Machtwechsel

Platini neuer UEFA-Präsident

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Michel Platini hat Machtkampf gewonnen: Franzose beerbt Langzeit-UEFA-Boss Johansson.

Michel Platini hat im Stile eines großen Spielmachers den Präsidententhron des Europäischen Fußball-Verbandes (UEFA) erobert, doch nach einem brisanten Wahlkampf steht der Franzose an der Spitze eines in sich zerrissenen Verbandes. "Wir bleiben eins. Wir stehen zusammen wie bisher", rief Platini den Delegierten unmittelbar nach seinem knappen Wahlerfolg gegen Amtsinhaber Lennart Johansson zu.

Der 51-Jährige hatte nach seinem intensiven Duell mit Johansson am Freitag beim UEFA-Kongress in Düsseldorf mit 27 gegen 23 Stimmen nur eine hauchdünne Mehrheit erhalten. Gleich zu Beginn der Amtszeit des früheren Weltstars als siebenter kontinentaler Fußball-Chef droht der UEFA eine bisher nie da gewesene Spaltung.

So forderte etwa DFB-Präsident Theo Zwanziger Platini auf, einen Grabenkampf unbedingt zu verhindern. "Er wird viele Probleme haben und Fingerspitzengefühl benötigen. Viele haben große Erwartungen in ihn. Ich bin gespannt, ob er die erfüllen kann." Zwanziger unterstrich die deutschen Sympathien für den nach 17 Jahren als erster Präsident der UEFA-Geschichte abgewählten Johansson: "Das hat er nicht verdient."

Blatter heimlicher Sieger
FIFA-Präsident Joseph Blatter ging hingegen wieder einmal als Sieger aus einem Duell mit Johansson hervor. Der Schweizer hatte mit seiner öffentlichen Parteinahme für Platini die Etikette verletzt und stand am Ende doch wieder auf der Gewinnerseite. "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Michel Platini. Es wird ein frischer Wind wehen. Wir haben die gleichen Ideen, dass Fußball in erster Linie ein Sport ist und kein Geschäft", sagte Blatter. 1998 hatte er Johansson im Kampf um den FIFA-Spitzenjob geschlagen und 2002 einen von dem Schweden angeführten Umsturzversuch abgewehrt.

"Hüter des Fußball-Schatzes"
Platini hatte seinen intensiven Wahlkampf mit einer emotionalen Rede abgeschlossen, in der er seine Strategie als vermeintlicher Sozialromantiker fortsetzte. "Der Fußball ist ein Schatz, den wir schützen müssen", sagte der Europameister von 1984. Ob er als neuer UEFA-Chef den versprochenen Kampf gegen die Auswüchse des Kapitals auch umsetzen wird, bleibt aber abzuwarten.

Johansson Ehrenpräsident
Sofort erkannte er, dass er auch die Wahlverlierer für sich gewinnen muss. Johansson wurde auf seinen Vorschlag - zu Tränen gerührt - zum UEFA-Ehrenpräsident ernannt. Dem Schweden hatten die von UEFA-Generalsekretär Lars-Christer Olsson vorgetragenen brillanten Wirtschaftszahlen des Verbandes nichts genutzt. Das UEFA-Eigenkapital stieg im Vorjahr um gut 30 Millionen auf 243 Millionen Euro. Zudem rechnet man im kommenden Jahr erstmals mit Einnahmen von fast zwei Milliarden Euro.

Ob Olsson daran mitwirken wird, ist sehr fraglich. Platini hat angekündigt, mehr in das Alltagsgeschäft eingreifen zu wollen. Dafür muss er die Administration am Amtssitz in Nyon (Schweiz) verändern - obwohl dieser allseits gute Arbeit bescheinigt wird. "Es ist der Beginn eines großen Abenteuers", so der dreifache europäische "Fußballer des Jahres".

Hilfe für kleine Verbände
In seinem Wahlkampf hat sich Multimillionär Platini als dynamischer Fußball-Romantiker profiliert, der für die kleinen Ländern kämpft, die Macht des Geldes anprangert und die großen Vereine zu Solidarität sowie Verzicht mahnt. So will er die Zahl der Champions-League-Plätze auf höchstens drei pro Land begrenzen und die Zahl der EM-Endrundenteams von 16 auf 24 aufstocken.

Die bisherigen Präsidenten
1954 - 1962: Ebbe Schwartz (Dänemark)
1962 - 1972: Gustav Wiederkehr (Schweiz)
1972 - 1973: Sandor Barcs (Ungarn)
1973 - 1983: Artemio Franchi (Italien)
1983 - 1990: Jacques Georges (Frankreich)
1990 - 2007: Lennart Johansson (Schweden)
ab 2007: Michael Platini (Frankreich)

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