Felix Gottwald

Missbrauch: Olympia-Held packt aus

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Der frühere Kombinierer gewährt in seiner Kolumne tiefe Einblicke.

Felix Gottwald ist ein österreichischer Sportheld: Sieben Olympia-Medaillen gewann er, davon drei in Gold. 2001 holte er den Gesamtweltcup der Nordischen Kombinierer. Insgesamt hat der dreifache Weltmeister elf Mal WM-Edelmetall daheim hängen. Er profitierte vom ÖSV-System. Nun reflektiert er die Vergangenheit in beeindruckender Ehrlichkeit.

"Es gab Zeiten, da löste der Satz 'Ich war im Skigymnasium Stams' Bewunderung aus", schreibt er in seiner Kolumne: "Nach den medialen Enthüllungen würde man für denselben Satz wohl irgendetwas zwischen Mitleid, Befremden und allenfalls voyeuristischem Interesse ernten."

Nicola Werdenigg war die erste Sportlerin, die von sexuellen Übergriffen bis hin zu Vergewaltigung in Skischulen und im Weltcup berichtete. Sie trat damit eine Lawine los. Gottwald: "Das ist gut, richtig und wichtig. Spät ist besser als gar nie." Macht und Missbrauch hätten im Spitzensport System. Damals wie heute!

"Die Rituale waren Internatsalltag"

Offen und ehrlich gibt er zu, nicht nur Opfer, sondern auch Täter gewesen zu sein: "#wetoo JA, es gab sie, diese demütigenden und entwürdigenden Rituale, Pastern und ein paar andere - aus heutiger Sicht nicht nachvollziehbare - brutale Machtdemonstrationen der Älteren, Kräftigeren, Mächtigeren gegenüber Jüngeren, Schwächeren, Ohnmächtigen. Die Unterwerfungsrituale waren Internatsalltag, keine Einzelfälle."

Sie dienten der Rangordnung, so der heute 41-Jährige. "Und weil wir Täter und Opfer gleichermaßen waren, stiftete die Geheimhaltung auch die Verschworenheit einer Schicksalsgemeinschaft." Er hält jedoch fest, dass in Stams sehr wohl etwas dagegen unternommen wurde.

"Gegen Ende meiner Zeit in Stams, so hatte ich jedenfalls den Eindruck, trug das Engagement des damaligen Heimleiters gegen die Art von Übergriffen Früchte und Pastern als Ritual war abgeschafft", so Gottwald.

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