Wurz glaubt nicht an Umsturz in der Hackordnung

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Es ist die Fahrt ins Ungewisse. Fast alle Formel-1-Teams bringen signifikante Updates zum Europa-Auftakt am Wochenende in Barcelona. Einen Umsturz in der Hackordnung erwartet Experte Alexander Wurz allerdings nicht. "Das Kräfteverhältnis wird sich nicht großartig ändern", erklärte der Niederösterreicher. "Die Karten werden nicht neu gemischt. Es wird höchstens eine Karte abgehoben."

Das beste Blatt in Form des schnellsten Autos hat derzeit Red Bull, wenngleich das österreichisch-englische Team diesen Vorteil aus verschiedenen Gründen - Wetterchaos oder Materialfehler - bisher nur bedingt in Ergebnisse umgemünzt hat. Jungstar Sebastian Vettel fehlen als WM-Fünftem derzeit 15 Punkte auf Leader Jenson Button im McLaren. Der Titelverteidiger hat zwei von vier Saisonrennen gewonnen, im Qualifying waren die Bullen bisher aber nicht zu schlagen.

"Die letzten Rennen kann man für die Analyse nicht hernehmen", meinte Wurz. Regen in Australien, Regen in Malaysia, Regen in China - zu viel sei vom Wetter beeinflusst worden. "Wenn es normal zugeht, ist Red Bull nicht nur im Zeittraining, sondern auch im Rennen am schnellsten", versicherte der 36-Jährige. Dahinter folgen Ferrari, McLaren und Mercedes. Letzteres Team um Rekordweltmeister Michael Schumacher hatte sich von seinem runderneuerten Auto besonders viel erwartet. Ob der neue Silberpfeil rechtzeitig für Barcelona fertig ist, darf aber bezweifelt werden.

Der Radstand wurde verlängert, um Schumachers Fahrstil besser entgegenzukommen. Den Einheitsreifen von Bridgestone, Schlüssel für das Fahrverhalten, kann Mercedes aber nicht beeinflussen. "Man kann ein Auto nicht so bauen, dass es genau einem Fahrer liegt", erklärte Wurz. Zudem habe Schumachers Teamkollege Nico Rosberg bisher konstant gute Leistungen gezeigt, liegt nach zwei dritten Plätzen in Folge zehn Punkte hinter Button auf dem zweiten WM-Rang.

"Nico ist ein Angaser, da wird es schwer, heranzukommen", meinte Wurz. Schumacher müsse sich erst auf die neuen Gegebenheiten seit seinem Rücktritt 2006 - schmälere Vorderreifen oder untersteuernde Autos - einstellen. "Das Talent dazu hat er, aber er hat nicht die Zeit", sagte der Österreicher über den 41-jährigen Rekordchampion, dessen bestes Ergebnis seit seinem Comeback bisher ein sechster Platz beim Auftakt in Bahrain gewesen ist.

Sein 17 Jahre jüngerer Landsmann Rosberg war in jedem Qualifying und jedem Rennen besser als Schumacher. "Nico hat im Zeittraining seit zwei Jahren keinen einzigen Fehler gemacht", lobte Wurz, der das Quali-Duell mit dem Deutschen in seiner letzten WM-Saison 2007 bei Williams selbst 1:15 verloren hatte. "So einen starken Fahrer habe ich im Kampf gegen die Uhr noch nie gesehen. Und Zeittrainings sind in der modernen Formel 1 bereits drei Viertel der Miete."

Auf einer Runde ist auch in Barcelona Vettel zu favorisieren, Teamkollege Mark Webber hatte ihn bisher nur in Malaysia ausgestochen. "Wir müssen aber zuerst mal abwarten, mit welchen Neuerungen die Teams wirklich am Start sind", erinnerte Wurz, der in China erstmals als Sportkommissar des Weltverbandes FIA tätig gewesen ist. Einen zweiten Einsatz in dieser Funktion gibt es im Oktober in Japan. In Spanien fehlt Wurz als TV-Experte. Der Österreicher absolviert für Peugeot beim 1.000-km-Rennen in Spa seinen letzten Test für die 24 Stunden von Le Mans im Juni.

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