Das Comeback

Bühne frei für den Besten aller Zeiten

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Endlich ist es soweit: Schumi misst sich mit den jungen Wilden.

Der erfolgreichste Pilot aller Zeiten setzt sein Vermächtnis aufs Spiel. Sieben WM-Titel hat Michael Schumacher auf der Habenseite, abgesehen von seiner Debütsaison 1991 immer zumindest ein Rennen gewonnen. Mit 41 Jahren wagt der deutsche Rekordchampion am Wochenende in Bahrain ein mit Spannung erwartetes Comeback in der Formel 1. Es ist das Comeback des Jahrzehnts in der Königsklasse.

Eigenes Denkmal steht am Spiel
Schumacher ist bereit, für seine Leidenschaft am eigenen Denkmal zu rütteln. Als Privatperson war der zweifache Familienvater offensichtlich nicht ausgelastet. Ganz hatte er sich vom Motorsport nicht verabschiedet, doch auch anfänglich nur hobbymäßig, dann aber immer intensiver betriebene Motorradrennen genügtem dem extrem ehrgeizigen Ausnahmesportler nicht. Schumacher will sich in seinem Mercedes-Silberpfeil mit den Besten messen.

Konkurrenz groß wie nie
Die Konkurrenz in der Formel 1 ist womöglich größer denn je, acht Fahrer werden vor dem Auftakt WM-Chancen eingeräumt - neben Schumacher und seinem Teamkollegen Nico Rosberg auch den Piloten von Ferrari, McLaren und Red Bull. "Wir haben das Ziel und die Mission, den Titel zu holen", kündigte Schumacher trotz mäßiger Testzeiten im Februar an. Misserfolg beim Comeback ist allerdings ein Risiko, dessen ist sich der Superstar wohl bewusst.

Zu hoch sind die Erwartungen, zu groß die Leistungen, die Schumacher in den vergangenen 20 Jahren Motorsport erbracht hat. 91 GP-Siege, sieben WM-Titel, fünf davon in Serie mit Ferrari - der Deutsche hatte lange Zeit als unschlagbar gegolten. In seiner Heimat wird Schumacher als Halbgott verehrt, in Italien hat er diesen Status eingebüßt. Drei Jahre nach seinem Rücktritt 2006 hat man es ihm nicht verziehen, bei der Konkurrenz angeheuert zu haben.

Auch als Berater im Mittelpunkt
Selbst als Schumacher in den vergangenen Jahren nur als Ferrari-Berater tätig gewesen war, war er im Mittelpunkt gestanden. Bei seinem Comeback in Bahrain wird die Aufmerksamkeit eine neue Dimension erreichen. Deutsche Medien überschlagen sich seit Tagen in Vorfreude. Der Altstar allerdings bereitet sich in seiner Schweizer Wahl-Heimat vor, wird erst am Mittwoch in die Wüste reisen. Die erste Pressekonferenz ist für Donnerstag angesetzt.

"Es wird viele Leute interessieren, wie er zurechtkommt", meinte der amtierende Weltmeister Jenson Button. "Er wird so stark sein wie zuvor, aber vieles ist anders in der Formel 1. Er war viele Jahre bei Ferrari, dort hat er praktisch alles haben können, das er wollte." Mercedes will seine Piloten laut eigenen Angaben gleich behandeln, wenngleich Schumachers Ex-Teamkollege Rubens Barrichello Rosberg warnte: "Du musst so schnell wie möglich da raus!"

Mit Tricks gearbeitet
Zu viele Piloten waren am Übereifer Schumachers zerbrochen. Nicht immer hatte er seine Siege mit lauteren Mitteln gefeiert. Den ersten WM-Titel 1994 hatte ihm eine Kollision mit Damon Hill ermöglicht, drei Jahre später scheiterte Schumacher mit einem ähnlichen Versuch gegen Jacques Villeneuve. Technische Tricks hatten dem Champion bei Benetton den Spitznamen "Schummel-Schumi" eingebracht, bei Ferrari war er von 2000 bis 2004 praktisch unbezwingbar.

Vorschusslorbeeren
"Er hat eine unglaubliche Arbeitseinstellung", streute Teamchef Ross Brawn seinem langjährigen Schützling Rosen. "Er würde das nicht tun, wenn er davon überzeugt wäre." Dass Schumachers Comeback der vom Rückzug einiger Hersteller angeschlagenen Branche Quoten bringt, darüber ist sie sich einig. "Die Leute, ich inklusive, erwarten große Dinge von Michael, und ich denke, es gibt keinen Grund, warum er nicht Weltmeister werden sollte, wenn das Auto gut genug ist", sagte Rechtevermarkter Bernie Ecclestone.

Ein Generationsduell mit Lewis Hamilton oder "Baby-Schumi" Sebastian Vettel steht bevor. Ob der leicht ergraute Schumacher mit der mehr als 15 Jahre jüngeren Konkurrenz mithalten kann, bleibt abzuwarten. "Ich wäre überrascht, wenn er um die WM mitfährt", erklärte etwa der österreichische Ex-Pilot Alexander Wurz. Das neu formierte Mercedes-Werksteam müsse sich erst einspielen. Und selbst der Größte aller Zeiten dürfte es merken, drei Jahre lang nicht rennmäßig am Lenkrad gedreht zu haben.

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