Der Kohl-Skandal

"Ein Arzt gab mir Doping-Mittel"

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Riesige Enttäuschung über Doping-Sünder Bernhard Kohl. Während er weiter zu seinen Dealern schweigt, drohen ihm jetzt ein neuer Prozess und eine weitere Klage.

Der Jubel im Sommer war grenzenlos: Bernhard Kohl, Tour-de-France-Held, König der Bergetappen. Jetzt ist die Enttäuschung maßlos. Bernhard Kohl: Doping-Sünder und Lügner. Am Tag zwei nach Kohls zweifelhaftem Auftritt vor der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) wird der Ärger bei den heimischen Sportfans immer größer. Denn am Dienstag wurden neue Details zur Befragung am Montag bekannt.

"Keine Angabe"
Vor den NADA-Experten schilderte Kohl demnach nur, dass er das Präparat MIRCERA von einem Arzt erhalten und es sich selbst verabreicht habe. Der Skandal: Kohl nannte weder einen Namen, eine Ordination, ein Geschlecht noch eine Ortsangabe. Er wollte sich nicht einmal zum Ort der Übergabe äußern, wie jetzt aus NADA-Kreisen bekannt wurde. Durch sein Schweigen wurde der 26-Jährige - wie berichtet - zur Höchststrafe von zwei Jahren Sperre verdonnert.

Verwirrung um Kohl-Brief
Dienstagabend meldete sich Kohl per Brief bei der ÖSTERREICH-Redaktion: "Ich habe sehr wohl Namen genannt, ich habe aufgezeigt, wie ich zum Doping kam".

Doch im persönlichen Telefonat fünf Minuten später ruderte Kohl zurück: "Den Namen, den die NADA von mir hören wollte, habe ich nicht genannt". Den Namen des Dealer-Arztes könne er nicht nennen. Das würde die Zukunft dieser Person zerstören.

Fans verärgert
Enttäuscht sind jetzt vor allem die vielen Radsportfans, die nach dem dritten Platz bei der Tour de France noch frenetisch jubelten: In Dutzenden Beiträgen machten sie ihrem Ärger im Internet auf www.oe24.at Luft (Posten Sie Ihre Meinung unten).

Auch Sportgrößen frustriert
Trainer-Legende Gunnar Prokop sagt: "Zuerst hatte ich Mitleid, jetzt bin ich zutiefst enttäuscht." Rudi Massak, Chef des Österreichischen Radsportverbands, ärgert sich: "Als Kohl Doping zugab, war das wie ein 11. September für den Radsport. Und jetzt wurden alle ein zweites Mal hinters Licht geführt." Auch Toni Sailer vermutet, dass der Druck der involvierten Personen immens war.

So oder so - Druck hat Kohl jetzt in jedem Fall: Denn nun soll er Anfang nächsten Jahres auch in Frankreich bei einem Doping-Prozess erscheinen. Und: Sein ehemaliger Teamchef bei Gerolsteiner, Hans-Michael Holczer, überlegt eine Klage gegen seinen gefallenen Schützling

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