Sumann hat Staffel nervlich "zwei Jahre gekostet"

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Österreichs Biathleten haben am Freitag (Ortszeit) in ihrem Schlussbewerb ihren großen Wunsch erfüllt und mit Staffel-Silber erstmals Mannschafts-Edelmetall bei Olympischen Spielen geholt. Für Christoph Sumann, der Kanada mit zwei Silbermedaillen im Gepäck verlassen wird, waren es wohl die letzten Spiele, auch Daniel Mesotitsch wird in Sotschi 2014 nicht mehr dabei sein.

Nach seinem Missgeschick im Liegend-Schießen als Schlussläufer, - Sumann hatte vier von fünf Schüssen vernebelt, mit drei Nachlader-Treffern aber nur eine Strafrunde eingeheimst -, hat der 34-jährige Steirer Österreichs Serie bei den Nordischen im Whistler Olympic Park nach zwei Mal Gold der Skispringer und Kombinierer unter tatkräfter Mithilfe seiner Kollegen doch noch fortgesetzt. "Ich habe mir gedacht, die Medaille ist weg. Das war wieder ein typisches Beispiel für Biathlon, dass da alles passieren kann. Gott sei Dank habe ich das Ruder noch einmal herumreißen können und es war an Dramatik nicht mehr zu überbieten. Das Rennen hat mich mich heute, glaube ich, zwei Jahre gekostet", meinte Sumann.

Der Silbermedaillengewinner in der Verfolgung schaffte es dank fehlerfreiem Stehend-Schießen und einem mitreißenden Sprint noch, den Russen Jewgenij Ustjugow um 0,2 Sekunden abzufangen. "Zum Glück habe ich die Nerven bewahrt, weil ich war echt schon panisch. Ich habe mir gedacht, super, jetzt bin ich derjenige, der die Medaille verkackt." Eigentlich habe er Ole-Einar Björndalen, dem Schlussläufer der letztlich "goldenen" Norweger, Paroli bieten wollen. Doch es gab keinen Grund für ihn, Gold nachzutrauern. "Das ist Biathlon, schau wo andere Leute gelandet sind."

Auf "Biegen und Brechen" hätten er und seine Teamkollegen eine Medaille machen wollen. "Wir sind entschädigt worden für die vielen vierten und fünften Plätze. Trotz Missgeschicks, trotz der Misere beim Liegendschießen, ist das Vogerl heute auf unserer Seite gewesen."

Die beiden Olympia-Silbermedaillen werden für den früheren Langläufer die einzigen bleiben. "Sotschi wird mich eher nicht mehr sehen. Ich traue mir zu, so wie ich momentan drauf bin, dass ich noch zwei, maximal drei Jahre auf höchstem Niveau laufen kann", prophezeite Sumann. Er visiert einmal die WM 2012 in Ruhpolding an. "Das wäre ein schöner Abschluss. Aber man soll nie nie sagen", ließ er sich noch ein kleines Hintertürchen offen.

Doch Sumann beruhigte die größer werdende Zahl an heimischen Biathlonfans, denn es kommt auch guter Nachwuchs nach. "Da brauchen wir uns keine Sorgen machen. Biathlon-Österreich kann sich glücklich schätzen." Sumann will versuchen, die Jungen noch zu unterstützen und heranzuführen.

Natürlich war auch Olympia 2006 ein Thema, die damaligen Doping-Razzien nicht zuletzt bei den Biathleten sorgen bis heute für Schlagzeilen. "Ich habe mich mit Olympia versöhnt. 2006 ist sowieso schon lang kein Thema mehr für mich, keinen Gedanken mehr wert. Ich glaube, wir haben uns rehabilitiert", sagte Sumann. Der Schock von Turin hatte letztlich vielleicht sein Gutes: "Wir waren ganz unten und jetzt sind wir dort, wo wir hingehören. Es tut gut. Das war ein Re-Start, wir haben gut gearbeitet vier Jahre lang, die Medaille gehört der Mannschaft."

Sumann sieht Österreich nach dem Gesamt-Weltcup-Rang zwei im Vorjahr und vielen weiteren Erfolgen in der Elite der Skijäger. "Und so wie wir uns heuer präsentieren: Wir sind mit drei, vier Leuten unter den Top 15, und eine (Weltcup-) Kugel haben wir schon sicher, hier zwei Medaillen und pausenlos unter den ersten Zehn. Wir können uns durchaus schon als Biathlon-Großmacht bezeichnen."

Für die Familie Eder, Alfred, den Trainer und Simon, den Sohn und Athleten, schloss sich nach 22 Jahren in Kanada ein Kreis. Denn 1988 hatte Papa Eder in der Staffel in Calgary Rang vier erreicht, 2010 im Whistler Olympic Park gab es für Simon in der Verfolgung Rang vier. "Man hat vielleicht schon nicht mehr geglaubt, dass ein Eder eine Medaille machen kann. Ich glaube zum Glück nicht an Vorhersehungen oder einen Fluch, darum habe ich gedacht, heute müssen wir es machen", sagte der 27-Jährige.

Seine nähere Zukunft? "Die Zukunft geht gleich weiter in Kontiolahti im Weltcup, da geht's für mich ums Rote Trikot im Verfolger. Das wird nicht einfach, aber das möchte ich mir holen, wenn es geht."

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