0:3 gegen Brasilien!

ÖFB-Elf kassiert 1. Niederlage unter Foda

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Gabriel Jesus, Neymar und Philipp Coutinho trafen für Brasilien bei klarem Testspielerfolg.

WM-Mitfavorit Brasilien hat der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft am Sonntag eindrucksvoll ihre Grenzen aufgezeigt. Die Brasilianer setzten sich bei ihrem finalen WM-Test in Wien völlig verdient mit 3:0 (1:0) durch. Die Tore im mit 48.500 Zuschauern ausverkauften Ernst-Happel-Stadion erzielten Gabriel Jesus (36.), Neymar (63.) und Philippe Coutinho (69.)

Die Rekordserie der ÖFB-Auswahl wurde nach zuletzt sieben Siegen in Folge gestoppt. Die Österreicher kassierten nach fünf Siegen in fünf Spielen unter Teamchef Franco Foda ihre erste Niederlage - die höchste seit einem 0:3 gegen Deutschland im September 2013.

Foda setzte auf seine zuletzt gegen Russland (1:0) und Deutschland (2:1) erprobte Dreierkette in der Defensive. In der Startformation gab es zwei Änderungen: Statt Jörg Siebenhandl kehrte Heinz Lindner ins Tor zurück. Im Mittelfeld ersetzte Salzburgs Xaver Schlager in seinem vierten Länderspiel den zuletzt zweimal starken Peter Zulj. Als Mittelstürmer agierte bei relativ defensiver Gesamtausrichtung erneut Marko Arnautovic.

ÖFB-Elf mit gutem Start

Die Österreicher starteten in den ersten Minuten mit ambitioniertem Pressing, hatten vor der Pause auch eine gute Phase mit mehreren Offensivaktionen. Ein Volley von Alessandro Schöpf ging daneben (19.), der wegen seiner Abslpitterung in der Mittelhand mit Manschette angetretene Arnautovic und Schöpf verpassten eine Hereingabe von David Alaba (21.). Die beste Gelegenheit fand Arnautovic vor, als er von Stefan Lainer bedient über das Tor schoss (22.).

Bei Brasilien absolvierte Neymar wie erwartet erstmals seit seinem Ende Februar erlittenen Mittelfußbruch ein Spiel von Beginn an. Der Superstar wurde in der 18. Minute erstmals bei Lindner vorstellig, fiel bis zu seinem Tor aber auch mit einigen theatralischen Einlagen auf. Die Brasilianer übernahmen mit Fortdauer der ersten Hälfte das Kommando. Ein erster Weitschuss von Casemiro war im Außennetz gelandet (8.), bei einem ebenso gefährlichen von Coutinho tauchte Lindner gut ab (25.).

Danach spielten praktisch nur noch die Brasilianer: Einen ersten Versuch von Gabriel Jesus entschärfte Lindner noch per Fußabwehr (35.), eine Minute später traf der Mittelstürmer von Manchester City aber. Nach einem abgeblockten Weitschuss von Marcelo glücklich an den Ball gekommen, versenkte der 21-Jährige den Ball schnörkellos im langen Eck. Der spielstarke Coutinho fand weitere Gelegenheiten vor (38., 62.).

Superstar trifft nach feinem Dribbling

Früh nach Seitenwechsel brachte Foda Guido Burgstaller und Stefan Hierländer (58.), am Spielgeschehen änderte sich aber nichts. Neymar hatte seinen großen Auftritt in der 63. Minute: Der 26-Jährige tanzte Aleksandar Dragovic im Strafraum aus, scorte wie schon zuletzt bei seinem Comeback gegen Kroatien (2:0). Es war sein 55. Tor für Brasilien. Damit stellte Neymar die Marke von Romario ein. Nur noch Pele (77) und Ronaldo (62) liegen vor ihm.

Nachdem Paulinho noch einmal Lindner geprüft hatte, erhöhte Coutinho nach Assist von Roberto Firmino auf 3:0 (69.). Der Sieg der Brasilianer hätte noch höher ausfallen können: Coutinho traf die Latte (74.), Firmino scheiterte aus guter Position an Lindner (81.). Auf der Gegenseite musste Brasilien-Keeper Alisson erst bei einem Weitschuss von Hierländer erstmals eingreifen (80.). Ein Arnautovic-Schuss landete im Außennetz (86.).

Für Österreich blieb es die höchste Heimniederlage seit einem 0:3 gegen die Elfenbeinküste im November 2012 in Linz. Den Rekord von sieben ÖFB-Siegen in Serie muss sich das aktuelle Team damit weiter mit jenem von 1933/34 teilen. Auch Fodas Startrekord ist keine alleinige Verbandsbestmarke: Georg Schmidt und Felix Latzke hatten 1982 ebenfalls ihre ersten fünf Partien im Amt gewonnen.

