Studium abschließen

Das ist Mirna Jukics neues Leben

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Zurückgetretener Goldfisch konzentriert sich auf Liebe und Studium.

Für ihre Familie hat sich die Entscheidung von Mirna Jukic zum Rücktritt schon länger abgezeichnet. Nachdem sie sich mit Olympia-Bronze 2008 in Peking ihren Kindheitstraum erfüllt hatte, hegte nur die Studentin selbst Zweifel, ob die Zeit für einen Karriere-Schlussstrich denn schon reif sei. Daher nahm sich die 24-Jährige auch ausgiebig Zeit, ehe es zum definitiven Entschluss und am Donnerstagabend zur Bekanntgabe ihres Laufbahnendes kam.

Schwere Entscheidung
Noch im Sommer war die fünffache Ex-Europameisterin recht unentschlossen, machte im August bei ihrem Besuch bei der Budapest-EM auch einen recht wettkampffreudigen Eindruck. Nicht lange davor war sie mit dem Gedanken an ihren sie betreuenden Vater Zeljko Jukic herangetreten, ob sie nicht bei den Staatsmeisterschaften am letzten Juli-Wochenende in Bad Radkersburg antreten sollte. "Das war alles eine Art meines persönlichen Abtestens", erinnerte sie sich bei ihrer Abschiedsparty zurück.

Zum ÖM-Antreten kam es nicht, weil Österreichs dreifache "Sportlerin des Jahres" zu zerrissen war. "Ich habe ihr gesagt, dass sie sich ordentlich vorbereiten muss, wenn sie das will", erklärte der Vater. Seine Tochter war aber schon so sehr in ihrem neuen Leben verankert, dass keine Zeit für einen geregelten Trainingsplan geblieben wäre. Der Papa hat ihr daher empfohlen, es nicht zu machen. Damit war ein Puzzlestein mehr im Entscheidungsprozess dazugekommen, ehe das Gesamtbild konkreter und schließlich fertig wurde.

Weiter im lockeren Training
Etliche Male hatte Jukic die Pros und Contras für bzw. gegen eine Fortsetzung ihrer Karriere aufgeschrieben, blieb dabei in lockerem Training. "Ich habe daher noch immer eine ganz gutes Wassergefühl und glaube,", meinte die Wienerin, "dass ich es bis nächsten Sommer zur WM in Shanghai ziemlich nach vorne hätte schaffen können." Nun aber taucht sie ihren Kopf nicht mehr ins Wasser, sondern in ihre Studienbücher.

Konzentration auf Studium
Nur noch ein paar Prüfungen fehlen ihr in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften zum Bachelor, danach wird Jukic ziemlich sicher den Master in Angriff nehmen. "Nur mit dem Bachelor hat man einfach geringere Jobchancen", begründete Österreichs einzige olympische Goldmedaillengewinnerin in einer Schwimm-Einzeldisziplin ihr Vorhaben. "Vielleicht würde ich auch so einen Posten bekommen, aber ich will ihn nicht nur wegen meines Namens."

Mit Freund Melzer auf Welttour
Wegen diverser Prüfungstermine wird Jukic ihrem Freund Jürgen Melzer erst in zwei Wochen auf die Asien-Tournee nachreisen, beim Turnier in Shanghai dabei sein. Der 29-Jährige respektiert den Rücktrittsentschluss seiner Freundin: "Eine Entscheidung, die sie getroffen hat, die sicherlich nicht einfach war. Sich dann wirklich dazu zu entschließen, das, was sein Leben bestimmt hat, zu beenden, ist nicht leicht. Sie hat sich sehr lang dafür Zeit genommen, hat alle positiven und negativen Aspekte abgewogen."

Möglicher Start bei Ö-Meisterschaft
Auch wenn es international unwiderruflich zu Ende sein soll, wird sich Jukic vielleicht noch das eine oder andere Mal national in Wettkampfbecken blicken lassen. "Ich möchte auf der Liste von meinem Verein stehen bleiben, auch um leichter in das Bad zu kommen, wenn ich Lust zum Schwimmen habe. Und vielleicht springe ich ja vielleicht etwa bei der Vorrunde der Mannschaftsmeisterschaften wieder einmal ins Wasser."

Abgesehen davon überlegt die dreifache WM-Dritte eine Funktion im österreichischen Verband (OSV) als Bindeglied zwischen den Funktionären und den Sportlern. OSV-Präsident Paul Schauer kann sich das gut vorstellen: "Ich werde alles daran setzen. Sie ist eine herausragende Persönlichkeit mit enormer Strahlkraft und Vorbildwirkung auf junge Menschen und sie bringt eine unglaubliche Komplettkompetenz mit."

Verbands-Amt ruhend gestellt
Ihr Amt als Vizepräsidentin des Wiener Verbandes übt Jukic aber vorerst bewusst nicht aus. "Ich bin gewählt worden, ohne dass ich bei der Sitzung anwesend war und kandidiert habe ich auch nicht." Sie hat ihre Funktion daher ruhend gestellt. Das soll zumindest solange bleiben, solange ihr Verein mit dem Verband im Clinch liegt. Laut Zeljko Jukic ist das nach wie vor bzw. wieder der Fall, es geht u.a. erneut um die Bahnen-Einteilung.

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