Whistler

"Überraschungstüte" Abfahrt geöffnet

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Erstmals durften auch Nicht-Kanadier olympische Abfahrtsstrecke besichtigen.

Am Montag haben erstmals auch die nicht-kanadischen Nationen die Herrenabfahrt in Whistler, auf der am Samstag das Rennen der Rennen in Szene geht, besichtigen dürfen. Dabei bestätigten sich alle Vermutungen vollinhaltlich. Die Dave-Murray-Piste ist nicht nur relativ weich, sondern mit ihren vielen Kuppen und Übergängen so "einzigartig", dass der Heimvorteil der Kanadier immens sein dürfte.

Die Olympia-Gastgeber haben nicht nur bisher exklusiv auf der Olympiastrecke trainiert, man hatte vorsorglich vor zwei Jahren bei der Generalprobe auch nur einen Super-G statt einer Abfahrt ins Programm genommen. Am Montag durften auch die Coaches aus dem "Rest der Welt" erstmals auf die ins gleiche Ziel wie die Damenstrecke führende Strecke, die sich trotz der frühen Morgenstunde zunehmend weich präsentierte.

"Jetzt ist es zu spät, darüber zu jammern", sah ÖSV-Herrenchef Toni Giger dennoch keinen Grund, über die jahrelange Aussperrung zu diskutieren. "Da hätten wir früher was unternehmen müssen, aber das hat damals außer mich keinen interessiert." Auch Giger war angesichts der Einzigartigkeit der Abfahrt ("Mir fällt keine vergleichbare Strecke ein") durchaus nachdenklich.

Der Heimvorteil von Manuel Osborne-Paradis und Co. wird also umso größer sein, je weniger Trainings stattfinden. Geplant sind ab Mittwoch drei, aufgrund der hohen Temperaturen und der wechselhaften Wetterprognosen ist aber unsicher, ob auf dem weichen Untergrund alle Übungsfahrten wie geplant stattfinden werden. "Man fährt derzeit förmlich vom Winter ins Frühjahr", urteilte ÖSV-Abfahrtschef Andreas Evers, nachdem im "Firnschnee" des Ziels abgeschwungen war.

Für die Läufer gilt so oder so, sich möglichst schnell auf die Strecke einzustellen. "Man muss sich möglichst viel möglichst schnell einprägen, um alles hundertprozentig im Griff zu haben", ist Evers bewusst. Giger fotografierte daher viel, Co-Trainer Florian Winkler fertigte ein Video an, damit sich Michael Walchhofer und Co. schon vor dem ersten Training den Rhythmus der Piste einprägen und auf die Besichtigung vorbereiten können.

"Das ganze erinnert mich an eine Überraschungstüte aus meinen Kindertagen", scherzte Giger im Ziel. Was der Salzburger zu sehen bekommen hatte, bezeichnete er als "sehr interessant". Auch die Kurssetzung. "Viel hängt vom Tempo ab, das man aber noch schwer abschätzen kann", lautete Gigers Urteil. Dazu komme, dass der momentan weicher Schnee bei einigen Minusgraden zu Beton werden könne. "Die Strecke kann von einem Training zum anderen höchst unterschiedlich sein", meinte Giger.

Eines sei die Strecke aber keinesfalls, nämlich eine Frauen-Abfahrt, wie der deutsche Abfahrer Stephan Keppler unlängst geätzt hatte. "Ganz im Gegenteil: Es gibt unheimlich viel Gelände, die vielen Übergänge und Sprünge stellen eine wirkliche Herausforderung dar", erklärte Evers. Dass Osborne-Paradis der große Favorit sei, habe sich nur bestätigt, war auch Giger überzeugt. "Es braucht hier aber viel Geländeintelligenz, also darf man auch den Norweger Aksel Lund Svindal nicht unterschätzen", glaubt Giger. "Aber alle, die im Winter schnell waren, werden auch hier keine Probleme haben."

Wer die Kanadier am ehesten fordern kann, wird sich laut Evers erst herauskristallisieren. "Es sind die, die sich die Strecke möglichst schnell möglichst gut einprägen können. Die Kunst wird sein, sie möglichst schnell hundertprozentig im Griff zu haben." Der große Heimvorteil sei unbestreitbar. Ein würdiger Abfahrts-Olympiasieger wird laut Evers am Samstag deshalb nur dann gekürt, "wenn es zumindest zwei Trainingsläufe und im Rennen gleichbleibende Bedingungen gibt". Bleibt die Strecke so weich, wird eher eine niedrige Nummer ein Vorteil sein.

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