WM-Triumph

So tickt unser Gold-Adler Stefan Kraft

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Kraft krönt in Lahti seinen unglaublichen Aufstieg. Das steckt dahinter.

Stefan Kraft hat sich bei der 51. Nordischen Ski-WM einmal mehr als Mann für ganz besondere Stunden erwiesen. In der Saison 2014/15 aus dem Schatten von Thomas Morgenstern und Co. getreten, hat der Salzburger mit 23 Jahren Einzelmedaillen bei WM und Skiflug-WM, den Sieg bei der Vierschanzen-Tournee sowie acht Erfolge im Weltcup geholt. Mit dem jüngsten Gold-Coup reihte er sich unter die Großen.

+++ Gold! Stefan Kraft ist neuer Skisprung-Weltmeister +++

"Genial! Unglaublich", jubelte Kraft danach im ORF-Interview: "Was umso schöner ist: Jeder freut sich mit mir mit. Ich möchte mich bei allen bedanken, die hier mitgeholfen haben." Trainer Heinz Kuttin kündigte an, trotz Mixed-Bewerb am Sonntag (16:30 Uhr im oe24-LIVE-TICKER) am Abend mit einem Bier anstoßen zu wollen. Denn das hat sich Kraft redlich verdient.

In Finnland gelang ihm die vorläufige Krönung seiner Karriere. Die tolle Entwicklung des Pongauers wird am Beispiel Lahti deutlich. Denn der kleine Salpasselkä-Bakken ist eine Schanze, die Kraft eigentlich nicht liegt. Doch der aktuelle Musterschüler von ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin verstand es, sich an zwei Trainingstagen perfekt auf die Eigenheiten einzustellen. "Ich weiß, was ich zu tun habe", sagte er am Tag vor seinem bisher größten Triumph.

Wettkampftyp sowie Frohnatur

Der Pongauer ist ein Wettkampftyp. Wenn es um etwas geht, wächst das 1,70 Meter große Leichtgewicht über sich hinaus. "Egal, was er macht, er gibt im Wettkampf immer Vollgas", sagte Kuttin. Fröhlichkeit und Lachen Krafts sind ansteckend und so freuen sich auch alle im ÖSV-Springerteam mit ihm. Schlechte Laune hält bei dem seit drei Jahren mit Marisa liierten Energiebündel nie lange an, Kraftausdrücke wie zuletzt nach dem wind- und virusbedingten Rückfall bei der Tournee in Innsbruck sind selten.

Kraft engagierte sich als Schüler zunächst im Alpinskisport, bis Christian Wallner vom SV Schwarzach das Skisprung-Talent des Zehnjährigen auffiel. Der Schüler der Sporthauptschule Bischofshofen und später von Stams bestaunte zunächst seine Idole an der Paul-Außerleitner-Schanze.

So feiert unser Gold-Adler Stefan Kraft

Am Dreikönigstag 2012 gab er dort sein Weltcup-Debüt (54.), ein Jahr später wurde er an gleicher Stelle in seinem erst dritten Weltcup-Bewerb Dritter. Nach dem Rücktritt von Thomas Morgenstern und während der Auszeit bzw. Verletzungspause von Gregor Schlierenzauer wuchsen Kraft und sein Zimmerkollege Michael Hayböck unter Neo-Cheftrainer Kuttin rasch in die Führungsrolle hinein.

Das Duo versteht sich auch abseits der Schanzen blendend. Nur beim Lieblingsclub sind die zwei nicht auf einer Linie. Ex-Fußballer Kraft hält zum FC Bayern und besucht gerne Spiele des Alaba-Clubs, Hayböck drückt dem FC Barcelona die Daumen.

Kraft glänzt mit Bodenständigkeit

Auf dem Karriereweg werden die Trainingspartner seit vielen Jahren von Coach Patrick Murnig begleitet. Dessen Tiroler Agentur Jump and Reach managt das Duo. Ihre sportliche Heimat ist das Trainingszentrum in Rif bei Hallein, am dortigen ÖSV-Stützpunkt sorgen Alexander und Harald Diess für Top-Kondition der Athleten.

So weit er mit seinem aggressiven Stil auch fliegt (Kraft hält mit 246,5 m den österreichischen Skiflug-Rekord), so bodenständig ist der am 13. Mai 1993 in Schwarzach geborene Bursche geblieben. Im Vergleich zum Preisgeld in anderen Sportarten mit großer TV-Präsenz sind die Prämien im Skispringen trotz des hohen Risikos gering. Bei Kraft kommt dennoch kein Neid auf.

Die eingeflogenen Euro sei eine coole Nebensache: "In meinem Alter derart viel zu verdienen ist ein Wahnsinn. Ich weiß das zu schätzen. Ich weiß, wie vielen Sportlern in anderen Sportarten es schlechter geht." Für das Geld hat der Weitenjäger gute Verwendung. Kraft hat eine Wohnung in Oberalm bei Salzburg gekauft, die Übersiedlung soll nach der Saison erfolgen.

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