Nach Trennung

Thiem schließt Rückkehr zu Coach Bresnik aus

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ÖTV-Star: "Genieße Trainings und Matches jetzt wieder'

Das mondäne Fünf-Stern-Hotel "Monte Carlo Bay" liegt in der nach Grace Kelly benannten Avenue Princesse Grace. In diesem stand Österreichs Tennis-Star Dominic Thiem am Montag Rede und Antwort zum größten Umbruch seiner Karriere. Die sportliche Trennung von seinem Langzeit-Coach Günter Bresnik scheint zementiert, er schloss am Montag eine eventuell spätere Rückkehr aus und ließ tief blicken.
 

Emotional schwierig

Zu den Gründen, warum es noch kein persönliches Gespräch mit Bresnik gegeben hat, äußerte sich Thiem wie folgt: "Es war halt natürlich schon für beide, denke ich, emotional relativ schwierig. Deshalb ist es besser, wenn man da ein bisserl Gras über die Sache wachsen lässt. Ich habe nach Indian Wells auch extrem viel zu tun gehabt, bin direkt ins Training eingestiegen und habe sehr viel trainiert." Das Gespräch werde er aber hundertprozentig nachholen.
 
Weder ein konkreter Vorfall, noch die Verpflichtung von Nicolas Massu, der vom Touring-Coach nun zum Haupttrainer mutierte, sei ein Grund gewesen. "Nach 15 Jahren entstehen gewisse Dinge. Es ist auch schwierig, die Beziehung immer gut aufrechtzuerhalten, wenn ich mich von 9 Jahren auf 25 Jahre entwickle. Da hat es halt einige Dinge gegeben, die ich mir vielleicht anders vorgestellt habe."
 

Bresnik bleibt Manager

Bresnik bleibt zumindest vorerst Manager, sein Vertrag mit Thiem ist unbefristet. "Tennismäßig ist einmal die Trennung da, aber wie ich auch gesagt habe, ich habe Günter extrem viel zu verdanken. Das Letzte, was ich will, ist eine komplette Trennung. Ich konzentriere mich jetzt einmal auf die ganzen Turniere, alles andere wird man dann eh besprechen müssen."
 
Doch selbst wenn es entgegen seinen Erwartungen mit dem chilenischen Davis-Cup-Kapitän nicht klappen sollte: eine neuerliche Zusammenarbeit mit dem bald 58-jährigen Niederösterreicher kann sich Thiem nicht vorstellen. "Das glaube ich nicht, das würde ich jetzt einmal ausschließen. Wenn es mit Nicolas nicht klappt, - was zur Zeit auf keinen Fall so ausschaut -, dann gibt es genug andere Trainer, die da draußen verfügbar sind."
 

Neues Team

Neu im "Thiem Team" ist neben Massu auch Konditionstrainer Duglas Cordero aus Kuba, den sich Thiem aktuell mit dem Italiener Fabio Fognini teilt. Massu hatte jenen Mann, der ihn einst selbst im Finish seiner Karriere betreut hatte, noch nach Buenos Aires kurzfristig ins Boot geholt. "Ihm muss ich auch einen ziemlich großen Anteil an dem Indian-Wells-Erfolg geben: Ich bin körperlich nicht fit nach Rio angereist, weil mir einfach Trainingseinheiten gefehlt haben. Der hat mich fit gemacht, hat mich dazu gebracht, dass ich mich wieder richtig gut bewege am Platz."
 
Corderos Zugang sei kein großes Geheimnis: Das Simulieren von Bewegungsabläufen, die Arbeit an ökonomischerer Beinarbeit, den richtigen Schritten seien wichtig gewesen. "Ich glaube, dass sich das schon verbessert hat, seit ich mit ihm zusammenarbeite. Ideal wäre es halt, wenn ich immer wieder mit ihm so Blöcke einbauen könnte, wie vor Indian Wells. Er war auch vier Tage in Wien vor Monte Carlo plus jetzt die Zeit."
 
