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Internationale Pressestimmen zum sensationellen Vorrunden-Aus des Weltmeisters.

Das Aus von Deutschland bei der Fußball-WM hat für ein Rauschen im Blätterwald gesorgt. Die interessantesten Reaktionen und internationale Pressestimmen zur großen WM-Sensation:

DEUTSCHLAND:

Abendzeitung: "Entsetzen, nacktes Entsetzen, herrscht in Fußball-Deutschland über das Kollektivversagen dieser Mannschaft, der Weltmeister von 2014, die noch neun Mann stark in die Mission Titelverteidigung gestartet waren. Einzelne Spieler machten nicht den Eindruck, am Boden zerstört zu sein. Nur bei Müller, Süle und Kimmich waren Tränen zu sehen. ... Es muss einen Umbruch geben. Einen Neustart. Das System dieser Nationalelf hat sich einen Virus eingefangen namens Selbstherrlichkeit und Selbstzufriedenheit, man ist abgestürzt. Obwohl man es kommen sehen musste."

Süddeutsche Zeitung: "Historische Pleite. ... Der lange Zeitlupen-Fußball bietende, entthronte Titelverteidiger verliert gegen Südkorea mit 0:2 - während Schweden durch ein 3:0 im Parallelspiel gegen Mexiko ins Achtelfinale vorstößt. ... Es wird in den nächsten Tagen viel um die Aufarbeitung dieses Spiels gehen, die letztlich eine pointierte Zusammenfassung der Deutschen bei diesem Turnier war. Sie spielten behäbig, sie waren nicht überraschend, sie waren berechenbar."

Hamburger Morgenpost: "Das Desaster von Kasan. Das wohl größte in der Geschichte des deutschen Fußballs. Nach 14 Jahren voller Erfolge ein Rückschlag ins Bodenlose ... WM-Aus DFB-Elf blamiert sich nach Kräften und muss nach Hause fahren. ... Und doch wird das Turnier hängenbleiben. Als schlechteste WM, die Deutschland jemals gespielt hat."

Passauer Neue Presse: "Das Unvorstellbare ist passiert. Deutschland ist zum ersten Mal raus nach einer WM-Vorrunde. Unvorstellbar? Nein, wirklich nicht. Das letzte gute Länderspiel ist einfach zu lange her. ... Die Entwicklungskurve vieler Spieler hat ihren Zenit überschritten. Die WM-Qualifikation gegen B- oder C-Gegner hat den Eindruck verfälscht. Jetzt rächt es sich, dass versäumt wurde, nach dem WM-Titel 2014 einen Erneuerungs-und Verjüngungsprozess einzuleiten. Ein Vorwurf, den sich Bundestrainer Joachim Löw schon gefallen lassen muss. Er hat zu viel auf Titelverteidiger gesetzt, zu wenig auf Titeljäger."

Berliner Morgenpost: "Ende einer Ära. Die Helden von 2014 bleiben in Russland blass. Einige werden wohl zurücktreten. ... Von Anfang an war was kaputt. Bundestrainer Löw hat zu viele Warnzeichen ignoriert. Der deutsche Fußball hat es nicht besser verdient: 0:2 gegen Südkorea, Tabellenletzter in der WM-Gruppe F, nur ein Sieg mit 2:4 Toren - das erste Aus in einer WM-Vorrunde ist die größte Blamage für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in der WM-Geschichte."

Nürnberger Nachrichten: "Verstört, betäubt und leider auch lustlos. Weil sich in Russland einfach keine Mannschaft fand, scheitert mit Deutschland schon wieder ein Weltmeister in der Gruppenphase."

Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Der gescheiterte Weltmeister. Ein Schatten seiner selbst. Die Deutschen präsentierten sich von Beginn an erschütternd harmlos, ideenlos und vollkommen hilflos in einem Spiel, das eigentlich ein Neustart sein sollte."

