Pause trotz Sieg

Müde Shiffrin zieht Notbremse

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Training statt Rennen nach erstem Auftritt als "Allrounderin".

Mikaela Shiffrin hat den ersten Versuch, im Ski-Weltcup als "Allrounderin" aufzutreten, bedingt bestanden. Zwar gewann der US-Jungstar am Sonntag in Sestriere den elften Slalom in Folge, danach gab die 21-Jährige aber bekannt, wegen der aktuellen Mehrfachbelastung diese Woche in Val d'Isere zu passen. Dort stehen Kombi, Super-G und Abfahrt auf dem Programm, das ist gut für Verfolgerin Lara Gut.

Shiffrins Vorstellung in Italien war mit dem Sieg im Slalom sowie Platz sechs im Riesentorlauf nach Halbzeitführung ausgezeichnet gewesen, nachdem sie zuvor in Lake Louise erstmals in ihrer jungen Karriere an einer kompletten Speed-Woche mit allen Trainings und drei Rennen teilgenommen hatte. Alpinchef Patrick Riml hatte aber schon davor in Killington gewarnt: "Jetzt kommt die Phase der vielen Rennen und damit keine langen Perioden mehr, in denen Mikaela sich auf Slalom und Riesentorlauf vorbereiten kann. Wir müssen schauen, wie sie das verkraftet."

Shiffrin müde
Shiffrin überstand die erste Prüfung sportlich zwar mit Bravour, machte dabei aber die Erfahrung aller "Vielfahrerinnen" vor ihr. Der Wechsel der Disziplinen und die fehlenden Erholungspausen fordern ihren Tribut. "Von Killington nach Lake Louise und dann hierher zu fahren, war wirklich zäh. Nur wirklich reife Athleten meistern das gut", gestand die Amerikanerin.

Sie habe sich im ersten Slalom-Durchgang von Sestriere "extrem steif" gefühlt. Erst im Finale und auf dem Kurs ihres Trainers Mike Day fuhr die US-Seriensiegerin letztlich wieder über eine Sekunde Vorsprung heraus.

Shiffrin zeigt Respekt
Ihre Bewunderung für die Viel-Starterinnen ist aber gewachsen. "Ich habe großen Respekt vor den Mädchen, die alle Rennen fahren", erklärte Shiffrin. "Alle Gesamtsiegerinnen der vergangenen Jahre haben das voll Speed- und Technikprogramm - oder beinahe das ganze - mitgemacht. Das ist wirklich ermüdend und war mir auch immer klar. Ich wusste nur nicht genau, was mich wirklich erwarten würde", erklärte sie in Frankreich, warum sie nun gleich wieder auf die Bremse steigt.

Denn trotz ihres Sieges und 105 Punkten Vorsprung auf Gut in der Weltcup-Gesamtwertung macht die von ihrem Umfeld gut beratene Rennläuferin - vor einem Jahr etwa hatte sie ihre Knie-Verletzung extrem lange auskuriert - nun einen Schritt zurück. "Die anderen fahren jetzt auch noch nach Val d'Isere, aber ich muss stopp sagen", erklärte die Amerikanerin, warum sie pausiert. Zudem wird die Kombi in Frankreich mit Abfahrt gefahren.

Vorerst keine Speed-Rennen
Sie glaube aber nicht, dass sie bei dem wenigen Training und der Müdigkeit gute Wettkämpfe im Riesentorlauf und Slalom abliefern könne, betonte sie. Shiffrin wird sich nun vielmehr auf den Riesentorlauf am 20. Dezember in Courchevel vorbereiten. Es wird ihr einziger Rennstart vor der Weihnachtspause sein, danach folgen vor dem Jahreswechsel noch Riesentorlauf und Slalom am Semmering.

Der Verzicht ändert nichts an der einzigartigen Slalom-Erfolgsserie der Mikaela Pauline Shiffrin. In Sestriere hat sie auch den sechsten Slalom in Folge seit ihrer Rückkehr von der Verletzung im Vorjahr gewonnen und den insgesamt elften in Serie, bei denen sie angetreten ist. Mehr als sechs Slalomsiege in Folge hatte zuletzt Janica Kostelic (8) im Winter 2000/01 geschafft.

Super-Slalom-Serie
In den vergangenen 14 Weltcup-Slaloms ist Shiffrin stets auf dem Podest gelandet, nur ein Mal (Dritte in Flachau 2015) nicht als Siegerin. Zuletzt nicht auf dem Slalom-Stockerl stand sie am 13. Dezember 2014 in Aare, also vor zwei Jahren. 23 Weltcupsiege (22 im Slalom) hat die Amerikanerin nun auf dem Konto. Nur Annemarie Moser-Pröll (41) und Lise-Marie Morerod (24) haben vor ihrem 22. Geburtstag mehr Rennen gewonnen als Shiffrin, die im kommenden März 22 wird.

Diese Woche geht es bei den Damen mit gleich drei Rennen und der ersten Kombination der WM-Saison in Val d'Isere weiter. Das erste Training in der französischen Skistation, die damit die dritte Woche in Folge Gastgeber von Weltcuprennen ist, steht Mittwoch auf dem Programm und Lara Gut wird die Triple-Chance und das Fehlen der amerikanischen Weltcup-Leaderin sicherlich zu nützen wissen.

Mit dabei sein will auch Tamara Tippler. Die Steirerin hat sich Anfang Dezember beim Training in Lake Louise einen Teileinriss und eine Zerrung des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zugezogen und danach an sich eine dreiwöchige Pause verordnet bekommen. Nach einigen freien Trainingsfahrten in der Gaal entschied Tippler aber am Montag, nach Val d'Isere anzureisen.

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