Schweiz klagt Beckenbauer

WM-Affäre: Hausdurchsuchungen in Österreich

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Dem "Kaiser" drohen in der WM-Affäre strafrechtliche Konsequenzen.

Franz Beckenbauer stand im Mittelpunkt des Skandals um die Vergabe der WM 2006. Bislang kam er schadlos davon. Nun bestätigte die Bundesanwaltschaft der Schweiz ein Ermittlungsverfahren. Zuvor hatte der "Spiegel" geschrieben, gegen Beckenbauer werde wegen des Verdachts auf Untreue und Geldwäsche ermittelt.

"Namens der Bundesanwaltschaft der Schweiz bestätige ich Ihnen eine andauernde Operation in diesem Kontext", teilte die Behörde auf Anfrage mit. Das Verfahren werde "besonders wegen des Verdachts des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung geführt".

In Koordination und Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden Österreichs und Deutschlands hätten am Donnerstag an acht Orten zeitgleich Hausdurchsuchungen stattgefunden, hieß es weiter. "Zudem wurden verschiedene Beschuldigte durch die Bundesanwaltschaft, oder im Auftrag der Bundesanwaltschaft einvernommen."

Hausdurchsuchungen in Österreich

Ein Sprecher der österreichischen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft bestätigte: "Es wurden mehrere Hausdurchsuchungen in Österreich durchgeführt", erklärte Oberstaatsanwalt Konrad Kmetic. "Ich kann bestätigen, dass von unserer Behörde über Ersuchen der Schweizerischen Bundesanwaltschaft Rechtshilfe geleistet wurde."

Es sollen auch Hausdurchsuchungen in Salzburg, wo Beckenbauer einen Wohnsitz hat, stattgefunden haben. Ob Beweismittel sichergestellt wurden, war vorerst nicht bekannt. Die Anwälte des "Kaisers" betonten indes, dass er jedwede Ermittlungen unterstützt habe, seit er davon in Kenntnis gesetzt worden war

Auch habe Beckenbauer "an der Durchsuchung konstruktiv mitgewirkt. Er kooperiert weiterhin mit allen beteiligten Behörden", ließen seine Anwälte Werner Leitner und Michael Nesselhauf wissen.

Ex-Boss Zwanziger bleibt gelassen

Die Bundesanwaltschaft der Schweiz bestätigte auch, dass am 6. November 2015 Strafverfahren gegen die früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach (im Bild unten) sowie den Ex-DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt eröffnet.

Zwanziger sagte der Deutschen Presse-Agentur zum Strafverfahren, er sehe dem mit großer Gelassenheit entgegen und betonte: "Das hat keine Substanz." Er habe von den fraglichen Vorgängen nichts gewusst. Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehe die Mitfinanzierung "einer Galaveranstaltung in der Höhe von EUR 7 Mio., die später auf EUR 6.7 Mio. herabgesetzt worden war", teilte die Behörde mit.

WM-Affäre: Hausdurchsuchungen in Österreich
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Mit Galaveranstaltung ist ein zuerst im Rahmen der WM geplantes Kulturprogramm gemeint, das dann nicht stattgefunden hatte. Daher bestehe der Verdacht, "dass die Beschuldigten wussten, dass der Betrag nicht der Mitfinanzierung der Galaveranstaltung diente, sondern der Tilgung einer Schuld, die nicht durch den DFB geschuldet war".

"Ungetreue Geschäftsbesorgung" kann dem "Spiegel" zufolge mit bis zu fünf Jahren Gefängnis sanktioniert werden. Im besten Fall drohe nur eine Geldstrafe.

Dubiose Zahlungsflüsse über Schweiz

Warum die Schweiz überhaupt ermittelt, ist schnell erklärt. Im Rahmen der WM-Vergabe kam es zwischen Anfang 2002 und 2005 zu dubiosen Zahlungsströmen in der Höhe von zehn Millionen Schweizer Franken, die im Vorjahr aufgedeckt wurden.

6,7 Millionen davon gingen von Beckenbauer-Konten ab. Mit Hilfe des früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus überwiesen er als OK-Chef und sein Manager Robert Schwan diese Summe 2002 über ein Konto in der Schweiz an eine Firma des früheren FIFA-Funktionärs Mohamed bin Hammam in Katar.

2005 zahlte das WM-OK die 6,7 Millionen verschleiert an Louis-Dreyfus zurück. Da die Transaktionen über die Schweiz liefen, ermitteln die Eidgenossen. Welchen Zweck der Geldbetrag hatte, ist fraglich. Auch eine Untersuchung im Auftrag des Deutschen Fußball-Bundes durch die Kanzlei Freshfields hatte keine Klärung gebracht.

"Immer blind unterschrieben"

Beckenbauer selbst beteuerte stets seine Unschuld. Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" im November 2015 meinte er, es seien keine Stimmen gekauft worden: "Ich habe nichts Unrechtes getan", sagte Beckenbauer.

Dass seine Unterschrift auf verdächtigen Dokumenten zu finden war, begründete er damit, dass er "immer blind unterschrieben" habe, "wenn sie meine Unterschrift gebraucht haben".

Aufgrund der Verstrickung in die Sommermärchen-Affäre hatte Ende 2015 Wolfgang Niersbach sein Amt als DFB-Präsident niederlegen müssen. Nun drohen auch dem "Kaiser" Konsequenzen.

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