Abschied

"Scheich Hicke" beendet Wüsten-Abenteuer

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Nach perfekter Saison mit Al Wahda keine Einigung über neuen Vertrag.

Ex-Teamchef Josef Hickersberger und sein SCC Al Wahda haben am Wochenende eine überaus erfolgreiche Fußball-Saison in der Vereinigten Arabischen Emiraten mit einem Sieg ausklingen lassen. Der Verein aus Abu Dhabi gewann in der 22. und letzten Runde der nationalen Profi-Liga im eigenen Al-Nahyan-Stadion gegen Al Nasr 3:0 (1:0) und beendete die Meisterschaft mit sieben Zählern Vorsprung auf den Titelfavoriten Al Jazira, der auswärts gegen Al Wasl nur 2:2 spielte.

Kein neuer Vertrag
"Es war ein schwieriger Job, aber eine perfekte Saison", sagte der frühere ÖFB-Teamchef und verriet gleichzeitig, dass er nach eineinhalb Jahren in Abu Dhabi Al Wahda verlassen wird. "Wir haben uns über eine weitere Zusammenarbeit nicht einigen können", erklärte der Niederösterreicher, der nach der EM in Österreich sein ÖFB-Amt zurückgelegt hatte und im Dezember 2008 in die Emirate übersiedelt war.

Perfekte Saison
Der 62-Jährige, der keine Extra-Prämie für das Erreichte erhielt, hat Al Wahda nicht nur zum vierten Titel, den ersten nach 1999, 2001 und 2005, geführt, sondern er hat mit seiner Truppe auch einige Rekorde aufgestellt. "Noch kein Verein seit Einführung der Zwölferliga ist mit 58 Punkten Meister geworden. Dazu haben wir mit 15 Treffern die wenigsten Tore in der Liga-Geschichte erhalten und keines der elf Heimspiele verloren", merkte "Scheich Hicke" zurecht mit Stolz an.

22 Spiele, 19 Siege, ein Remis, zwei Niederlagen 45:15 Tore (plus 30) und 58 Punkte lautete die Liga-Bilanz des SSC Al Wahda, der seit 8. November in der Meisterschaft in 16 Partien (15-1-0) ungeschlagen blieb. Der Club hat sich als Meister für die Vereins-WM vom 8. bis 18. Dezember in Abu Dhabi als Gastgeber qualifiziert. "Mehr ist nicht zu erreichen. Daher ist es auch besser, jetzt zu gehen, wenn es am schönsten ist", meinte Hickersberger ohne Wehmut.

Zukunft noch offen
Er löst derzeit schon seinen Haushalt auf, ist dabei, die bürokratischen Hürden der Ausreise zu nehmen ("Man muss nachweisen, dass man alle Rechnungen beglichen hat und keine Schulden hat etc.") und möchte so früh wie möglich nach Österreich fliegen und da Urlaub machen. Gedanken über seinen nächsten Job macht er sich nicht. "Ich lasse alles auf mich zukommen. Es gibt hie und da Anfragen, aber nichts Konkretes", sagte der Trainer.

Er würde gerne in irgendein Land gehen, in dem er noch nicht Meister war, die Lebensqualität und das Finanzielle stimme. "Ägypten wäre vielleicht interessant, aber auch nur Al Ahli Kairo und Zmalek Kairo." Wenn man in diesem Jahrtausend drei Meistertitel in drei Ländern im Lebenslauf stehen habe, sei es nicht so schwer, zu Arbeit zu kommen. Hickersberger ist das mit Al Etehad SC in Katar (2002), mit Rapid in Österreich (2005) und jetzt mit Al Wahda gelungen.

Kaum Interesse an Trainerjob in Österreich
Auf die Frage, ob er sich auch ein Engagement in seiner Heimat vorstellen könne, antwortete der Coach mit einem Lächeln: "Vielleicht nur bei zwei Vereinen, aber dafür bin ich wahrscheinlich noch zu jung." Der Zieleinlauf in der österreichischen Liga habe er so erwartet, die drei Siege der Titelkandidaten in der letzten Runde seien keine Überraschung gewesen. Ebenso informiert ist er über das ÖFB-Nationalteam und den kommenden Gegner.

Schock über Idrizajs Tod
"Die zweite Hälfte bei der EM gegen die Kroaten war damals das beste seit langem", erinnerte sich der Ex-Teamchef, der sich freut, dass Martin Harnik wieder in den Kader zurückkehrte. Bestürzung und Betroffenheit löste bei ihm der Tod von Besian Idrizaj aus. "Es ist für mich unvorstellbar, dass ein Leistungssportler beim heutigen Stand der Medizin an Herzinfarkt sterben muss", meinte der 62-Jährige, der vom Schicksal des Oberösterreichers von seinem Tormann-Trainer Klaus Lindenberger früh erfahren hatte. Der Ex-Keeper war einst Trainer von Idrizaj beim LASK.

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