Ob dies nun auch das Ende seiner Zusammenarbeit mit Michael Reinprecht bedeutet, weiß Thiem noch nicht. Auch in der Selbstpräsentation nach außen, - Bresnik hatte doch oft als Thiems "Sprachrohr" gedient -, werde es aber Änderungen geben. "Das werde ich auf jeden Fall machen. Um das wird sich hundertprozentig wer kümmern, aber auch über das habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht, weil das alles noch sehr frisch ist."
 

"Fühle mich sehr, sehr gut"

Auf die Frage, ob sich Thiem nach dieser großen Entscheidung "befreit" fühlt, antwortete der Weltranglisten-Fünfte: "Wenn ich ganz ehrlich bin: ich fühle mich sehr, sehr gut zur Zeit. Seit Indian Wells so gut auf dem Platz und auch abseits wie lange nicht mehr. So ehrlich bin ich. Viele Sachen machen wieder viel mehr Spaß, als es eine Zeit lang der Fall war. Deshalb habe ich alles richtig gemacht", versicherte Thiem.
 
Er lässt auch durchblicken, dass ihm die Freude über einen sogar sehr langen Zeitraum abhandengekommen war. "Die Freude ist komplett da. Ich genieße die harten Trainings wieder, ich genieße die Matches auch. Das war definitiv nicht immer der Fall in den letzten zwei, drei Jahren. Ich habe sehr, sehr gute Wochen gehabt dazwischen, wo ich mich gut präsentiert habe. Aber wenn ich mich so fühle wie jetzt, dann werden diese Durchhänger seltener werden. Das hat nicht alles immer nur mit dem Spielerischen zu tun gehabt", ließ Thiem tief blicken.
 
Nun spüre er wieder Freude in sich. Dies habe sich seit "ein paar Wochen definitiv geändert". Ob dies Rückschlüsse zulasse, dass er jene Entscheidung schon hätte früher fällen sollen? "Das weiß ich nicht. Ich bin jetzt natürlich erwachsener und reifer geworden, vielleicht hätte ich es vor einiger Zeit nicht so durchgezogen. Es ist immer alles für irgendwas gut. Deshalb denke ich, dass das schon der richtige Zeitpunkt war."
 
An seiner "Homebase" Österreich will er grundsätzlich nichts ändern, durchaus möglich aber, dass Thiem künftig nicht mehr in der Südstadt trainiert. "Ich will definitiv in Österreich bleiben. Das ist das beste Land, was es gibt für mich, da habe ich nichts vor daran zu ändern. Ich bin eh selten genug dort. Ich weiß nicht, ob es die Südstadt ist oder etwas Anderes. Es ist auch wurscht, Hauptsache ich verbringe noch einige Zeit in Österreich."
 
Doch nun gilt all sein Fokus dem Beginn der europäischen Sandplatz-Saison. In einer Stadt, dessen große Tennis-Tradition er schätzt. Das luxuriöse Rundherum liegt ihm da weniger. "Wenn ich ehrlich bin, taugt mir das nicht so, die ganze Schicki-Micki-Welt ist nicht unbedingt so meins."
 
Thiem startet am Dienstag mit dem Doppel an der Seite von Jürgen Melzer, mit dem er zumindest auch in Barcelona und Rom antreten möchte. Im Einzel beginnt er erst am Mittwoch gegen Kitzbühel-Sieger Martin Klizan, der sich am Montag nach fast zwei Stunden gegen den Argentinier Federico Delbonis 7:6(3),7:5 durchsetzte.
 
"Er ist in 'best of three'-Matches immer gefährlich. Er hat eine der besten Vorhände im Tennis und bewegt sich auch gut. Das Match in Kitzbühel war nicht schlecht von uns", erinnerte Thiem an die bittere Auftaktniederlage 2018. "In St. Petersburg habe ich richtig gut gespielt, da habe ich ihn dann geschlagen."
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