Nach Polizisten-Tod

Italiens Fußball in tiefer Krise

Teilen

Der Tod eines Polizisten nach dem Derby zwischen Catania und Palermo hat den italienischen Fußball in eine tiefe Krise gestürzt.

Nach dem Skandalspiel vom Freitag wurden alle Spiele am Wochenende abgesagt, ebenso das für Mittwoch geplante Länderspiel zwischen Italien und Rumänien. Der italienische Ministerpräsident Romano Prodi kündigte "drastische Maßnahmen" gegen die Gewalt beim Fußball an.

Chefinspektor durch Sprengsatz getötet
Der 38-jährige Chefinspektor Filippo Raciti wurde von einem Unbekannten getötet, der einen Sprengsatz unter das Polizeiauto warf. Im Stadion hatten die Krawalle in der zweiten Spielhälfte begonnen, die Partie musste vorübergehend unterbrochen werden. Nach dem 2:1-Sieg von Palermo gingen die Zusammenstöße weiter, etwa 100 Menschen wurden verletzt. Die Polizei nahm 22 Personen fest, unter ihnen neun Minderjährige.

Der italienische Fußballverband (FIGC) berief noch am Freitag eine Krisensitzung ein. "Wir können so nicht weitermachen", sagte FIGC-Präsident Luca Pancalli. Am Montag und Dienstag sollen weitere Krisengipfel stattfinden.

Klubs wollen spielen, Regierung dagegen
Nach Informationen der "Gazzetta dello Sport" wollen die Klubs jedoch bereits am kommenden Wochenende wieder spielen, die Regierung aber sei dagegen. Mindestens noch eine Runde pausieren und dann zunächst Matches ohne Publikum, laute der erste Kompromiss. "Wir dürfen jetzt nicht in Panik verfallen", sagte Liga-Chef Antonio Matarrese.

Degeneration des Sports
Regierungschef Prodi und Staatspräsident Giorgio Napolitano verurteilten die Gewalt und sprachen der Familie des Opfers ihr Beileid aus. Es müsse ein deutliches Signal geben, um "die Degeneration des Sports" zu verhindern, erklärte Prodi. "Wir werden dieses Krebsgeschwür ausmerzen und den Fußball retten", meinte Justizminister Clemente Mastella plakativ.

Der durch einen Sprengsatz vor dem Stadion getötete Polizist wird am Montag nach einer Trauerfeier in der Kathedrale von Catania beigesetzt. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.