Frederiksen, der Manager des derzeit wegen Verstößen gegen Dopingkontrollrichtlinien gesperrten Rad-Stars Michael Rasmussen, bei der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau zu Wort gemeldet, um Kontakte Rasmussens zu Matschiner zu dementieren. "Es gab einen einzigen Kontakt Michaels zu Matschiner, und das war, als dieser versucht hat, Michael für ein Kriterium in Österreich zu verpflichten. Aber das ist damals nicht zustande gekommen", erklärte Frederiksen.

Kohl brachte Lawine ins Rollen
Tags zuvor hatte Radprofi Bernhard Kohl in Wien gestanden, seit 2005 von Matschiner mit Dopingmitteln versorgt worden zu sein. Außerdem hatte er den Sportmanager, der am 7. Mai nach mehr als fünfwöchiger Untersuchungshaft wieder auf freien Fuß gesetzt worden ist, gemeinsam mit zwei anderen Sportlern beauftragt, eine Blutzentrifuge für Blutdoping-Zwecke zu beschaffen.

Noch am Abend der Pressekonferenz von Kohl waren die Namen von Hoffmann und Rasmussen als potenzielle Mitfinanciers der Blutzentrifuge bekanntgeworden. Da der letzte Bluttransfer bei Kohl durch Matschiner laut Kohls Anwalt Manfred Ainedter "im September 2008" stattgefunden haben soll, wäre in diesem Fall das neue österreichische Anti-Doping-Gesetz, das Haftstrafen bis zu fünf Jahren vorsieht, anwendbar.

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