Nach Krawallen

Italien verbannt Fans aus Stadien

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Die italienische Regierung hat nach Ausschreitungen hart durchgegriffen: Keine Spiele mehr mit Publikum in Stadien, die Auflagen nicht erfüllen.

Die italienische Regierung hat nach Ausschreitungen bei einem Fußball-Spiel in Sizilien hart durchgegriffen. "Es wird keine Spiele mehr mit Publikum in Stadien geben, die nicht den Sicherheitsvorschriften entsprechen", erklärte Innenminister Giuliano Amato am Montagabend nach einem Krisengipfel mit dem italienischen Fußballverband (FIGC) und dem Nationalen Olympischen Komitee (CONI) in Rom. Zum derzeitigen Stand erfüllen nur sechs Erstliga-Stadien die von Amato geforderten Auflagen.

Der 38-jährige Polizist Filippo Raciti, der am Freitagabend bei den Krawallen rund um das Derby gegen Palermo getötet worden war, wurde unter großer Anteilnahme in Catania beigesetzt. FIGC-Chef Luca Pancalli meinte, dass die unterbrochene Meisterschaft bereits am kommenden Wochenende wieder aufgenommen werden könnte. Einen definitiven Beschluss werde er aber erst nach einer Sitzung des Ministerrates am Mittwoch fassen, bei der das Paket mit den neuen Maßnahmen gegen Gewalt verabschiedet werden soll.

Maßnahmen gegen Gewalt
"Im Stadion von Catania werden wir sicherlich nichts mehr riskieren", versicherte Amato, der weitere Maßnahmen ankündigte. Tickets für bestimmte Matches sollen nicht mehr an Auswärtsteams abgegeben werden, da diese ihr Kontingent radikalen Fangruppen weiterverkaufen könnte. Die Zeitspanne, in der die Polizei gewalttätige Fans festhalten darf, wird auf 48 Stunden verlängert. Auch Unbescholtenen kann aus präventiven Gründen der Zutritt zum Stadion verweigert werden. Diese Maßnahme kann auch Minderjährige betreffen, erklärte der Minister.

Amato schlug vor, dass sich die Klubs die direkte Verantwortung und die steigenden Stadionkosten mit den Lokalverwaltungen teilen. "Wir müssen uns gegen die verantwortungslose und kriminellen Regeln der Vandalengruppen wehren", begründete der Innenminister. Man müsse die Zuschauer ausschließen, so lange die einzelnen Stadien den Sicherheitsstandards nicht entsprechen.

Zum derzeitigen Stand erfüllen nur sechs Erstliga-Stadien die von Amato geforderten Auflagen. "Nur jene Stadien werden ihre Tore öffnen, die den Standards entsprechen. Ich werde diesbezüglich nichts anderes dulden", versicherte der Innenminister. Die Klubs müssen künftig auch Stewards einsetzen, erklärte die italienische Sportministerin Giovanna Melandri.

Sozialdienst für Hooligans
Das komplette System der italienischen Stadien müsse neu überprüft werden. Ziel sei die progressive Privatisierung der Stadien, die derzeit im Besitz der Lokalverwaltungen stehen. Während der Spiele sollen aktenkundige Hooligans mit Sozialdiensten für die Gemeinschaft beschäftigt werden, um sie von den Stadien fern zu halten.

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