Schumacher noch in der Warteschleife

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Wochenlang hatten sich deutsche Formel-1-Fans an den Strohhalm geklammert. Ein runderneuerter Silberpfeil sollte beim Europa-Auftakt in Barcelona die Sorgen um einen bei seinem Comeback schwächelnden Michael Schumacher aus der Welt schaffen. Der Mercedes-Superstar dämpfte vor dem fünften Saisonrennen aber die Erwartungen. "Man darf nicht erwarten, dass wir plötzlich ganz vorne stehen werden."

Einen sechsten Platz zum Auftakt in Bahrain hat der Rekordweltmeister bisher als bestes Saisonergebnis zu Buche stehen. Zehn Punkte in vier Rennen - das hätte einst nie und nimmer seinen Ansprüchen genügt. Doch der 41-jährige Deutsche scheint in seinen drei Jahren ohne Rennsport Demut gelernt zu haben. "Ich hätte nichts dagegen, wenn ich etwas besser dastehen würde", gestand Schumacher. "Aber ich bin extrem motiviert. Die Situation spornt mich umso mehr an. Ich bin bereit für diese Herausforderung."

Dem 91-fachen Grand-Prix-Sieger wird immer wieder zu Gute gehalten, sich auf die neuen Bedingungen in der Königsklasse einstellen zu müssen - schmälere Vorderreifen, neue Aerodynamik, untersteuernde Autos. Die Geduld der deutschen Öffentlichkeit neigt sich allerdings langsam dem Ende zu. Hoffnungen bergen einige Änderungen am Auto, die Schumachers Fahrstil besser entgegenkommen sollen. Ein verlängerter Radstand soll den W01 hecklastiger machen und so das Untersteuern reduzieren.

"Wir werden in Barcelona einen größeren Schritt nach vorne machen, als das bei den Überseerennen davor möglich war", versprach Schumacher. Gleich um den Sieg mitzufahren, sei aber unrealistisch. "Alle treten in Barcelona mit überarbeiteten Autos an. Wir werden sehen, wie sich unsere Entwicklungsarbeit im Vergleich zu den anderen Teams auswirkt." Ein neues Wunderauto, von dem zum Saisonstart noch die Rede gewesen war, wird Mercedes beim Europa-Auftakt definitiv noch nicht zur Verfügung stehen.

Teamchef Ross Brawn hatte bis zuletzt versucht, das von McLaren erfundene Luftschnorchel-System (F-Schacht-System) ins Auto zu integrieren. Dadurch kann der Luftstrom ans Heck unterbrochen werden, die Autos werden auf der Geraden mehr als fünf km/h schneller. Im McLaren regeln die Piloten das System per Druck auf ein Ventil mit dem Knie selbst, Brawn wollte ein passives System konstruieren - allein ihm fehlte die Zeit. Ähnlich war es vorerst auch den anderen Topteams Red Bull und Ferrari ergangen.

Den ersten Verbesserungen sollen in regelmäßigen Abständen weitere folgen. "Alle mit der Zielsetzung, ganz an die Spitze des Feldes zu kommen", versicherte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Barcelona sei dementsprechend eine wichtige Standortbestimmung - für alle Teams.

Bisher hatte für Mercedes nur Schumacher-Teamkollege Nico Rosberg überzeugt. Der 24-Jährige ist nach zwei dritten Plätzen in Folge zehn Punkte hinter Leader Jenson Button WM-Zweiter. Die Frage über den Nummer-eins-Piloten will sich das Team aber noch nicht stellen - alleine um Schumacher nicht zu brüskieren. "Michael hatte in den ersten vier Rennen - meist ohne eigenes Verschulden - einen weniger guten Lauf. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sich das bald ändern wird", meinte Haug.

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