BILD: "Vor vier Jahren titelte BILD nach dem historischen 7:1 gegen Brasilien sprachlos vor Begeisterung "Ohne Worte". Jetzt lautet die Schlagzeile wieder "Ohne Worte". ... Was für eine Blamage! Was für ein Angsthasen-Fußball! Bundestrainer Joachim Löw hat Deutschland zum Titel geführt - er hat jetzt auch diesen Tiefpunkt zu verantworten. Wir sind nicht mit Pech ausgeschieden, sondern völlig zu Recht. Wer gegen Mexiko und Südkorea verliert, hat ganz viel falsch gemacht."

RUSSLAND:

"Sport-Express": "Es war die größte Sensation der WM 2018. Die deutsche Nationalmannschaft, amtierender Weltmeister und Confed-Cup-Gewinner, hat gegen Korea verloren und den letzten Platz in der Gruppe belegt. Um dieses Deutschland tut es einem überhaupt nicht leid."

"Rossijskaja Gaseta": "Die deutsche Nationalmannschaft hat ihre Geschichte umgeschrieben. Ein starkes Kapitel wurde in der Kasan-Arena in die Chronik des viermaligen Weltmeisters eingetragen. Aber die Deutschen werden es wohl kaum oft nachlesen wollen."

"Kommersant": "Das Ende der Germanomanie. Bei der Weltmeisterschaft setzt sich eine seltsame Tradition fort. Zum dritten Mal in Folge kann der amtierende Weltmeister seinen Titel nicht nur nicht verteidigen, sondern fliegt auch in der Gruppenphase raus."

"Moskowski Komsomolez": "Löws letztes Brüllen - Die Hauptsensation bei der WM ist: Die Deutschen haben sich vom Titel verabschiedet.

GROSSBRITANNIEN:

"Telegraph": "Es gab keinen teutonischen Befreiungsschlag, keine Rettung in letzter Sekunde, kein 90 Minuten Spielen und am Ende gewinnen die Deutschen."

"The Sun": "Schadenfreude, Substantiv (aus dem Deutschen): Vergnügen, das vom Unglück einer anderen Person bezogen wird."

"Daily Mail": "Gott im Himmel! Deutsche fliegen raus - und in Großbritannien bleibt kein Auge trocken!!"

FRANKREICH:

"L'Equipe": "Höchststrafe für ein Team, das keines war."

BRASILIEN:

"Folha de S. Paulo": "Die Starrsinnigkeit des Trainers und schwache Veteranen führen Deutschland zum WM-Fiasko. Löw lehnte Änderungen in der Mannschaft nach der "Gelben Karte" in den Freundschaftsspielen ab."

ITALIEN:

"La Repubblica": "Deutschland ist verloren. Der moderne Fußball verschont keinen. Es ist ein geteiltes Schicksal, ein Virus, der sich durchfrisst, ohne Unterschiede. Es gibt nichts Größeres, als Weltmeister zu werden. Aber es ist eine wenig nachhaltige Größe."

Nachrichtenagentur Ansa: "Germania kaputt"

"Corriere della Sera": "Eine so graue Mannschaft hat nichts mehr zu sagen. Deutschland ist draußen - und jeder findet so sein eigenes Korea. Heute müssen wir erkennen, dass Deutschland auf der gleichen Stufe wie Italien steht. Es ist nur wesentlich älter."

"Dolomiten" (Südtirol): "Wenn wir im Viertelfinale auf die ersten harten Brocken treffen..." - das hat Manager Oliver Bierhoff beim DFB-Trainingslager in Eppan gesagt. Diese Aussage zeigt die maßlose Selbstüberschätzung und Arroganz, mit welcher "Die Mannschaft" an das WM-Turnier 2018 herangegangen ist. Trainer Jogi Löw, sein ach so kompetenter Betreuerstab und alle Spieler haben geglaubt, sie könnten im Schongang durch die Vorrunde spazieren. Weil: Beim Trainingslager war Manuel Neuer "das Problem". Falsch: Deutschland hatte 10 andere Probleme - auf allen Feldspielerpositionen."

