Wilder Kahr-Prozess

Neuer Sexskandal im Ski-Zirkus

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Prozess um sexuellen Missbrauch beim ÖSV mit Zeugin Annemarie Moser-Pröll.

Knalleffekt im Prozess zum Missbrauchsstreit um ÖSV-Ex-Startrainer Karl „Downhill Charly“ Kahr (85) am Bezirksgericht Bludenz. Ausgerechnet Kahr, der gegen die frühere Vorarl­berger Skirennläuferin Marianne H. (65)* und deren Ehemann wegen Verleumdung geklagt hatte, sah sich mit massiven Vorwürfen konfrontiert. Er hätte seinen ehemaligen Schützling, die spätere Skilegende Annemarie Moser-Pröll entjungfert, als diese noch minderjährig war.
 
*Name von der Redaktion geändert


WhatsApp-Botschaften mit pikanten Inhalten

Kahr hatte das Ehepaar wegen übler Nachrede geklagt, weil ihn die beiden mit Whats­App-Nachrichten, die an Annemarie Moser-Pröll gerichtet waren, diffamiert haben sollen. So hieß es in einer der Botschaften, Kahr und Trainerkollege Toni Sailer hätten „viele Mädchen missbraucht und gebrochen“. Moser-Pröll war von beiden Seiten als Zeugin nominiert worden.


Sexbeichte im Zimmer 
der Skiläuferinnen

Ungeheure Vorwürfe. Im Prozess stellte das Ehepaar dann ungeheure Vorwürfe in den Raum: Der Ehemann von Marianne H. sagte aus, Kahr habe seine spätere Ehefrau zum Oralverkehr zwingen wollen und soll betrunken versucht haben, sie zu vergewaltigen. Das hätte ihm seine Frau mehrfach erzählt.

Sie habe aber auch mit­bekommen, wie Kahr mit Moser-Pröll Geschlechtsverkehr gehabt hätte.

Ex-Skirennläuferin Marianne H. bekräftigte die Aussagen ihres Ehemanns und sagte selbst aus, die damals 15-jährige Moser-Pröll habe ihr im Jänner 1969 bei einem Rennen in Frankreich erzählt, Kahr habe sich soeben an ihr vergangen. Die sehr aufgewühlte Moser-Pröll hät­te gemeint: „Es hat mir schon wehgetan.“ Laut einer späteren Aussage Prölls gegenüber ihrer Ex-Sportlerkollegin sagte sie: „Ich habe ihn geliebt.“ Für Kahr gilt die Unschuldsvermutung.

Kahr wies danach im Zeugenstand die Vorwürfe mit Vehemenz zurück. Er hätte nie Sex mit einem der Mitglieder des Damenskiteams gehabt. „Ich habe nicht auf so einem Niveau gelebt. Ich weiß nicht, woher das kommt.“ Er sei schockiert ­gewesen, als ihm Moser-Pröll, mit der er befreundet ist, die WhatsApp-Nachrichten gezeigt habe, darunter ein Foto von ihm mit den Text: „Dein Entjungferer Charly. Du warst noch keine 16 Jahre alt.“.


Moser-Pröll verteidigt Kahr: „Schämt‘s euch!“

„Das ist nicht mehr normal“, zeigte sich Annemarie Moser-Pröll vor Gericht entsetzt. „Schämt‘s euch!“, rief sie den Beklagten zu. „Ich bin von Kahr weder sexuell belästigt, noch missbraucht, noch von ihm entjungfert worden.“. Den „Charly“ hätten alle geliebt,, „auf den sind alle abgefahren“, aber das sei nichts Amouröses gewesen. Auch Toni Sailer war ein großes Vorbild, jetzt werde er dargestellt „wie der letzte Dreck“, kritisierte sie.


Prozess vertagt

Der von Ex-ÖSV-Trainer Karl "Charly" Kahr gegen eine ehemalige Skirennläuferin und deren Ehemann am Bezirksgericht Bludenz geführte Prozess wegen übler Nachrede ist am späten Freitagabend auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Richterin Daniela Flatz wollte weitere Zeuginnen - mutmaßliche Missbrauchsopfer - hören, außerdem soll der Ermittlungsbericht der Staatsanwaltschaft Leoben eingeholt werden.
 
Um den Wahrheitsbeweis des Vorwurfs in einer der WhatsApp-Nachrichten erbringen zu können - nämlich dass Kahr "viele Mädchen missbraucht und gebrochen" habe - müssten noch weitere Frauen befragt werden, die Missbrauchsvorwürfe geäußert haben, so Flatz. Konkret geht es um drei namentlich vorerst nicht bekannte Frauen, die ihre Karriere in jungen Jahren aufgrund der Missbräuche wieder aufgegeben haben sollen. Wie man an die Namen gelangen wird, war vorerst nicht sicher.
 
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