Ex-Coach gegen Springerchef

Showdown im Adlerhorst

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Showdown im Springerlager: Der Ex-Cheftrainer teilt aus, die Stimmung ist vergiftet.

Nach der Quali für die heutige Konkurrenz in Innsbruck (11 ÖSV-Springer im Hauptbewerb, Stefan Kraft 5.) gab es zwar eine leichte Entspannung. Doch der Streit um die Form-Krise unserer Springer ist nach dem Total-Absturz bei der Vierschanzentournee (schlechtestes Garmisch-Ergebnis seit 1979) noch nicht beendet. Ex-Cheftrainer Alex Pointner, mit 17 Goldmedaillen und 6 Vierschanzentournee-Siegen erfolgreicher als jeder andere, legt im ÖSTERREICH-Interview kräftig nach: „Wenn man sieht, wie das, was man über Jahrzehnte aufgebaut hat, gegen die Wand gefahren wird, tut mir das im Herzen weh“ (s. Interview unten).

Im Zentrum der Kritik: Cheftrainer Heinz Kuttin, der morgen 47 wird. Er stelle sich nicht vor seine Truppe, lautet der Vorwurf. Einen Monat vor Olympia verbrennt der Streit den Adlerhorst. Die Vierschanzentournee muss ohnehin abgeschrieben werden. Egal, wie gut Stefan Kraft in Innsbruck und Bischofshofen auch abschneiden wird.

Schröcksnadel: "Es gibt keine Trainer-Diskussion"

Kuttin erhält jetzt allerdings Schützenhilfe von ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel. Der Adler-Chef sitze nach wie vor fest im Sattel, so der Präsident zu ÖSTERREICH: „Es sind keine Änderungen im Trainerteam in Sicht, es ist sicher kein Schnellschuss geplant.“ Es werde definitiv keinen Umbruch im Springerteam geben. Schröcksnadel: „Man kann doch nicht alles ändern, nur weil ein oder zwei Springen schlecht verlaufen sind.“

Auch Kuttin denkt nicht daran, alles hinzuwerfen. Im Gegenteil. Er holte zum Gegenschlag gegen seinen Vorgänger aus. Dass angesichts der schlechten Resultate Kritik aufkomme, verstehe er: „Nicht verständlich und nicht akzeptabel ist aber die Kritik von Alex Pointner.“ Eine Marketingstrategie auf Kosten anderer zu verfolgen, sei nicht akzeptabel, so Kuttin (siehe unten).

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© Reuters

Toni Innauer stellt sich auf die Seite von Kuttin.

Innauer: "Lasst Kuttin in Ruhe weiterarbeiten"

Mit Toni Innauer (59) stellt sich auch ein Olympiasieger und Ex-Erfolgstrainer hinter Kuttin: „Im Skispringen macht man das anders als im Fußball, wo der Trainer ausgewechselt wird. Das ist ein unglaublich sensibler Sport. Lasst Heinz und sein Team in Ruhe weiterarbeiten, dann kann es sehr schnell wieder in die andere Richtung gehen.“ Das beste Beispiel dazu ist das von Innauers Olympiasieg 1980: „Zuvor war mein bestes Tournee-Resultat ein 20. Platz.“ (wek, okk)

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© GEPA

Erfolgscoach Pointner greift seinen Nachfolger an.

Ex-Trainer Pointner: "Sie fahren jahrelange Aufbauarbeit an die Wand"

ÖSTERREICH: Herr Pointner, haben wir eine Adler-Krise?

Alex Pointner: Nach den letzten Ergebnissen kann man definitiv von einer ­Krise sprechen.

ÖSTERREICH: Was wurde konkret falsch gemacht?

Pointner: Es wurde in der vergangenen Zeit zu viel kaschiert durch die Erfolge von Stefan Kraft mit Doppelweltmeistertitel, Weltrekord und Gesamtweltcup. Aber es fehlt eine Person an der Front, eine Ansprechperson. Gerade, wenn es nicht gut läuft. Jemand muss die Verantwortung übernehmen, aber nicht der Athlet. Ich habe mich immer für die Mannschaft verantwortet. Es kann doch nicht sein, dass der Trainer die Wettkampfleitung aus der Hand gibt. Ich bin immer am Trainerturm gestanden.

ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen dabei, zusehen zu müssen, wie die Springer abstürzen?

Pointner: Wenn man sieht, wie das, was man über Jahrzehnte aufgebaut hat, gegen die Wand gefahren wird, tut mir das weh.

ÖSTERREICH: Muss Kuttin um seinen Job zittern?

Pointner: Sie wollten alles anders machen als bei mir. Sie würden an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn am bestehenden System etwas geändert wird. Aber es muss sich etwas ändern. Irene Friedl

Kuttin
© GEPA

Skisprung-Cheftrainer Heinz Kuttin (47) wehrt sich vehement gegen die Kritik.

Kuttin kontert Pointner: "Marketingstrategie auf Kosten anderer"

Kuttin über Pointner: „Die Kritik von Alex Pointner ist einfach nicht akzeptabel. Es kann nicht sein, eine Marketingstrategie auf Kosten anderer zu verfolgen.“

Kuttin über die Zukunft: „Wir brauchen Gelassenheit, um wieder nach oben zu kommen. Die Emotion ist derzeit nicht so positiv, aber wir gehen mit Freude zur Schanze.“

Innauer: "Zu Beginn hatte Kraft Wind-Glück"

ÖSTERREICH: Zu Beginn der Tournee führte Kraft noch. Wie erklären Sie seinen Absturz?

Toni Innauer: Die Führung war nicht ganz repräsentativ. Der Faktor Wind wird unterschätzt. Stefan war nicht in Überform, aber er hatte optimale ­Bedingungen und Glück.

ÖSTERREICH: Trainer Kuttin wird vorgeworfen, dass er sich nicht vors Team stellt, dass Kraft alles abfangen muss.

Innauer: Das kann dich sogar noch stärker machen. Bei Kraft kann alles sehr schnell wieder ins Positive kippen.

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