SPANIEN:

"El Mundo": "Der Fußball wird sich für immer an diesen Tag erinnern. Deutschland, der große Weltmeister, so oft in der Lage, sich von den Toten zu erheben, um uns daran zu erinnern, dass es in diesem Sport egal, was passierte, immer gewann, vollführte in Russland - welch eine Ironie - einen der erschütterndsten Abstürze der Geschichte."

"La Vanguardia": "Der amtierende Weltmeister Deutschlands erlitt einen historischen Zusammenbruch bei dieser WM in Russland. Der Weg Deutschlands schien seit geraumer Zeit die Chronik eines angekündigten Todes. Seit den Freundschaftsspielen sah man die Mannschaft nicht mehr, die vor vier Jahren Brasilien auf historische Art gedemütigt hatte."

TSCHECHIEN:

"MF Dnes" (online): "Auf Wiedersehen, Champions!"

"iSport.cz": "Das Auftreten Deutschlands bei der Fußball-WM in Russland ist eine große Enttäuschung. Bei keinem der Spiele hatte man das Gefühl, dass dies ein Team ist, das zum Titelgewinn ansetzt."

POLEN:

"Przeglad Sportowy": "Historische Katastrophe! Die Niederlage gegen Mexiko und die Qualen mit den Schweden waren kein Zufall. Das Tor von Toni Kroos war nicht die Geburt einer neuen Mannschaft. Es verlängerte bloß die Agonie."

"Sportowe Fakty": "Schock für die Deutschen. Die Weltmeister fahren nach Hause. Neben Südkorea sah die Mannschaft von Joachim Löw aber weder flinker, ideenreicher noch organisierter aus als bei ihren vorherigen Auftritten."

SCHWEIZ:

"Neue Zürcher Zeitung": "Ein Test gegen Brasilien misslang, und zuletzt konnte nicht einmal gegen Österreich gewonnen werden, ja selbst Saudi-Arabien wurde zur echten Hürde. Doch Löw war außerstande, dieser Erosion entgegenzuwirken, ja er beschleunigte diesen Prozess sogar, indem er es versäumte, die Erneuerung des Kaders konsequent voranzutreiben. Dabei hätte das Personal für einen Umbruch durchaus bereitgestanden, doch Löw scheute den Konflikt mit dem angestammten Personal."

"Tages-Anzeiger": Die Warnschüsse wurden nicht ernst genug genommen. Bundestrainer Joachim Löw verbreitete ein lässiges Wir-schaffen-das-schon-Gefühl, und er erstaunte mit seltsamen Entscheidungen. Und so stellt sich die Frage, ob Löw trotz kürzlich erfolgter Vertragsverlängerung bis 2022 noch der richtige Trainer ist, um den dringend notwendigen personellen Umbau im Team zu moderieren. Nach zwölf Jahren in der Verantwortung hat es sich Löw gemütlich eingerichtet, frische Impulse verlieh der 58-Jährige seiner Belegschaft schon länger nicht mehr."

"Blick": "Die WM stand früh unter einem schlechten Stern - zumal kaum ein Weltmeister von 2014 Normalform hatte: Mesut Özil, Sami Khedira, Jerome Boateng oder Thomas Müller? Alle Schatten ihrer selbst, mut- und kraftlos. Und vor allem: satt. Tone Kroos schoss ein wunderbares Tor gegen Schweden - legte dafür aber im Getümmel den Südkoreanern das Führungstor auf. Symptomatisch!"

PORTUGAL

"Diario de Noticias": "Und schon sind es zehn: Wer den Confederation Cup gewinnt, siegt nicht bei der Weltmeisterschaft.(...) Der Fluch des Confederation Cup bleibt ungebrochen und macht aus Deutschland sein neues Opfer."

SERBIEN:

"Kurir": "Auf geht's nach Hause, ihr Deutschen! Und nehmt auch den (deutschen Schiedsrichter Felix) Brych mit."

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