Arzt glaubt

Gesamtes T-Mobile-Tour-Team 2006 gedopt

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Der deutsche Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke ist überzeugt, dass zumindest der komplette Tour-de-France-Kader des T-Mobile-Team 2006 in der Freiburger Uni-Klinik unerlaubte Blut-Transfusionen erhalten hat.

"Nach meinen Informationen war das gesamte T-Mobile-Team dort gelegen und wurde per Infusion vollgemacht mit eigenen roten Blutkörperchen. Das wird aber bis heute als so staatsgefährdend angesehen, dass hier einfach nicht durchermittelt wird", sagte der Heidelberger Molekularbiologe und Krebsspezialist in einem Rundfunk-Interview des hr-INFO, das Neujahr ausgestrahlt wird.

Stimmen Frankes Informationen, beträfen die Vorwürfe auch Michael Rogers, den heutigen Kapitän des T-Mobile-Nachfolgers High Road, und den zweifachen Tour-Zweiten Andreas Klöden, der 2007 zu Astana wechselte und dort weiter unter Vertrag steht. Beide standen 2006 an der Seite von Jan Ullrich im Tour-Kader der Bonner. Der Wahlschweizer Klöden ließ eine Beteiligung am Doping-System unter T-Mobile-Regie dementieren. Der dreifache Zeitfahr-Weltmeister Rogers hat Doping mehrfach abgestritten.

Klöden dementiert
"Klöden hat Anfang Dezember mit Johan Bruyneel gesprochen, der die Freiburg-Problematik kennt. Andreas hat ihm versichert, er sei nicht in die Affäre involviert. Wir glauben seinen Aussagen", erklärte am Sonntag dazu Philippe Maertens, Sprecher des neuerdings vom ehemaligen Lance Armstrong-Chef Bruyneel geleiteten Astana-Teams.

Team Astana
Bruyneel will bei Astana in Zukunft ein strenges Anti-Doping-Regime führen Die mit kasachischem Geld gesponserte Mannschaft, bei der weiterhin auch der Österreicher Rene Haselbacher engagiert ist, wurde 2007 nach den Dopingfällen Matthias Kessler, Alexander Winokurow, Andrej Kaschetschkin und Eddy Mazzoleni zum Skandal-Team, das auch vorzeitig die Tour verließ.

Kronzeuge Patrik Sinkewitz
T-Mobile-Ex-Profi und Kronzeuge Patrik Sinkewitz hatte ausgesagt, nach der ersten Tour-Etappe 2006 von Straßburg mit dem Auto nach Freiburg gefahren zu sein, um sich dort unter der Regie der damaligen Teamärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid Bluttransfusionen zu unterziehen. Zwei Tage zuvor hatte das Team-Management seinen damaligen Kapitän Ullrich und den Spanier Oscar Sevilla wegen Doping-Verdachts suspendiert und aus der Tour- Mannschaft gestrichen.

Bei einem Rückblick auf die Dopingfälle 2007 machten IOC-Präsident Jacques Rogge besonders die Vorfälle in der Uni-Klinik Freiburg fassungslos. "Am meisten schockiert hat mich, dass in Freiburg ein derart organisiertes Doping mit der Komplizenschaft von zwei Leuten durchgeführt wurde, die bei so einer renommierten Universität tätig waren", sagte der Belgier.

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