Brasilien ist mittlerweile elf Spiele ungeschlagen, nächsten Sonntag bestreitet die "Selecao" ihren WM-Auftakt gegen die Schweiz. Gegen Österreich hat der Rekordweltmeister in zehn Auftritten weiterhin noch nicht verloren. Im November 2014 war das ÖFB-Team den Brasilianern in einem Test in Wien mit 1:2 unterlegen. Damals hatten die Österreicher dem Favoriten weit besser Paroli geboten.

Meinungen zu Österreich - Brasilien (0:3/via ORF):

Franco Foda (ÖFB-Teamchef): "Sie (die Brasilianer, Anm.) waren nicht nur stärker, sondern auch der Zeitpunkt - sie sind kurz vor der WM, sie sind auf dem höchsten Level. Bei uns war es das dritte Spiel nach einer sehr, sehr langen Saison, nach 'nem Urlaub. Du hast einfach gemerkt, dass uns die Energie gefehlt hat. Die Mannschaft hat schon alles versucht, sie wollte Pressing spielen, aber wir waren immer einen Schritt zu spät. Das ist einfach so, wenn du dann nicht mehr die Frische hast. Das war heute das Problem. Ansonsten war die Mannschaft bemüht. Wir haben leider dann, wenn wir dann den Ball hatten, zu leicht die Bälle verloren. Du warst dann immer am Hinterherlaufen. Man hat einfach ihre Qualitäten gesehen. Sie stehen alle hinten mit zehn Mann, wenn es sein muss, und wenn sie den Ball gewinnen, geht es mit vier, fünf Mann nach vorne im höchsten Tempo. Und wir haben bei zwei Toren in der Vorwärtsbewegung den Ball verloren, da war komplett das Zentrum offen, das darf einfach nicht passieren. Da haben sie brutale Qualität im Spiel nach vorne. Vielleicht wäre die Energie gekommen, hätten wir das 1:0 gemacht mit der Riesenmöglichkeit in der ersten Halbzeit. Aber man hat einfach gesehen, wenn du gegen diese Mannschaft den Ball verlierst in der Vorwärtsbewegung und hast keine gute Restverteidigung, haben sie eins gegen eins Qualitäten, da bist du dann immer zweiter Sieger. Aber auch in diesem Spiel gab es trotzdem Positives. Heinz Lindner hat super gehalten."

Marko Arnautovic (ÖFB-Teamspieler, der trotz gebrochener Hand durchgespielt hat): "Ich denke, das wird der nächste Weltmeister. Was die für Spieler in der Mannschaft haben, ich denke, die sind eine Klasse stärker als wir. Das war ihre Generalprobe vor der WM, sie haben noch einmal alles reingehauen. Wir sind nicht nachgekommen. Wir haben probiert zuzustellen, wir haben probiert draufzugehen, das ist alles nicht gegangen. Wir hatten sicher ein paar Chancen, die hätten wir ein bisschen besser rausspielen können, und dann könnte man das eine oder andere Tor machen. Aber im Großen und Ganzen war Brasilien weit überlegen. Wir haben viel verteidigt, und wenn wir dann vorne waren, waren wir zu wenige Spieler, da fehlte die Unterstützung. Aber das ist normal, wenn wir hinten verteidigen, da kommt man nicht so schnell nach vorne. Es gibt solche Spiele, die man auch so spielen muss."

Alessandro Schöpf (ÖFB-Teamspieler): Ich glaube, wir haben nicht so den Zugriff gefunden, wie wir das wollten und wie wir uns das vorgestellt haben vor dem Spiel. Ich glaube, dass Brasilien das sehr, sehr gut gemacht hat und wir weniger gut, und deswegen geht die Niederlage auch so in Ordnung. Die ersten zwei Spiele (gegen Russland und Deutschland, Anm.) haben wir gut begonnen. Gegen Russland haben wir ein gutes Spiel gezeigt, auch gegen Deutschland vor allem die zweite Halbzeit sehr, sehr gut gespielt. Heute hat uns vielleicht ein bisschen die letzte Kraft gefehlt, gerade vorne haben wir nicht so den Zugriff gefunden. Die Brasilianer haben eigentlich mit sechs, sieben Mann im Aufbauspiel den Ball gut laufen gelassen, und wir haben da nicht so in die Zweikämpfe gefunden. Wir sind hinten mit der letzten Linie vielleicht ein bisschen zu tief gestanden, deswegen war es für uns vorne auch schwierig, irgendwo in die Zweikämpfe zu kommen, weil sie da einfach in Überzahl waren. Natürlich ist auch bitter, dass wir dann so 1:0 in Rückstand geraten. Ich glaube es (das Tor, Anm.) war abseits, was ich gehört habe."

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