Abfahrts-Klassiker

Reichelt markiert erste Wengen-Bestzeit

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Hannes Reichelt war beim ersten Abtasten in Wengen der Schnellste.

Gleich im ersten Abfahrtstraining auf dem Lauberhorn ist Wengen-Spezialist Hannes Reichelt seinem Ruf gerecht geworden. Der Salzburger markierte Bestzeit vor dem Südtiroler Peter Fill (0,23 Sek.) und dem Schweizer Beat Feuz (0,34). Nach dem Föhnsturm präsentierte sich die Piste in einem überraschend guten Zustand, am Silberhornsprung sind aber noch Adaptierungen nötig.

Die Verwüstungen, die der Sturm mit Böen von bis zu 200 km/h mit sich gebracht hatte, waren am Mittwoch alle beseitigt, die Sicherheitsnetze wieder entlang der Strecke angebracht. "Es gibt vielleicht zwei Rennen, wo das überhaupt möglich ist, das ist Kitzbühel und Wengen. Fast egal, was passiert, am nächsten Tag schaut es wieder normal aus", lobte Aksel Lund Svindal die Organisatoren, die auf die Hilfe von Militär, Zivilschutz und Freiwilligen zählen konnten.

"Man spürt, dass es ziemlich warm war, der Schnee ist anders, als wir im Jänner gewöhnt sind. Aber die Strecke ist in einem guten Zustand", sagte der Norweger, der nach einer "nicht perfekten Fahrt" als Sechster 1,49 Sekunden Rückstand hatte. "Mit Startnummer eins im ersten Training ist immer ein bisserl komisch", gab er an. Das Dienstagtraining war wegen der massiven Sturmschäden abgesagt worden.

Reichelt meinte, dass man bei den Sprüngen noch etwas machen müsse ("Das sind noch ganz schöne Böck"), ansonsten schaue die Piste aber ganz gut aus. "Die haben hier gewaltig gearbeitet. Wenn man sieht, wie das VIP-Zelt beim Hundschopf oben ausgeschaut hat, die haben halt jetzt ein Cabrio-Zelt", meinte der Salzburger, der in der Wengen-Abfahrt bereits fünfmal en suite auf dem Podest gestanden ist und davon 2015 gewann.

ÖSV-Fahrer mit Änderungswünschen

Romed Baumann (22./+3,51) wünscht sich ebenfalls noch Arbeiten an der Piste. "Die Kurvenausfahrten sind oft noch knollig und nicht kompakt genug. Den Hundschopf würde ich mir wünschen, dass sie das Tor ein bisserl versetzen, und den Silberhornsprung dafür ein bisserl abgraben. Man landet mit ziemlichem Luftstand im Flachen", sagte der Tiroler, der ebenfalls die Organisatoren lobte. "Respekt, was sie alles geschafft haben. Wir sind vorgestern im Hotel gehockt und haben gehofft, dass die Fensterscheibe nicht reinkommt, die hat sich schon durchgebogen."

Max Franz (7./1,51) ist am Silberhorn wider Willen ein weiter Flug passiert. "Ich dachte mir noch, in dem Teil nehme ich raus, weil ich mir nicht sicher bin, ob der Sprung schon passt. Ich bin schön hingedriftet, habe gut gedrückt und bin dann so abgeflogen. Da ist mir eh mal ein Schrei ausgekommen. Das war schon sehr flach, wo ich gelandet bin", sagte der Kärntner. Auch das Ziel-S werde eine Herausforderung: "Bei 2:30 muss noch einmal alles passen im Schädel."

Gut zurecht kam auch bereits Vincent Kriechmayr (5./0,82), der sich ebenfalls eine Änderung am Hundschopf und dem Silberhornsprung wünschte. "Der Luftstand ist das Problem, ein bisserl zu steil gebaut. Da haben viele sehr weite Sprünge gezeigt, das zahlt sich heute nicht aus. Es war noch keiner im Renntempo, bei einem Rennen hätte es ein paar schlimme Brez'n gegeben", sagte der Oberösterreicher. Die Piste an sich bekam angesichts der Vorgeschichte Lob. "Nach dem Föhn ist es ein Wahnsinn, dass die Piste überhaupt so gut ausschaut. Die Bundesheerler hauen sich schon super rein."

Olympiasieger Matthias Mayer legte wie viele eine Besichtigungsfahrt hin (20./3,28). "Es ist anspruchsvoll von oben bis unten", meinte der Kärntner. "Die Piste wird sich noch entwickeln auf Samstag hin, es ist morgen noch ein Training und Freitag die Kombinationsabfahrt. Es wird schon noch anders werden."

Nach seinem im vergangenen Oktober erlittenen Kreuzbandriss war erstmals Carlo Janka wieder mit dabei. "Ich hatte noch zu wenig Vertrauen zum Draufsteigen, da sind noch Rutschphasen drinnen. Ich werde morgen wieder trainieren und am Abend dann entscheiden", sagte der Schweizer (21.). Sein Teamkollege Feuz, der die Abfahrt in Wengen 2012 gewann, legte zur Freude der Gastgeber schon einmal eine gute Trainingsleistung hin. "Ich wusste nicht genau, wie der Untergrund ist, ob es recht schlagig ist, aber ich habe mich vom ersten Schwung an recht wohlgefühlt."

Nicht am Start war der Franzose Alexis Pinturault, der auf ein Antreten in der Kombination am Freitag verzichtet. Der Gewinner der Bormio-Kombination - in dem Rennen wurde Mayer Sechster - greift damit in den Kugelkampf nicht mehr ein. Das kleine Kristall wird ja bereits am Freitag vergeben.

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