Segeln

America's Cup auch sportlich eine Farce

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Zuerst Flaute, jetzt Starkwind - America's Cup unter keinem guten Stern.

Der 33. America's Cup wird kein Publikumsmagnet. Ausgetragen zwischen mehreren Gerichtsterminen im Winter vor Valencia, fehlen der Regatta entscheidende Zutaten. "Zeitverschwendung, Beleidigung für den Segelsport", fasste Bruno Trouble das Duell um die begehrteste Segeltrophäe der Welt zusammen. Der ehemalige Organisationschef kann kaum fassen, was aus "seinem" America's Cup geworden ist.

Weil der Streit zwischen dem Schweizer Titelverteidiger-Syndikat Alinghi und US-Herausforderer BMW Oracle Racing komplett aus dem Ruder gelaufen ist, wird der Cup 159 Jahre nach seiner Premiere nicht mehr von Sport und Spannung, sondern von erbittertem Streit und erschwerten Rahmenbedingungen geprägt. "Wir wollten nie im Februar vor Valencia segeln", gab auch Alinghi-Boss Bertarelli zu Protokoll, "zu dieser Jahreszeit sollten wir lieber zu Hause Ski fahren."

Doch ein New Yorker Gericht hat es anders gewollt. Die vom US-Team vor zweieinhalb Jahren initiierte Klagewelle gegen die Schweizer mündete in fatale Urteile: Das 33. Cup-Duell wird mangels Einigung zwischen den beiden Streitparteien zur falschen Zeit und nach Regeln von 1887 ausgetragen. So konnte das am Montag aufgrund einer Flaute ausgefallene Auftaktrennen nicht etwa bei besten Windbedingungen am Dienstag wiederholt werden, sondern darf erst am Mittwoch gestartet werden. Dann soll laut Wetterexperten wieder Flaute herrschen.

"Gut, dass heute keine Fernsehbilder angeboten werden", meinte Trouble am Dienstag, "die Menschen würden uns ja umbringen, würden sie die schönen Segelbedingungen hier sehen ­ leider ohne Segelsport." Die angestaubte Stiftungsurkunde hat das umstrittene Timing vorgegeben, weil ein Ruhetag bis zum nächsten angesetzten Rennen eingehalten werden muss.

Ein US-Sportjournalist erinnerte sich deshalb sehnsüchtig an die 32. Cup-Auflage vor drei Jahren mit elf Teams aus zehn Ländern zurück: "Der Sommer der Liebe nach dem Vorbild der Sechziger ­ das war einmal." Tatsächlich herrscht Eiszeit in Valencia. Im heute wenig belebten Cup-Hafen haben sich die beiden verfeindeten Teams so weit entfernt voneinander wie möglich eingerichtet. Ihre Protagonisten verweigern gemeinsame öffentliche Auftritte, kein Tag vergeht ohne gegenseitige Verbalattacken.

Die verlassenen Hauptquartiere früherer Cup-Teams, die für die aktuelle Auflage vom Geschehen ausgeschlossen wurden, wirken wie Mahnmale. Fans, Journalisten und auch Segler hadern mit dem Cup. Es könnte noch Wochen dauern, bis die zwei oder maximal drei Rennen absolviert sind und ein Endergebnis fest steht, das von der US-Justiz wieder gekippt werden könnte.

Denn im Falle einer erfolgreichen Titelverteidigung von Alinghi gibt es am 25. Februar den nächsten Termin vor dem New Yorker Höchstgericht. Dann soll der Einspruch von BMW Oracle gegen die Segel der Alinghi-5-Jacht behandelt werden, da die US-Amerikaner überzeugt sind, dass diese nicht reglementskonform sind, weil sie nicht in der Schweiz, sondern in den USA hergestellt worden sein sollen.

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