Tennis - Interview

Muster: "Melzer jammert zu viel"

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Muster (43) schenkt im ÖSTERREICH-Interview Melzer ordentlich ein.

Thomas Muster kehrt diese Woche an den Ort zurück, an dem er vor einem Jahr sein sensationelles Comeback im Profitennis gegeben hat. Der Steirer schlägt beim ATP-Turnier im deutschen Braunschweig auf. Nach einem kurzen Abstecher in seine Wahlheimat Australien will der ehemalige Weltranglisten-Erste wieder durchstarten. In ÖSTERREICH schlägt er heute schon auf und gibt richtig Gas.

ÖSTERREICH: Herr Muster, wie war es in Australien?
Thomas Muster: Ich war nur vier Tage dort, um private Sachen zu erledigen. Bei vier Tagen ist der Jetlag kein Problem.

ÖSTERREICH: Was ist für Sie beim Turnier in Braunschweig drinnen? Ihre letzten Auftritte waren nicht von Erfolg gekrönt?
Muster: Ich hab nicht schlecht gespielt, mir hat auch das Glück gefehlt. Beim Challenger in Mailand auf Sand hab ich gegen die Nummer eins verloren. In der Quali von Halle haben sie mich gegen den Sohn von Sergej Bubka verschaukelt. Beim Breakball, bei 4:4 im dritten Satz, hat die Linienrichterin auf Out entschieden. Das war nie und nimmer out! Ohne die Entscheidung hätte ich vielleicht nicht verloren.

ÖSTERREICH: Nagen diese Niederlagen nicht an Ihrem Ego und Selbstvertrauen?

Muster: Nein! In meinem Alter kannst du dir nach 13 Jahren Pause und einem Jahr Training nicht mehr erwarten. Ich hab mich sehr gesteigert, spiele besser, solider, auch mein Aufschlag ist stabiler geworden. Und ich schlage mehr Asse und mache weniger Doppelfehler.

ÖSTERREICH: Sind Sie eigentlich beim Turnier in Kitzbühel am Start?
Muster: Nein! Ich hätte bereits den zweiten Teil meines Vertrages kassieren sollen, aber den wollten die auf einmal nicht erfüllen. Also zeige ich ihnen auch die kalte Schulter.

ÖSTERREICH: Was trauen Sie Jürgen Melzer heuer noch alles zu?
Muster: Es wird für ihn sehr schwer werden, alles zu verteidigen, was er im Vorjahr gewonnen hat. Nach Wimbledon kommen noch Stuttgart und Hamburg. Ich fürchte, da wird für ihn nicht viel gehen. Jürgen hat aus seinen Möglichkeiten sehr spät, aber doch noch viel gemacht. Für mich ist der an den Top Ten dran, aber eher ein solider Top-20-Spieler.

ÖSTERREICH: Zuletzt wurde Melzer aber von Rückenproblemen gestoppt…
Muster: Die Jammerei kann ich nicht mehr hören, diese Rücken-der-Nation-Geschichten. Plötzlich reden alle nur noch darüber und nicht mehr übers Tennis.

ÖSTERREICH: Wer gewinnt Wimbledon – Federer?
Muster: Federer ist nicht mehr schnell genug auf den Beinen. Ich tippe eher auf Nadal oder Djokovic. Eigentlich spricht alles für Djokovic, vor allem der Absprung des Balles, der für sein schnelles Spiel wie maßgeschneidert ist. An Djoker kommt keiner vorbei, der holt sich den Wimbledon-Titel.

(buj)

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