Debakel in Sölden

Feller sauer: 'Jetzt reden wieder alle über Hirscher'

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Das ÖSV-Team wollte das Thema Marcel eigentlich gleich abschließen.

Marcel Hirscher hat nach seinem Rücktritt auf der Startliste des Weltcup-Riesentorlaufs in Sölden gefehlt - und damit auch in den Ergebnissen. Und so war Manuel Feller am Sonntag als Zwölfter der beste Österreicher. "Wir wollten das Thema Marcel eigentlich heute gleich einmal abschließen", ärgerte sich der Tiroler, dass der Lückenschluss nach dem Abgang des Branchenprimus nicht auf Anhieb gelang.
 
"Ich bin so klassisch Innenski reingesurft, habe keinen Rhythmus mehr gefunden", begründete Feller seinen Rückfall von acht auf zwölf. "Brandy und ich wollten eigentlich noch einmal richtig Gas geben im zweiten Durchgang. Wenn es einem von uns zwei aufgegangen wäre, wäre es echt ein super Teamergebnis geworden. So ist es jetzt natürlich scheiße. Aber das haben wir uns selbst zu verdanken, wir werden weiter Gas geben. Wird schon hinhauen", blickte er nach vorne. Stefan Brennsteiner schied als Halbzeitsiebenter aus.
 

Historische Schlappe

Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher will sich von möglichen negativen Schlagzeilen und Hirscher-Nachwehen, wie sie Feller befürchtet, nicht verärgern lassen. "Weil ich weiß, was die Burschen eigentlich können. Wenn wir zwei normale Läufe runterbringen, haben wir wahrscheinlich zwei unter den zehn und vier unter den zwanzig. Das wäre für mich ein sehr gutes Ergebnis gewesen - in der Situation, in der wir jetzt sind. Wir lassen uns auch nicht drausbringen. Das ist das erste Rennen. Nach dem ersten Rennen mache ich keine Bilanz der Saison."
 
Dass es das schlechteste Abschneiden des ÖSV in der Sölden-Geschichte war, wollte Puelacher auch Geschichte sein lassen. "Wir kennen auch unsere Geschichte. Uns fehlen mit Marcel Hirscher und Marco Schwarz zwei Läufer. Wir haben gewusst, dass wir hier nicht Favoriten sind. Ganz schwarz sehe ich es nicht. Aber ich habe gesagt, wir brauchen bis Mitte der Saison, dass wir um die Podestplätze mitfahren können, zu dem stehe ich heute auch noch."
 
Er stellte fest, dass man mit Feller und Brennsteiner zwei Athleten habe, die unter den zehn mitfahren können, auch wenn freilich die zweiten Läufe daneben gegangen seien. Sehr zufrieden zeigte er sich mit Speed-Pilot Matthias Mayer (15.) und Roland Leitinger. Dieser war mit Nummer 53 der Läufer mit der höchsten Startnummer, der es ins Finale geschafft hatte (Endrang 19.).
 
Feller hatte zudem am Vortag im Training die "größte Brez'n" seiner Karriere gerissen, spürte das Knie, redete dies aber klein. "Es hat mich null gestört." Puelacher indes fand, dass der zwölfte Platz "unter diesen Voraussetzungen okay" gewesen sei. Denn er hatte alles mitangesehen. "Ich war daneben. Er hat einen Highsider gemacht und ist dann in das Netz rein, er hat drei Leute abgeräumt. Wir sind gerade noch weggesprungen. Im ersten Moment habe ich geglaubt, ich kann den Hubschrauber holen", erzählte Puelacher. "Aber es ist glimpflich ausgegangen, er hat Prellungen, das ist alles."
 

Es fehlt an der Konstanz

Und dann fand auch Feller das Positive: "Es sind meine ersten Sölden-Punkte. Und dann war da ja auch die Ausgangsposition vor dem Rennen. Wenn du mit Startnummer zwölf der erste Österreicher bist, denkst du dir, du musst jetzt Gas geben. Jeder erwartet sich irgendwas." Und nach dem Trainingssturz sei es dann doch auch nicht so einfach gewesen. "Aber das sollen alles keine Ausreden sein. Ich glaube, wir haben uns super vorbereitet, aber einfach nicht hundertprozentig umgesetzt."
 
Brennsteiner, der sich beim zuvor letzten Herren-Riesentorlauf 2016 in Sölden einen Riss des Kreuzbandes und des Innenbandes im linken Knie zugezogen hatte - im rechten Knie hat er bereits drei Kreuzbandverletzungen hinter sich, 2006, 2015 und 2018 - schuf sich zur Halbzeit eine gute Ausgangsposition. "Im zweiten ist er nicht so stabil gestanden. Zwei, dreimal hat er gewackelt, das hat ihm ein bisserl die Schneid abgekauft", erklärte Puelacher.
 
Der Athlet selbst meinte, er rede die ganze Zeit von Konstanz, habe es aber wieder nicht hingebracht. "Ich werde weitermachen. Es ist ein Prozess. Ich habe gewusst, dass ich die ganz Großen noch nicht ärgern kann", sagte Brennsteiner. Es sei nun über ein Monat Zeit bis Beaver Creek. "Viel Zeit zum Nachdenken. Weitermachen, es geht schon irgendwann auf. Zur Zeit stehen wir leider nicht gut da, aber wir sind besser als das."
 
Ein Strahlen fand man im Gesicht von Mayer. Der Olympiasieger in Abfahrt und Super-G schrieb das erste Mal seit Dezember 2014 im Riesentorlauf an, überhaupt punktete er erst zum fünften Mal und errang mit Platz 15 aus das beste Karriereergebnis im Weltcup - bei Olympia freilich war er Sechster 2014. "Es freut mich brutal. Ich war schon lange in keinem zweiten Durchgang im Riesen mehr dabei. Dass ich den so runtergebracht habe", sagte der Kärntner, der auf dem engen und drehenden Kurs gut zurecht kam.
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