Skeleton, Bob und Rodeln

Mit vereinten Kräften zum Olympiasieg

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Österreichs Eiskanal-Sportler bündeln Kräfte in gemeinsamen Kompetenz-Zentrum.

Weltweit sind es ebenso wie in Österreich verschiedene Verbände, die FIBT bzw. der ÖBSV für die Bob- und Skeleton-Cracks und die FIL/ÖRV für die Rodler, doch die Gemeinsamkeiten sind unübersehbar: Athleten aller drei Sportarten rasen durch die Eiskanäle. Eine Zusammenarbeit lag nahe und so gibt es seit dem vergangenen Frühjahr ein gemeinsames Kompetenz-Zentrum in Innsbruck.

Die Weichen für eine noch professionellere Herangehensweise wurden durch die Anmietung einer "Doppel-Garage" im Innsbrucker Industrie-Viertel im ehemaligen Milchhof geschaffen. Auf rund 70 Quadratmetern entstand eine perfekte Werkstatt. Eine Lackierbox wurde installiert, zudem musste eine komplizierte Abluftanlage mit dementsprechenden Filtern eingebaut werden. Rund 65 Prozent der Fläche nützt der Rodelverband, die restlichen der Bob- und Skeleton-Verband.

Während der ÖRV rund 200.000 Euro investierte, waren es beim ÖBSV 100.000 Euro. Initiiert wurde das gemeinsame Projekt durch Markus Prock, den sportlichen Direktor im ÖRV, und ÖBSV-Präsident Andreas Lotz, der auch Bundesunterstützung für dieses Projekt herausschlagen konnte. "Für die Zukunft ist dies ein ganz wichtiges Projekt, wir können endlich ordentlich an unseren Schlitten arbeiten", erklärt Rodel-National-Trainer Rene Friedl. "Wir haben jetzt viel mehr Möglichkeiten."

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Auch die zweifachen Olympiasieger Andreas und Wolfgang Linger betreuen dort ihr Sportgerät und bereiten es auf die Spiele in Sotschi vor. Zuletzt im deutschen Altenberg reichte es für die beiden Brüder zwar nur zu Platz fünf, doch Andreas kommentierte dies locker: "Wir waren ja mit einem Trabi unterwegs. Für Sotschi packen wir dann den Porsche aus."

Wohl noch wichtiger ist die neue Werkstätte für die Bobfahrer. Nationaltrainer Manfred Maier erklärt dies mit den Kosten: "Es gibt keine freien Bobs mehr auf dem Markt, außer jenen der niederländischen Firma Eurotec. Diesen Zweier-Bob können sich zwar die Kanadier leisten, aber nicht wir Österreicher. Der kostet 90.000 Euro. So entwickelten wir und bauten einen eigenen Zweier für Christina Hengster. Das kostete uns 'nur' 50.000 Euro".

Bob-Bauer und -Entwickler für Hengster ist der ehemalige Spitzenpilot Wolfgang Stampfer, der dafür nicht mehr seine private Garage ausräumen muss. "Aber auch ich selbst muss immer Hand anlegen", berichtete Hengster im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Stundenlang arbeitete die gelernte Juristin im Sommer neben ihrem Job als Streifenpolizistin mit Schutzmaske beim Sandstrahlen oder Lackieren im Kompetenzzentrum. "Wir haben heuer eine neue aerodynamische Haube entwickelt", berichtete Hengster.

Dabei wirken die 50.000 Euro wie Peanuts. So investiert BMW-Amerika Millionen in die Bob-Entwicklung, für das italienische Team arbeitet für eine Million Euro Ferrari. "Nur McLaren, das den Bob für die Briten gebaut hat, hat daneben gegriffen. Der funktioniert nicht", muss Maier schmunzeln.

Und erstmals konnte in diesem Jahr auch Skeleton-Pilotin Janine Flock, die nach ihrem dritten Platz zuletzt beim Weltcup in Igls zu den Medaillenanwörtern in Sotschi zählt, ihr Gerät selbst warten und musste es nicht zum "Neuaufbau" nach England schicken. "Aber noch wichtiger wird das Kompetenz-Zentrum in Zukunft sein. Wir können dann unsere Skeletons selber bauen", erzählt Nationaltrainer Martin Rettl.
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