Frank Hensel

Das plant der neue Austria-Boss

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Ehemaliger Rewe-Vorstandsvorsitzender will keine Trainerdiskussion.

Mitten in der sportlichen Krise hat die Wiener Austria den Wechsel an der Vereinsspitze vollzogen. Frank Hensel wurde am späten Montagabend bei der Generalversammlung des Fußball-Bundesligisten als neuer Präsident gewählt. Der gebürtige Sachse erhielt über 94 Prozent der Stimmen der Mitglieder. Vorgänger Wolfgang Katzian verabschiedete sich mit ein wenig Wehmut.

"Es ist eine gemähte Wiese, die mir übergeben wurde. Ich bin stolz, dass ich das fortführen kann", sagte Hensel nach der knapp vierstündiger Generalversammlung in der Generali Arena bei seinem ersten Auftritt als Austria-Chef. "Ich werde versuchen, mich ein wenig mit meiner Kompetenz in der Wirtschaft einzubringen. Da sehe ich noch viel Potenzial, wie wir uns weiterentwickeln können. Das werde ich mit aller Kraft angehen", hielt der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Rewe International fest.

In der vorangegangenen Veranstaltung hatten die Verantwortlichen wirtschaftliche und sportliche Zwischenbilanzen abgeliefert. Bei einem Umsatz von 36,1 Millionen Euro wurden im Geschäftsjahr 2017/18 auf Konzernebene 661.000 Euro Jahresgewinn erzielt. 2018/19 wird ein ausgeglichenes Ergebnis angestrebt. Sportlich war natürlich der unbefriedigende Saisonverlauf ein Reizthema. Das 2:3 gegen den WAC einen Tag zuvor wirkte nach. Chefcoach Thomas Letsch ist bei vielen Fans alles andere als unumstritten.

Keine Trainerdiskussion erwünscht

Hensel sah den Abend nicht dafür geeignet, um über den Trainer zu diskutieren. "Ich glaube, dass die Fans zurecht sauer sind, die Leistung am Sonntag war beschämend, das wissen alle", erklärte der 60-Jährige. Es gebe aber nur auf dieses Spiel bezogen "keinen Grund, eine Trainerdiskussion zu führen. Wir haben einen Neuanfang gemacht. Dass das ein Prozess ist, dürfte allen klar sein. Man sollte allen Verantwortlichen die Chance geben, das weiterzuentwickeln und aus den Fehlern zu lernen", hielt Hensel fest. Es gebe die Chance, es am Sonntag gegen Salzburg besser zu machen.

Ein spezielles Anliegen ist dem neuen violetten Club-Präsidenten offenbar, die weiblichen Fans ins Stadion zu bekommen. "Frauen werden ein wichtiges Thema sein. Die Austria unterscheidet sich deutlich von anderen, dass sie auf das Thema Frauenfußball setzt. Das erscheint mir ganz wichtig, um auch diese Zielgruppe ins Stadion zu kriegen", betonte Hensel. Ohnehin wolle man die heuer wieder eröffnete Generali Arena "irgendwann füllen. Es ist eine Vision, dass jemand ansteht, um hier eine Karte zu kriegen."

Katzian sah in Hensel den geeigneten Mann für Schritte nach vorne. "Sportlich gibt es Luft nach oben, das ist klar. Er ist da wer, der Gas gibt. Das werden alle spüren", meinte der ÖGB-Chef. Der langjährige Club-Präsident (2007 bis 2018) hat sich aus beruflichen Gründen vorzeitig von seinem Amt zurückgezogen. Sein "violettes Herz" schmerze, betonte Katzian. "Aber im Zuge meiner neuen beruflichen Arbeit ist kein Platz für andere Dinge." Der Niederösterreicher bleibt der Austria als Kuratoriumsmitglied erhalten.

Vom Deutschen zum Österreicher

Hensel wuchs in der DDR auf, ging später in den Westen. Nach Österreich verschlug es ihn 2005. Nun ist er der erste Präsident der Austria, der aus Deutschland kommt. Sich selbst sieht Hensel nicht mehr als Deutscher. "Es ist nicht mehr meine Wahlheimat, es ist meine Heimat. Ich habe viel für das Land und die Menschen getan, das hat mich immer getrieben, das tun zu dürfen." Er sei "vielleicht mehr Österreicher als mancher Österreicher. Zumindest haben das meine Kollegen immer gesagt."

Auch der Verwaltungsrat wurde im Rahmen der Generalversammlung neu gewählt. In der konstituierenden Sitzung wurde Robert Zadrazil (CEO Unicredit Bank Austria AG) zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der langjährige Verwaltungsrats-Vorsitzende Karl Blecha, der schon seit den 1960er-Jahren im Austria-Vorstand tätig war, wurde geehrt und verabschiedet. Als zweiter Vizepräsident neben Raimund Harreither folgt der ehemalige Finanzminister Josef Pröll auf Rudolf Reisner.

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